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Begriffe

1 Studium Generale - Begriffe


Begriffe, die man unabhängig vom gewählten Studienfach gut gebrauchen kann. Die Erklärungen sollen eher einleuchtend als umfassend oder etwa definitorisch randscharf sein.

Abbild. Spiegelbild, Spiegelneuronen
Wer morgens in den Spiegel schaut, sieht gleich, wie ernst die Lage ist. Was sich aufdrängt, ist schon die erste Lüge des Tages. Der linke Arm wird zum rechten Arm. Es fehlt die Tiefendimension, die Plastizität. Der Spiegel spiegelt verkehrt und sagt mitnichten die Wahrheit. Er sagt sie schon, wenn es um die wenig erwünschten Spuren der vergangenen Nacht geht. Es gibt Lügen, an die man sich gewöhnt, und es gibt Wahrheiten, an die wir uns nicht gewöhnen wollen. Das nennen wir zutreffend unser Abbild in schärfster Form, genannt „Spiegelbild”, und es erfüllt prompt einen hohen Grad an Selbsttäuschung, Selbstbetrug.
Ein „Image” ist ein Festplattenbackup, das früh zu machen sich empfiehlt. Es ist die wohl perfekteste „Spieglung” eines Originals und ist von diesem nicht zu unterscheiden.
Wenn wir uns in den Augen, in der Seele eines Menschen spiegeln, gibt es kein Abbild, kein Spiegelbild, sondern das ehrlichste, das wir kriegen können, ehrlich in seiner kostbaren Subjektivität: „Du bist mein Universum, ich will deine Welt sein.” Das ist mehr als Empathie, von der begeistert die Neurogermanisten und Psychologen schwärmen. Das Ölgemälde des Dorian Gray ist der Spiegel des dekadenten Gray und verändert sich im Laufe seiner Ausschweifungen, 1 zu 1 sozusagen. Sein dem täglichen Leben zugewandtes Antlitz verändert sich nicht und ist die Lüge.
Das sich mit seiner Biographie kontinuierlich sich entstellende, in Öl gemalte Porträt wäre die ehrliche Wiedergabe seiner Laster.
Alle anderen Spiegelungen sind eine Metapher des Spiegelbildes, Analogien. „Ganz der Vater” ist vielleicht noch näher am Original dran als ein Spiegelbild. Denn der Ausdruck verlagert den Gedanken des Spiegelns auf die geistige Ebene, auf der Idealisierung möglich ist. Man könnte von ihr mehr halten als von einer simplen fotografischen Wiedergabe.
Es ist die Differenz im Spiegelbild, die zum Nachfragen anregt, nicht das, was gleich ist. Das wird von Neurophysiologen vergessen, die auf die Spiegeltheorie zurückkommen wollen. Die Differenz, das berühmte Delta, ist nicht zufällig da. Das Baby lächelt zurück - aber doch anders als die Eltern, zum Beispiel in der Intensität, Wärme, Offenheit, Dauer. Das Baby gestaltet vielleicht zum ersten Mal einen Ausdruck, der geistig genannt werden muss, nicht einen Stempelabdruck, der von den Erwachsenen herkommt, sondern als eine individuelle, kreative Leistung. Wenn die Eltern immer wieder lächeln, was tut das Kind? Benjamin Libet hat die Versuchspersonen 40-mal in einer Sitzung die Hand abwinkeln lassen, um zu sehen, dass sie es jedes Mal nicht aus freiem Willen tun. Und das Baby? Nur wenn es diese Situation ohne jeden Geist erlebt, müsste es beliebig oft zum Lächeln animiert werden können. Eine gespenstische Szene, die den verliebten Eltern vor der Wiege die Haare zu Berge stehen lassen würde. Oder ist es vielmehr so, dass das Baby sogar mehrere Impulse gebündelt erlebt. In der Nachahmung die Differenz zu erleben, die eben eine individuelle Abweichung ist. Zu erleben, dass es die Möglichkeit gibt, Möglichkeiten, kontingentes Verhalten, überhaupt zu haben. Der erste Schritt aus dem obligaten Schema des Reagierens, der es bedeutet, einen Archetyp individuell aufzufüllen. Baby, vielleicht etwas zaghaft, aber doch nicht blöd.
Mit Abbildern bezeichnet Platon die Gegenstände unserer sinnlichen Körperwelt, den Tisch, den Stuhl. Sie sind Spiegelbilder der Ideen, die ihrerseits unkörperlich sind. Im Ideenhimmel ist also die Idee einer Statue, ihr Abbild ist die Statue aus Marmor vor mir, der natürlich aus konkreter Materie besteht. Sie spiegelt die Idee, hat an ihr teil. Das ist die Grundidee des Platonismus, der die Jahrtausende überdauert hat.
Anders die eigentliche Abbildtheorie: Demnach ist unsere Erkenntnis eine Spiegelung. Das Bewusstsein erkennt die Welt, weil die Wirklichkeit ein Spiegelbild in ihm aufbaut. Daraus folgt die Homunkulus-Problematik, denn jemand muss in diesen inneren Spiegel schauen, um das Spiegelbild wahrzunehmen. Der Theologe Thomas von Aquin spricht geschickterweise von „Entsprechungen” und „übereinkunft” im Gehirn, nicht von Spiegelungen. In diesen Begriffen ist schon die Delta-Differenz mitgedacht, bzw. nicht ausgeschlossen.
Die Widerspiegelungstheorie im Marxismus besagt dann, dass das Bewusstsein die Materie mehr oder weniger adäquat „widerspiegelt”, mit der Tendenz, sich im gesellschaftlichen Fortschritt der Wahrheit anzunähern.
Der italienische Neurowissenschaftler Giacomo Rizzolatti hat bei Experimenten mit Makakenaffen beobachtet, dass sie dieselbe Neuronenaktivität aufweisen, egal ob sie eine bestimmte Handlung ausführen oder eben diese nur bei Artgenossen beobachten. Diese Resonanz oder Spiegelung geschieht, und das ist doch nicht unwichtig, nur bei ganz wenigen Reaktionen auf einen physiologischen Zustand wie Müdigkeit usf. In der prämotorischen Cortex feuert die Neuronengruppe im Sinne einer Planung, dann Millisekunden später, werden die Neuronen aktiv, die die Motorik auslösen. Diese Zweiteilung im Gehirn in Handlungsplanung und Handlungsausführung erlaubt das Planen einer Handlung, ohne sie ausführen zu müssen. Und warum das Gehirn reagieren kann beim Anblick von Handlungen eines anderen, ohne selbst aktiv zu werden. Fraglich scheint dabei zu sein, ob das Handlungsschema eine Rolle spielt und wenn nicht, wie limitiert die Fälle von „Spiegelung” überhaupt sind.
Das Delta, die Differenz wird gar nicht einmal als Möglichkeit von dem Wort „Spiegelneuronen” zugelassen sondern bewusst ausgeschlossen. Eher wie ein Stempelabdruck ist „spiegeln” ein Ausdruck par excellence der Genauigkeit, genauer geht es kaum. Determinismus pur für jede Art von Handlungen?.

Abbild (Mimikry):
Mimikry als Spiegelung. Sie erlaubt es manchen Tieren und Pflanzen, sich durch Nachahmung einen Vorteil und auch einen besonderen Namen zu verschaffen. Die „wandelnden Blätter” sind eine Gruppe von Heuschrecken, die Blätter perfekt imitieren und sich so vor Fressfeinden schützen. Diese Form von Konvergenz lebender Phänotypen (Typen äußerer Erscheinung) hat nichts gemein mit einer Absicht. Das scheinbar Zweckhafte ist nicht geplant, sondern durch selektive Evolution absichtslos entstanden. Ein weißer Falter, der sich auf Birken ausruht, überlebt. Ausschließlich seine dunklen Varianten überleben jedoch, wenn die Birke durch Umweltverschmutzung allmählich dunkel gefärbt wird. Bei der gemeinen Krake (Octopus vulgaris) hat Mimikry auch die schon genannte Zielsetzung, aber ein langer Lernprozess hat ihm Varianten beschert, aus denen er auswählt. Da er noch über kalkulierende Eigenschaften verfügt, geht man davon aus, dass nicht alles nur nach dem Reiz-Reaktionsschema bei ihm abläuft.
Offensichtlich wenig bemerkt wird die Anpassung zwischen Partnern, die länger zusammenleben. Sie ist den Psychologen wohl bekannt. Sie lässt sich manchmal schon im äußeren Erscheinungsbild entdecken, dürfte aber viel entscheidender als psychischer Prozess eine Rolle spielen, damit Menschen zusammen leben können. Der französische Schriftsteller André Maurois hat eine solche „Spiegelung” dargestellt (Climats, 1928), die erst deutlich wird, als der eine Partner stirbt und der überlebende feststellt, dass er längst Eigenschaften und Vorlieben des anderen übernommen hat, die er vorher, zu dessen Lebzeiten bei seinem Partner eher abgelehnt hat.

Abstraktion:
geht weg von der Wirklichkeit bzw. Gegenständlichkeit, mit Maßen oder extrem, wenn es sich um die bildende Kunst handelt oder das Denken. Es ist darauf angewiesen, dass Wahrnehmung und Vorstellung weggeschoben werden können. Wenn der Geist denkt, ist das immer schon Abstraktion vom materiell Gegebenen. Im Sprachlichen gewinnt man durch sie eine Ordnung, die es erlaubt vom Besonderen und Speziellen, auch Unwesentlichen, zum Allgemeinen, Notwendigen oder Wesentlichen fortzuschreiten. Das ergibt neue Ebenen für die Erkenntnis und für neue Formulierungen. „Lüge” als Gattungsbegriff erlaubt, einen Allsatz zu bilden und so im Denken fortzuschreiten.
In der Umgangssprache benutzen wir „abstrahieren” im Sinne von einem schlichten „absehen von etwas.” „Wir abstrahieren einmal davon, dass sie die Frau vom Chef ist”.

Absurd:
Widersinnig, sinnlos. In theologischen Aussagen: was sich nicht beweisen lässt, sondern geglaubt werden muss. Diese Inhalte sind mit der Vernunft nicht fassbar, sie sind absurd. „Ich glaube, weil es absurd ist.” Credo quia absurdum. Das heißt, die Vernunft kann es nicht fassen. Zum Beispiel die Dreieinigkeit, Transsubstantiation (wenn aus Wein und Brot Blut und Leib Christi werden).

Ad absurdum führen:
Eine Behauptung widerlegen, indem man sie übertreibt oder ihren Widersinn aufdeckt. Dienst nach Vorschrift.

Ästhetik:
Theorie, die kein Interesse an „wahrer Erkenntnis” in der Kunst hat, sondern an einem „Wohlgefallen” an ihr. Ist die Frage sinnvoll: Warum ist das Pferd blau? Durchaus, aber nicht die Antwort: Da liegt ein Fehler seitens des Malers vor. Nicht Wahrheit, sondern Genauigkeit bietet Kunst an. Sie ist mit sich identisch, jedes Pixel ist genau konzipiert und gewünscht. Auf diese Weise erlaubt sie einen ansonsten nicht möglichen Homunculus-Blick in den Geist des Künstlers. Dieser Wille des Künstlers dokumentiert sich als der, der wahr ist als sein Ausdruck. Vom Wesen des Schönen handeln viele Beschreibungen und Interpretationen und nur wenige grundsätzliche Prinzipien wie goldener Schnitt und Proportionen sind greifbar. Heute wird der Begriff vor allem verwendet, um eine philosophische Disziplin zu bezeichnen, die Probleme des Schönen sowie seines Gegenteils und der Kunst als Ideologie untersucht. Man kann die Welt rational erfassen, indem man mit Begriffen, mit einer kategorialen Sprache eine Ordnung formuliert, die einem Erkenntnis und Wahrheit erschließt - Man kann mit allen Sinnen die Welt wahrnehmen, das heißt sie ästhetisch erfassen, was mit Wahrheitserkenntnis nichts zu tun hat. Ästhetik ist dann die Wissenschaft, die sich mit dieser Art der Wahrnehmung beschäftigt. Deren Gegenstand ist alles, was für Kunst gehalten wird. Die Bewertung nimmt der einzelne für sich vor, die Kritik und das theoretische Denken. Der amorphe Schrotthaufen auf der Documenta 2012 gehört dazu wie auch der gestaltete Schrotthaufen aus der Werkstatt eines Tinguely. Alles ist möglich, heißt es. Entsprechend gibt es den „Letztwert” (Manfred Thiel) in der Kunst. Die lateinischen Begriffe für unsere Sinneskanäle sind: visuell, optisch, eidetisch - auditiv (Gehörssinn) -olfaktorisch (Geruchsinn) - sensitiv - haptisch (Tastsinn). Alle sind geeignet, so angesprochen zu werden, dass wir aufmerken.

Wittgenstein:
„Ein a priori wahres Bild gibt es nicht. („Tractatus 2.221; 2.224; 2.225). Das wäre das Bild, das ein kategorial erfasstes Objekt als „wahr” zu sein beanspruchen kann. Was wir durch die Sinneskanäle aufnehmen, ist fern davon. Der geliebte Sonnenuntergang gibt keine Antwort auf die Bivalenz (ist diese Sonne nun wahr oder falsch), sondern auf unseren ästhetischen Geschmack. Für den einen Kitsch, für Verliebte eben romantisch.

Ätiologie:
Ursachenforschung, Lehre von den Ursachen, zum Beispiel in der Medizin, um herauszufinden, warum eine Krankheit entstanden ist. Rauchen, bestimmte Bestandteile im Rauch können zu Lungenkrebs führen. - übermäßiges Lesen von Ritterromanen kann den Kopf verwirren (so Don Quijote beim spanischen Dichter Cervantes, gest. 1616). Wird aber nur im Bereich der Medizin gebraucht. Mitunter ist die Suche nach den Ursachen so schwierig, weil viele Ursachen, die in Betracht kommen, nicht isoliert getestet werden könne. Das tödliche Nierenversagen bei Landarbeitern in Mittelamerika erlaubt viele Hypothesen. Vergiftung durch Pestizide, Belastung durch Schwermetalle, extreme Arbeitsbelastung in heißem Klima, extreme Dehydrierung während der Arbeitszeit, Bakterien. Als nächster Schritt, ätiologisch voranzukommen, war die Vermutung, extreme Dehydrierung, große Hitze und schwere körperliche Arbeit eben auch als Dauerbelastung seien Auslöser der tödlichen Krankheit.

Affekt:
Der Begriff wird unterschiedlich definiert. Meist versteht man darunter ein Gefühl, das intensiv ist und nur kurz andauert. Ein Gegenbegriff könnte „Stimmung” sein, die von Dauer ist. Affekt: „Angeklagter, was geschah dann?” „Ich hob zugeschlagen!”- „Warum?” - „Ich hob so a Zorn kriegt.” - In der weitesten Fassung bezeichnet der Begriff jede emotionale Regung. „Mensch, ist der Strand schön!”

Emotion:
Erregung, Gefühl von einer gewissen Ausdehnung. Ein Film voller Emotionen. Er sagte es, ohne eine Emotion zu verraten.

Akzidentiell, akzidentell:
zufällig, unwesentlich, auch, was plötzlich eintritt an einem Gegenstand. Beispiel: Der Vertragszusatz ist akzidentell. Im Gegensatz dazu stehen essentiell oder auch substantiell. Beispiel: Vitamin B ist essentiell für das körperliche Wohlbefinden. Das war ein substantieller Zuschuss zu dem Projekt. Die Farbe Rot ist akzidentiell beim Apfel.

Algorithmus:
Vorschrift für ein System von Ausführungsoperationen, um bei Aufgaben eines bestimmten Typs Lösungen zu erreichen. Also ein Satz von Regeln, der es mir gestattet, bestimmte Aufgaben zu lösen. Um sie zu finden, muss man ganz allgemeine heuristische Regeln einsetzen, Findungsregeln. Willst Du ein Thema über eine Stoffsammlung erschließen, wende die „w”-Fragen an: Wo? Wie? Warum?, Wohin?, Wann? Eine Gebrauchsanweisung beschreibt schon mal einen Algorithmus: Mit welchen Lösungsschritten löse ich die Aufgabe, den Zauberwürfel in die Anfangsstellung zu bringen.
Ein Rechenverfahren oder Lösungsverfahren, das schrittweise vorgeht, nach schematischen Regeln, und zu einem Ergebnis gelangt, zum Beispiel in der Mathematik (a+b)2 = (a+b) x (a+b) = a2+ab+ba+b2, erweiterbar zum sogenannten Pascalschen Dreieck. Allgemein: Verfahren zur Problemlösung in einer Abfolge von Schritten: Die Schritte, die in einer Textverarbeitung nötig sind, um zum Beispiel eine Schrift in fett zu verwandeln und die in einem automatisch ablaufenden Makro zusammengefasst werden können.

Allgemeingültig, Allgemeingültigkeit:
Von allen anerkannt, für alle gültig, zum Beispiel das Grundgesetz, die Atomgewichte, moralische Gebote. Sie beruht auf der möglichen Zustimmung aller.

Alternative:
jeweils eine von zwei Möglichkeiten (also ursprünglich in der Einzahl) oder eine Variante von mehreren Möglichkeiten (Mehrzahl). Er hat die Alternative, in München oder in Berlin zu studieren. Zum Studium selbst sieht er keine Alternative.

Alternativlos:
Es gibt, wird behauptet, keine Wahl. Der Trick: Es muss nicht einmal diskutiert werden. Ideal für Politiker. Unwort des Jahres 2010. Keine Widerrede, die Rede des diktatorischen Stils, da meist als Behauptungssatz ohne Begründung geäußert.

Altruismus:
Für den andern leben. Gegenteil: Egoismus. Nach A. Comte die Moral der Zukunft. Maria Theresa lebt in Bombay für die Armen, sie hat sich dieser Arbeit ganz und gar hingegeben. Die Psychoanalyse verneint, dass Altruismus möglich sei. Der Mensch kann sich nicht aus dem Handlungsprozess mit seinen eigenen Interessen heraus dividieren. Es gibt aber das „echte” Opfer in der Natur und beim Menschen, dass man aus der Logik des Psychologen und seinem Verstrickungsmodell herausnehmen möchte. Es gibt Erscheinungen der Selbstopferung in der Natur, wonach nur die Rettung des Genpools eine Rolle spielt. Das „pro patria mori” gehört dann auch hierhin.

Ambiguität: Doppelsinn.
Zweideutigkeit besonders eines Wortes oder Satzes. Auch Mehrdeutigkeit. Polysemie (Wort mit vielen Bedeutungen, also Mehrdeutigkeit), Homonymie (lautlich stimmen Wörter überein, die verschiedene Bedeutungen haben, Tau - auf der Wiese, Tau - auf dem Schiff). „Sie hat einen Anschlag gemacht.” Als Terroristin, am schwarzen Brett, auf der Schreibmaschine. „Dieters Wahl war eine Sensation.” Er wählte oder er wurde gewählt. Lateinisch „fides”: Treue und Glauben. In den Wissenschaften sind Mehrdeutigkeiten zu vermeiden. Nicht in der Dichtung. Das Adjektiv wird selten verwendet: ambig oder in der französischen Form ambigue.

Ambivalenz:
„Sie liebten ihn, sie schlugen ihn” (Filmtitel). Hassliebe: Wenn entgegengesetzte Gefühle gleichzeitig bestehen, spricht man von affektiver Ambivalenz. Kann Schizophrenie auslösen.

Amnesie:
Gedächtnisschwäche wegen einer Hirnverletzung oder aus seelischen Gründen, wenn aufgrund von Erlebnissen die Psyche sich nicht erinnern will. Wird schon mal vor Gericht in Anspruch genommen, weil sie medizinisch zutrifft, um einen Meineid zu entschuldigen oder die Aus-sage zu verweigern.

Amoralität:
Amoralisch ist nicht dasselbe wie unmoralisch. Der unmoralische Mensch verstößt gegen die Moral, die um ihn herum in seiner Gesellschaft herrscht und die er natürlich kennt. Der amoralische Mensch kennt oder anerkennt überhaupt keine Moral, er hat keine. So wäre das Kind amoralisch, wenn es Frösche mit einem Strohhalm aufbläst, und was es als Erwachsener vermutlich nicht mehr tut.

Analog, Analogie:
Wenn Gleichheit vorliegt, kann man einen Vergleich ziehen. Analoge Verfahren zum Konservieren von Lebensmitteln aus alter Zeit sind Räuchern, Pökeln, Marinieren, Wälzen in Honig.
Wenn verschiedene Gegenstände in bestimmten Merkmalen übereinstimmen. Der amerikanische Senat ist eine analoge Institution zum deutschen Bundesrat, in beiden sind die Länder vertreten. In der Biologie spricht man von Analogie, wenn Organe in ihrer Funktion gleichwertig sind, morphologisch aber unterschiedlich gebaut sind. Der Flügel des Vogels und der des Insekts oder der Fledermaus sind in ihrer Leistung analog, aber nicht gleich gebaut. Sie haben keinen vergleichbaren Zusammenhang mit den Wegen der Evolution. Bei morphologisch gleicher Bauart der Organe spricht man von Homologie. Sie befinden sich dann auch in entsprechender Lage des Bauplans des Körpers. Zum Beispiel die Augen bei den Wirbeltieren. Darin liegt etwas Gesetzmäßiges, während Analogien sich zufällig ergeben haben.
In der Analogie wird eine Vereinheitlichung durch Ähnlichkeit behauptet. Durch sie wird es möglich, Zusammenhänge zwischen nicht verwandten Dingen darzustellen, wo sonst Unordnung und Beliebigkeit herrschen würde. Eine primitive Ordnung einer Welt, die sich wiederfinden lässt zum Beispiel im Voodoo-Zauber (Stechen einer Puppe), um das Opfer zu treffen. „Falsche Analogie” gibt es nicht, entweder besteht Ähnlichkeit oder sie besteht nicht. Das betonte schon Konrad Lorenz. Die Metapher ist eine Möglichkeit, die Perspektive auf die Dinge zu wechseln oder zu behaupten. Damit ist klar, dass es kein einheitliches sondern viele Weltmodelle geben muss. Noch vor der Erkenntnis und ihrem Wandel bringt die Metapher die Weltbilder ins Rutschen. Die analogische Weltsicht ist eine verähnlichende Denkweise, die eine historisch alte Perspektive der Weltanschauung zum Ausdruck bringt. Sie hilft, in der Fülle der Dinge, wie sie ist, eine Reduktion vorzunehmen, auf gedanklich höherem Niveau. Man hat schon einmal die Analogie „das Herz des Denkens”
(Douglas Hofstadter, Analogie, „Mit Analogien ordnen wir unsere Welt”) genannt. Als Redestil und dann...und dann... und dann...ist die Analogie noch weiterverbreitet als man annimmt. Sie gilt als einfach, hilft aber durchaus, eine Welt emotional und kritisch zu ordnen, vor allem wohl auch als nicht letzte Stufe für das Kind, das sich eine Sprache und eine Struktur des Denkens erwerben will. Analoges Denken als Vorübung, bei dem so mancher hängen bleiben möchte: Der Schwatztante an der Kirchentür sagt man diesen Stil nach wie dem, der aus Not auf Einfaches zurückgreift. „Touristen erkundigten jüngst in Athen die überreste eines Tempels, die Geldgeber den Staatshaushalt.” (Unterschrift unter einem Foto, das Touristen vor einer Tempelruine zeigt, BZ 20. August 2012, Euroland bleibt nervös).

An sich:
die „Sache selbst”, ohne Rücksicht auf anderes, außerhalb jeder nur möglichen Beziehung. Das Objekt, ohne Rücksicht auf das erkennende Bewusstsein des Menschen (Kant). Also das, auf das wir keinen erkennenden Zugriff haben. Unterschied zu den einzelnen Dingen, die unseren Sinnen durchaus gegeben sind, ohne allerdings komplett zu sein.

Anthropologie:
die Wissenschaft vom Menschen. Sie fächert sich auf in biologische Anthropologie, auch physische Anthropologie genannt mit solchen Themen, wie der Mensch aus dem Tierreich hervorgegangen ist. Seine körperlichen Gegebenheiten wie die Entwicklung seines Hirnvolumens, seines Längenwachstums in der Zeit. Die philosophische Anthropologie fragt nach dem Wesen des Menschen, der als Mängelwesen gilt oder als „weltoffen” mit Sprachbesitz und Sozial-bildung und der Gut und Böse unterscheidet. Dazu sucht man nach seinen invarianten Eigenschaften und Verhaltensformen, nicht nach den individuellen. Das heißt, es geht um die spezifische Rolle und Eigenart des Menschen in seiner Umwelt. Die Kulturanthropologie leitet ihr Menschenbild aus den geschichtlichen und kulturellen Leistungen des Menschen ab. Konzentriert man sich auf einzelne Bereiche, spricht man von sozialer, politischer, pädagogischer Anthropologie.

Anthropomorphismus:
Er überträgt die Gestalt und das Verhalten, auch die Denkgewohnheiten des Menschen auf Nichtmenschliches, auch auf Göttliches: Gottvater, Gottesebenbildlichkeit des Menschen, seine Güte, der strafende Gott. Er entspringt den begrenzten Möglichkeiten des Menschen, von Gott zu sprechen, suggeriert aber auch die Nähe des Menschen zu einem transzendenten Wesen. Anthropomorph ist aber auch die Annahme, die Erde und nicht die Sonne sei Mittelpunkt der Welt, weil der Mensch grundsätzlich eine Neigung hat, sich im Mittelpunkt zu sehen. Siehe unten, anthropozentrisch.
Die Neigung des Menschen, nach seinem Bilde sich die Welt zu deuten also als gestaltet anzunehmen, genannt Anthropomorphismus, wird in moralischen Dingen von den Alten mit dem homo mensura Standpunkt bezeichnet. Der Mensch ist das Maß aller Dinge. Der Einwand eines Christen würde lauten, das wäre ja fürchterlich, das sei Hybris, Gott ist das Maß aller Dinge.

Anthropozentrisch:
die Annahme, der Mensch stehe im Zentrum des Weltganzen. Dem entspricht das ebenfalls falsche geozentrische Weltbild. Die Forderung, der Mensch mache sich die Welt Untertan als Krone der Schöpfung, geht von einem anthropozentrischen Selbstbewusstsein aus.
Anthropozentrisch sind die Einstellungen, die alles auf den Menschen als zentralen Bezugspunkt beziehen. Die Erde liegt im Mittelpunkt, nicht die Sonne. Der Mensch ist Herr im eigenen Haus, seit Freud regiert ihn aber das Unterbewusstsein. Der Mensch ist die Krönung, Haus der Schöpfung, nein, er stammt vom Affen ab. Anthropomorph ist dagegen die Interpretation der Natur, wenn ihr menschliche Qualitäten zugeschrieben wird: Die Natur soll Intelligenz, Phantasie, Kreativität besitzen. wer sich dabei nicht wohl fühlt, setzt die Begriffe in Anführungszeichen und weiß in der Regel dann nicht mehr, wovon er redet.

A priori:
„von dem Früheren her”. Der Begriff kennzeichnet Kants Erkenntnistheorie, die bis heute rezipiert wird. - Alle Erkenntnis beginnt mit der Erfahrung und wird durch die Sinne vermittelt. So schon bei Lucy. Sie ist aber dazu nur in der Lage, weil sie dazu formal, und das heißt a priori, ausgerüstet ist mit reinen Anschauungsformen und reinen Verstandesbegriffen. Die Anschauungsformen sind Raum und Zeit, Verstandesbegriffe sind die Kategorien. Sie sind „rein”, weil sie nicht auf Erfahrungsgründen beruhen. Eine Vermutung, woher der Mensch sie hat, äußert Kant nicht. Sie gestalten unsere Erkenntnis a priori, die Objekte der Erkenntnis werden durch sie unvermeidbar gestaltet. Zum Beispiel durch die Kategorie Kausalität, die ja nicht in den Dingen der Erfahrung anzutreffen ist, sondern eben in der Vernunft gegeben ist. An ein „Ding an sich” kommt die Erkenntnis also nicht heran. Erkenntnisse a posteriori sind aus der Erfahrung geschöpft, sie ist durch die Sinne gegeben.
Aristoteles kam immerhin auf 10 Kategorien, Kant auf 6 mathematische und 6 dynamische. Mathematische: Quantität (Einheit (Maß), Vielheit (Größe), Allheit (das Ganze). Qualität: Realität, Negation, Limitation. Relation: Substanz, Kausalität, Wechselwirkung. Modalität: Möglichkeit, Dasein, Notwendigkeit. Bei Schopenhauer blieb nur die Kausalität übrig. Nietzsche ist dann ganz gegen Kategorien.

Arbeitshypothese:
sie wird vom Forscher aufgestellt, um eine Richtschnur für sein Arbeiten zu haben. Es ist also im Vornherein nicht klar, ob sie zutrifft oder zu widerlegen ist. Sie ist eine Vermutung, der er mit wissenschaftlichen Methoden erst einmal nachgeht.

Arbeitsteilung:
man beauftragt einzelne Personen oder Gruppen, je einen Teil einer Arbeit auszuführen. In der Biologie spricht man im übertragenen Sinn von Arbeitsteilung, wenn einzelne Organe ihre Leistung für den Gesamtorganismus beisteuern. In der Volkswirtschaft, wenn Berufe oder ganze Erwerbszweige sich verschiedenen Arbeiten widmen, die dem Gesamtwohl zugutekommen. In der Technik, wenn ein Arbeitsvorgang in Teilvorgänge zerlegt wird, um ihn effizient auszuführen. Arbeit am Fließband ist arbeitsteilig. „Taylorismus” in der Autofirma Ford bezeichnete diese Steigerung der Produktionseffizienz. In gesellschaftspolitischem Zusammenhang bekannt, seit der römische Tribun M. Vipsanius Agrippa die gegenseitige Angewiesenheit von Patriziern und Plebejern mit dem Bild von Hand und Bauch als Sinnbild von gesellschaftlicher Aufgabenteilung in einer Rede schildert, um die Stabilität des römischen Staates zu retten.

Arbeitswerttheorie:
Lehrmeinung der frühen ökonomen. Materielle Werte und Reichtum entstehen aus menschlicher Arbeit (Wertschöpfung). Sie stand im Gegensatz zum Merkantilismus, der den Reichtum einer Nation durch ihren Vorrat an Edelmetallen bestimmte und den Physiokraten, die die Natur, den Boden als einzige Quelle für Reichtum ansahen.

Archetyp:
das Urbild, Vorbild, das Muster, das Original, auf die spätere Ableitungen und Ausformungen zurückgehen. In der Literatur zum Beispiel besondere Figuren: Faust, Don Juan und Don Quijote als Archetypen der europäischen Kultur. Faust, der ewig sich bemüht, also mit faustischem, rastlosem Geist ausgestattet ist. Urbild des rastlosen, modernen Menschen. Don Juan, der zwanghaft die Frauen erobern muss. Ein heißes und kritisches Thema für die sexuelle Befreiung und den Don Juanismus als psychologisches Phänomen. Don Quijote, Urbild für den Idealismus menschlicher Handlungsmotive im Widerstreit mit der Realität. Mit diesen Archetypen, die, wenn nicht angeboren, so doch gesellschaftlich hervorgebracht worden sind, kann man den Spannungs-bereich des europäischen Menschen abstecken. Es ist ein schwieriges, eher diffuses Menschenbild, das in den drei konkreten, ausmodellierten Denkfiguren griffig wird und nur in der literarischen Gestaltung seine individuelle Wahrheit behält. Am ersten Typ sollte eher der Psychologe und der Soziologe Interesse haben, am zweiten der geisteswissenschaftliche Interpret.
C. G. Jung nimmt Archetypen für die Seele eines jeden Menschen an. Sie wirken unbewusst. Als „Dominanten des kollektiven Unbewussten” verbinden sie die Menschen durch eine unanschauliche Grundstruktur (daher kollektiv, bei allen vorhanden), die dann von der jeweiligen Kultur und vom Einzelmenschen ausgefüllt wird. Diese Vorstellung profitiert von dem vergleichenden Transfer der Kristallbildung, wo die Strukturbildung in der ihn nährenden Mutterlauge unstofflich vorgeformt ist. Jung nimmt an, dass allgemeinmenschliche Erfahrungen ihren Niederschlag im Erbgut des Menschen gefunden haben und also im Prozess der Phylogenese allmählich gespeichert wurden. Aus diesem Fundus wird durch den Anpassungsdruck und die Umwelt ausgewählt. In den Archetypen sind dann Bild und Emotion vereint. Bei den Tieren sind es angeborene Schemata wie Nestbau, Orientierungstanz der Bienen, Balzverhalten, die Jung mit den Archetypen vergleichen würde.

Argument:
ist in der Rhetorik ein schwaches Beweismittel, eine Veranschaulichung des behaupteten Sachverhalts, um Sicherheit für ihn aufzubauen. Er hatte gar keine Waschmaschine (Argument), warum sollte der Staatsanwalt das Waschpulver einfach mitgehen lassen. Ein Argument ist aber noch kein Beweis. Mit einem Argument wird eine Aussage, eine Behauptung begründet, in der Hoffnung, dass sie akzeptiert wird. Mögliche Antwort: Da musst du dir schon etwas Anderes einfallen lassen. Das ist kein Argument. Ein Beweis wird gewürdigt, um objektiv den Sachverhalt zu stützen. Argumente kommen schon mal aus der phantasievollen Eingebung. Wir benötigen sie andauernd, während in der normalen Rede eher selten etwas bewiesen werden muss. Schlüssige Argumentationen, die aus Ketten bestehen, haben jedoch auch diese Wirkung.
Die (antike) Rhetorik unterscheidet Argumente nach dem Ort, wo sie hergenommen werden: e contrario: Man behauptet etwas und weist nach, dass das Gegenteil nicht wahr ist. Die russische Athletin Tamara Press war ein Mann, denn sie war nachweislich keine Frau, ad hominem: das Argument stützt sich auf das, was der Dialogpartner selbst schon als wahr angenommen hat: Sie haben selbst gesagt... a fortiori: die Stichhaltigkeit des Beweises folgt aus einer schon bewiesenen Behauptung. Nur er war im Besitz dieser Waffe, wie ja schon bewiesen wurde. A fortiori war er der Schütze.

Assimilation:
Biologie: der chemische Vorgang, durch den Nahrungsstoffe in einem Organismus aufgenommen und verwandelt werden. Zellen nehmen durch Osmose Nahrungsstoffe auf, um sie zu assimilieren. Eher unwahrscheinlicher Kontext: Er hat heute schon drei Bier assimiliert. In der Kognitionspsychologie die Einpassung gelernter Inhalte in die schon entwickelte kognitive Struktur und sowie auch in vorhandene Inhalte des Lernenden. Wer einen Wein zum ersten Mal verkostet, analysiert ihn nach Geschmackskomponenten, die er kennt und entdeckt neue. Durch Assimilation des Neuen zum Alten, man könnte auch sagen, durch Integration, werden seine Kenntnisse erweitert. In der Sozialpsychologie und Soziologie der Prozess der Integration von Gruppen in eine kulturell unterschiedliche Umgebung. Die Juden in Deutschland haben sich im 19. Jahrhundert die Frage gestellt, ob sie sich assimilieren sollen und sie zum Teil bejaht.

Assoziation:
In der Soziologie der Zusammenschluss von Menschen, die eine Gruppe oder eine Gesellschaft bilden. In der Psychologie die Verknüpfung von Vorstellungen. Sie haben die Eigenschaft, sich gegenseitig ins Bewusstsein rufen zu können. Feststehende, überindividuelle Assoziationen sind: A sagt „Instrument”, B sagt prompt als Antwort: „Geige”. A sagt „Werkzeug”, B sagt spontan „Hammer”, A sagt „Farbe”, B sagt „rot”. Die Assoziationen sind für gewöhnlich individuell: „Wenn ich an Elvira denke, denke ich an die Malediven” und umgekehrt.- Daher werden sie als ausgezeichnetes Mittel angesehen, Aussagen über das Seelenleben des Individuums zu gewinnen. Sigmund Freuds Abkehr von der Hypnose war die Verwendung des freien Assoziierens, um verdrängte seelische Erlebnisse aufzudecken.
Die Assoziationstheoretiker nehmen an, dass jedes Erinnern früherer Erlebnisse auf dem Weg von Assoziationen geschieht.- Assoziationsgesetze sagen etwas darüber aus, wie sie zustande kommen: über die Ähnlichkeit (wenn ich den Vollmond sehe, denke ich immer an Schweizer Käse), den Kontrast (er will „zum Vorschein kommen” sagen und sagt „Vorschwein”), die Kontiguität (Berührung in der Zeit oder im Raum; zu 1618 assoziiert er 1648, Westfälischer Friede), über Ursache und Wirkung (wegen Reichtum geschlossen - Schild im Fenster eines Schusters, der den Hauptgewinn im Lotto gezogen hatte und was jeder im Dorf assoziieren konnte). - Freie Assoziationen sind bei weitem die zahlreicheren und die Grundlage der psychoanalytischen Behandlung im Sinne Freuds. Es sind die unwillkürlich einfallenden Gedanken, verdrängt und unbewusst, die entstellt zum Vorschein kommen und interpretiert werden können. Dichter kommt man bisher nicht, wird gesagt, an das Unbewusste heran, neben der Traumdeutung.

Aufklärung:
seit Mitte des 18. Jahrhunderts bezeichnet der Begriff das Bestreben, Gedanken und Lehren abzustreifen, die aus der Tradition stammen und lediglich auf Autorität beruhen. Man will das Leben neugestalten, indem man es an der Vernunft ausrichtet. Als Bewegung begann dieses Denken in England im 17. Jahrhundert. Illuminatio. Enlightenment (in den Begriffen steckt „Licht”).
Diese geistige Bewegung markiert in Europa die entschiedene Wendung weg vom Religiösen zum Diesseitigen. Man glaubt, die Welt als Mechanismus rational beschreiben zu können. Man ist optimistisch, das Höchste ist die Vernunft, irdisches Glück ist möglich. Dazu ist Erziehung des Menschen notwendig. Soziologisch ereignet sich der Aufstieg des Bürgertums in die geistigen Bereiche. Der Pietismus ist antirationale Gegenströmung. Der französische Rationalismus wird von Rousseau unterlaufen. Später wirkt er in Deutschland im Idealismus und Liberalismus des 19. Jahrhunderts.
Horkheimer/Adorno, konstatieren in ihrem gemeinsam verfassten Werk Dialektik der Aufklärung die moderne Aufklärung, die kontraproduktiv sich gegen den eigenen Fortschritt wendet. Ihr Gedankenmodell ist der homo oeconomicus der Volkswirtschaft, den sie hypostasieren, das heißt personifizieren, und der seelenlos, ohne Mythos sein Leben kalkuliert, zeitsparend aber sinnlos.

Auslegung:
In der Hermeneutik bezeichnet sie „Interpretation”, in der Rechtswissenschaft das Herausfinden, welchen Sinn Gesetze haben oder Willenserklärungen wie Testamente. Gesetze müssen ausgelegt werden, um ihnen konkrete Fälle unterlegen, subsumieren zu können. Ursprünglich kommt die Auslegung aus der Bibelexegese. Was bedeutet es, wenn Jesus sagt, „mein Reich ist nicht von dieser Welt”. Auslegung als Kunst betreibt die Hermeneutik, Auslegekunst als allgemeine Lehre des Verstehens und des Auslegens.
Automatismen bei Lucy: Die Grundelemente der Greiftechnik, insoweit sie zu Automatismen geworden sind, sind nur Schemata der einfachsten Art und ausbaufähige Vorstufe zu komplexeren Abfolgen. Individuelles Lernen und Assoziieren setzt voraus, dass eine „Körpersprache”, das heißt eine Sprache, die aus der Auseinandersetzung mit dem Stofflichen sich entwickeln konnte, längst möglich geworden war. Die individuelle Greiftechnik setzt dann das angeborene Schema voraus. Es ist vergleichbar einer Zwanghaftigkeit, die zum Automatismus geworden ist, als unwillkürliche Reaktion, die nicht immer willkommen ist. Joe reitet nach Hause, wo er Bill im Bett mit seiner Frau findet. Er zieht den Revolver und schießt rechts am Kopf von Bill vorbei. Der zuckt erschrocken nach links und läuft davon. Immer, wenn Joe, er ist ein guter Schütze, im Dorf Bill trifft, zieht und schießt er rechts an seinem Kopf vorbei. Nach drei Wochen zuckt Bill mit dem Kopf nach links, wenn Joe nur nach dem Revolver greift, nach weiteren drei Wochen schon, wenn er ihn nur sieht. Schließlich hört er nicht mehr auf, mit dem Kopf zu wackeln. Nicht Joe, aber Bill stellt sich in friedlichen Momenten die Frage, wie komm ich da raus, könnte man das auch rückgängig machen. Aber das will er nicht ausprobieren.

Autonomie:
Unabhängigkeit, Selbstständigkeit, wenn man sich eigene Regeln geben kann. In der Biologie die Fähigkeit eines lebenden Systems, in begrenztem Rahmen sich auf Außenreize ein- und umzustellen. Die eigenwillige Definition Maturanas hält die Fähigkeit eines Organismus, gegen ein begrenztes Spektrum von Störungen seine operationale Organisation durchzuhalten, für Autonomie. Damit kann er Handlungsalternativen, durch die Kontingenz und Freiheit in den Organismus kämen, ausschließen. Sie würden den Systemgedanken sprengen. - Autonomie führt aber hier Entscheidungskonflikte mit sich, deren Diskussion nur für den Menschen typisch ist. Autonomie ist hier ein anderes Wort für Handlungsfreiheit. Eine Heuschrecke oder ein Braunbär „handeln” nicht, „Freiheit” ist nicht ihre Sache.
In der Psychologie die Verselbständigung von Motiven, die ursprünglich einmal instrumentell bedeutsam waren: Die Jagd, die früher einmal zur Ernährung diente, wird zum Selbstzweck. Sinnvolle Sparsamkeit bei knappen Mitteln verselbständigt sich zu Geiz beim überfluss. Das ist auch Autonomie aufgrund einer Entwicklungsgeschichte, nicht aufgrund von Willensentscheidungen. Au-tonomiebestrebungen gibt es in der Politik, wenn Gebiete selbständig werden wollen, wie die Basken, die Katalanen in Spanien, die Iren die eine Teilautonomie ausgehandelt haben. Autonomie ist dann ein Ziel für die Psychologen, wenn das Individuum lernt, sich selbst zu bestimmen, etwa in der Reifungsphase. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Die Soziologen sehen da überhaupt schwarz: Wir sind ziemlich durchfunktionalisiert, müssen es sein, um in der modernen Gesellschaft überhaupt überleben zu können. Gerade unsere autonome Individualität ist dann unser Verderben, weil wir für alles und jedes verantwortlich sind, was uns früher durch Sozialstrukturen abgenommen wurde. Außerdem, wie soll im Einzelnen Autonomie überhaupt und sinnvoll aussehen, wenn man zum Beispiel persönliche Bindungen eingeht, wenn man sich entscheidet, einer auch religiösen Idee zu dienen, einen bestimmten Beruf in einer bestimmten Stellung auszuüben. Inwieweit ist der Patient gegenüber dem Arzt autonom, wenn es um wichtige, existentielle Fragen geht. Bei der Patientenverfügung kennt der Arzt die Gesetze, Regeln und Usancen und die praktischen Eventualitäten. Der Patient ist eher auf Mitmenschlichkeit angewiesen, wenn er um sein Schicksal im letzten Lebensabschnitt sich Gedanken macht und auf das, was eine Rechtsprechung konzediert.

Autorität:
Ansehen, Geltung, Anerkennung, die es erlauben, auf andere Menschen Einfluss auszuüben. Abgeleitet wird sie aus speziellen Leistungen, anerkannter Kompetenz, der Tradition oder einem unwiderstehlichen Charisma. Ämter können Autorität verleihen. Man muss ihnen gewachsen sein. Wenn eine Bischöfin mit 1,54 Promille bei Rot über eine Ampel fährt, besitzt sie nach eigener Einschätzung nicht mehr die nötige Autorität, die für das Amt einer „Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland” nötig ist. Sie stellte in der öffentlichkeit immer den Anspruch auf Wahrhaftigkeit. Man kann also Autorität verspielen. Man kann sie missbrauchen, indem man durch Transfer dort von ihr Gebrauch macht, wo sie nicht hinreicht. Anmaßung des Hauptmanns von Köpenick bis zu den 18 Atomphysikern in Göttingen. - Wenn Autorität Schaden nimmt, weil ein Arzt durch Kunstfehler bekannt wird, leidet unter Umständen sein ganzer Stand. Da Ärzte Fehler machen, müssen sie sich davor schützen, dass Geringfügigkeiten ihnen schaden und die Arbeit beeinträchtigen. Daraus den Anspruch abzuleiten, sie machten überhaupt keine Fehler, hat die Gesellschaft aber doch nicht akzeptieren wollen. Wer das Thema gerne bissig mag, schlägt bei G. B. Shaw, Vorwort von The Doctor's Dilemma nach. -Ohne Autoritätsvorschuss wären sie nicht einmal ordentlich arbeitsfähig. Ärzte ohne Doktortitel können ihrerseits durch höhere Leistung den Mangel an diesem Autoritätssymbol ausgleichen.
Im Mittelalter, in dem ein geordnetes Staatswesen von der Struktur seiner Autoritäten lebte, hieß es immerhin, dass die Berufung auf Autoritäten das schwächste Argument bei der Beschaffung von Beweisen sei. Von hier führt eine verständliche Linie der Kritik bis in die Neuzeit, wenn es bei den 68-Studenten heißt: „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren.”

Barock:
Etwa im 17. Jahrhundert erscheinen in der europäischen Kultur Stilmerkmale des Schwulstes und Prunks in der Malerei, Bildhauerei, der Baukunst und schließlich in der Literatur. Merkmal ist die Gespanntheit, nach der Epoche von Harmonie und Ausgeglichenheit. Der christliche Jenseitsblick mit dem moralischen Gedanken an das Memento mori und als Reaktion darauf sinnliche Diesseitsfreude fördern eine irrationale und gleichzeitig rationale Einstellung zur Welt. In der Literatur bezeichnet man den Stil als barock, dessen Formensprache immer wieder in der europäischen Literatur auftaucht, seit der Antike sogar. Es ist der Manierismus gemeint, der sogenannter „überdruck des Stils”, bei dem der Stil wichtiger ist als der Inhalt. „Ein Bauch voller Hunger”.

Bedeutung:
man erklärt etwas, indem man seine Bedeutung herausstellt. Eine Person oder eine Sache hat ein Wesen, einen Sinn, einen Gehalt, die sich verdeutlichen lassen, indem sie ausgelegt werden. Die Bedeutung von „Elvira tanzt” ergibt sich nach dem späten L. Wittgenstein aus den Regeln, wie die einzelnen Ausdrücke in diesem Satz gebraucht werden. Sprachliche Zeichen wie „Elvira” haben eine Bedeutung in dem ihm eigenen Lexikon und ebenso „tanzt”. Die Theorie der Bedeutungen sprachlicher Zeichen wird Semantik genannt. Was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin: Frage nach dem Grund, nach der finalen Berechnung: Den Grund eines Ereignisses zu erfahren, reicht hier, seine Bedeutung zu kennen. Es ist der Grund aber keinesfalls hinreichend, eine Bedeutung zu wissen oder abzuschätzen. Abendrot, gut/schlecht Wetterbot. Der Grund für die Verfärbung ist das eine, sie kann mit einer weiteren Bedeutung verbunden werden, Bote für etwas zu sein. Die Bedeutungslehre innerhalb der Sprachwissenschaft, was bedeutet „Bett”, im Unterschied zu „Canapé” und „Luftmatratze” usf., heißt Semantik (semantisch).

Bedürfnis:
dass ein Lebewesen etwas braucht, um sein Leben zu erhalten oder zu steigern, äußerst sich als Bedürfnis, das sich in einem Bedarf (z. Bsp. 1200 Kalorien) ausdrücken kann. In der Volkswirtschaftslehre spielen Bedürfnisse erst dann eine Rolle, wenn sie von dem Wunsch begleitet werden, sie auch im wirtschaftlichen Handeln im Marktgeschehen zu befriedigen. Alle anderen Bedürfnisse sind nicht von Interesse, etwa: Ohne frische Luft im Arbeitszimmer kann ich nicht arbeiten. Erst wenn das Bedürfnis nach Schokolade dazu führt, dass eine Tafel gekauft wird (täglicher Bedarf), wird es volkswirtschaftlich relevant. Für den Psychologen ist ein Bedürfnis die Folge eines Mangelzustandes, der dazu führt, einen Menschen zu Aktivitäten anzuregen. Elvira hat ein Bedürfnis, sich auszutoben. Am Samstag geht sie in den „Heuboden”. Für Religionen und für die Ethik ist es wichtig, über Bedürfnisse des Menschen nachzudenken, um sie im Zaum zu halten, denn sie können leicht die Interessenssphäre anderer beeinträchtigen. Seit der Mensch im Neolithikum seine Felder abgrenzt, wurde der Unterschied von „mein” und „dein” für jeden sicht- und fassbar. Hinter ihnen steht immer der Druck der Bedürfnisse der anderen, die übergreifen könnten. Für die Volkswirtschaft war wichtig zu sehen, welche Bedürfnisse der Mensch hat, weil sich daraus Verhaltensweisen im Konsum ableiten und irgendwie formelhaft einfangen lassen. Für eine zentralgelenkte Wirtschaftsordnung ohne Belang. Sie dekretiert per Plan, dass keine Bananen angeboten werden, dafür pro Person durchschnittlich die „doppelte Menge” Dachpappe oder Spiel-zeug-Panzer produziert werden. A. H. Maslow hat versucht, in einer Motivationstheorie anhand einer Pyramide erst 1971 unsere Bedürfnisse in einer Hierarchie anzuordnen. Sie reichen von den physiologischen Bedürfnissen (Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung und Wohnung, um die Physis, den Körper zu schützen und Sex) über Sicherheit, Liebe und Zugehörigkeit bis zu den oberen, Bedürfnis nach Wertschätzung und Selbstverwirklichung. Ganz automatisch deklinieren wir diese Ebenen eigentlich täglich und genau abgestuft durch. In unserer Gesellschaft ist das sogar mit erstaunlich geringem Budget möglich. Nicht jeden Tag Hirsebrei und ein zugeteilter Partner aus dem Dorf und beschränkte Selbstwahrnehmung - die Leibeigenschaft wurde im Osten Deutschlands, wo sie noch zum Teil vorhanden war, im 19. Jahrhundert aufgehoben, in Russland schließlich mit der Oktoberrevolution, 1917 -, sondern die Freiheit eines Diogenes in der Tonne. Zwar mit fragwürdiger Behausung und ohne Familienanschluss, womit auch Studenten bisweilen fertig werden müssen, aber mit Selbstbehauptung. Auf dem Markt, wo er lag, ließ er kein gutes Haar an den Passanten. Das stärkt enorm das akademisch angelegte überlegenheitsgefühl, koscht sich fast nix. Und die Gemeinschaften ertragen gelassen die Gemeinheiten aus dem Untergrund. Wer nicht in der Lage ist, die Pyramide des Maslow mit der Tonnenphilosophie des Diogenes abzugleichen, muss sich vom Dichter die Frage gefallen lassen: Was willst du noch mehr? Sie bezieht sich auf die drei Häuser und den zweiten Stent, die du schon hast.

Diogi und Röschen in der Tonne

Den ganzen Tag hat zynisch er gebellt
Bis die Sonne tief zum Horizonte fällt

Das Treiben auf dem Markt bekommt den Trieben
Kehrt pünktlich heim zur Tonne um halb sieben

„Diogi” nennt Röschen seinen Schatz und Pet
Bissig ist er, doch zu Hause sanft und nett

Das Fass hat Raum nur für ein Kissen
Daher sie nichts von Keuschheit wissen

Durchs Spundloch glitzern ewig-kalte Sterne
Ganz nah fühlt Röschen Diogis stille Wärme.

(Gero im Tiefentann, Röschens Poesiealbum, S. 32)

Mehr als wenige wollen noch das Allerletzte, die Transzendenz als Sinn- und Glaubenshorizont. Der Mensch aktiviert die Befriedigung seiner Bedürfnisse in ihrer Dringlichkeit von unten nach oben. Für Unternehmen und ihre Marketingabteilungen ist es durchaus von Wert, Kennziffern an die Hand zu bekommen, mit denen die Wirtschaft rechnen kann.

Behaviorismus:
Die Richtung der Psychologie, die konsequent von jeder Selbstbeobachtung der menschlichen Seele absieht. Nur durch die Beobachtung, wie sich Tier und Mensch verhalten, will man Erkenntnisse gewinnen. Zur Methode gehört die Untersuchung von Reiz und Reaktion, zum Beispiel überprüfbares Absondern von Magensaft (Reaktion) beim Anblick von Futter (Reiz) beim Hund.
Der Behaviorismus hat eine eigene Soziologie und Ethik entwickelt und hat die Lernpsychologie beeinflusst. Er geht davon aus, dass der Mensch seine gesellschaftlichen Defizite ausbessern kann, wenn er über das Reiz-Reaktions-Schema in seinem Verhalten gesteuert wird. Seine angeborenen Dispositionen spielen dabei kaum eine Rolle. Ethik ist machbar, Lernen konditionierbar. Diesem Denken entspricht die operationale Definition: Hunger ist, wenn Magensekret abgesondert wird.

Black-box-Methode:
Man kennt das Verhalten, nicht aber die inneren Vorgänge eines lebenden Systems. Elvira kaut auf den Fingernägeln. Was geht in ihr vor. Ich kann lediglich Hypothesen über die inneren Strukturen, die in ihrer black box ablaufen, aufstellen und versuchen, weitere wissenschaftliche Erkenntnisse hinzuzuziehen. Es bleibt eine sehr schwierige Frage für den Behavioristen, der auch in Reihenuntersuchungen keine korrelierende Verhaltensweisen zum Nägelkauen zwangsläufig finden muss, die sich durch gegenseitigen Bezug erhellen. Erst der Kognitivismus wird beim Blick in die black box fündig.

Beobachtung:
Bezeichnung für die zielgerichtete und methodisch kontrollierte Wahrnehmung von Objekten, Ereignissen. In den Erfahrungswissenschaften ist sie die grundlegende Methode zur Datengewinnung und natürlich zur überprüfung von Hypothesen und ganzer Theorien. Ihr Wert für die Wissenschaften wurde theoretisch im 17. Jahrhundert entdeckt, von dem Renaissancephilosophen Francis Bacon, gestorben 1626. Im Mittelalter, in dem vorkommen konnte, dass man über Beobachtbares ebenso spekulierte wie über nicht Beobachtbares (wie viele Engel können auf einer Nadelspitze tanzen), gehörte sie nicht zu den eigentlichen Methoden der Wissenschaft. Man könnte behaupten, ein Kind habe einen goldenen Backenzahn und es wurde ausgiebig debattiert, ob das möglich sei. Man kam gar nicht auf den Gedanken, nachzuschauen. Die positivistischen Wissenschaften, der Wiener Kreis, legten fest, dass Protokollsätze oder Basissätze am Anfang stehen, in denen Fakten der Wirklichkeit beobachtet und festgehalten werden. Die protokollierte Wirklichkeit wäre die Schnittstelle von sachlicher und geistiger Welt.

Bewusstheit:
wenn ein Erlebnis nicht nur einfach geschieht, sondern zum Gegenstand der Selbst-wahrnehmung gemacht wird, das heißt, wir registrieren den Vorgang in seiner Wirksamkeit in uns selbst. Auf dieser Ebene setzt das (bewusste) Denken mit begrifflichen Instrumenten ein.

Bewusstsein:
ist ein zentraler Begriff der Anthropologie. Die hauptsächlichen Ausrichtungen sind die philosophische, theologische und naturwissenschaftliche Forschung und Erkenntnis. Die Biologen beschäftigen sich mit ihm sowie die Psychologen und Evolutions- und Gehirnforscher. Ein allgemeiner Satz, der es kennzeichnen kann, lautet, dass das Bewusstsein als Voraussetzung jeglichen Erkennens, Wollens und Erschaffens verstanden werden kann. Theologisch kann man sagen, dass es die Verbindung zur Gottheit herzustellen in der Lage ist. Biologisch ist es die letzte Errungenschaft der menschlichen Evolution. Psychologisch kann es eingeordnet werden in eine Struktur oder in ein System von Unterbewusstsein, Vorbewussten, Bewusstsein und überich mit je eigenen Leistungen und Bedeutungen. Für den Neurophysiologen setzt es sich aus vielen Einzelfunktionen zusammen, für die Neuronengruppen im Gehirn zuständig sind.

Bewusstsein:
Bewusstseinsforscher unterscheiden Hintergrundbewusstsein und Aktualbewusstsein. Es muss Realität von den Vorstellungen unterscheiden können. Wünsche, Absichten und Willensakte, dann Emotionen, Affekte und Bedürfnisse geschehen, fließen im Bewusstsein, das man sich als Strom vorstellt. Er wird gebildet von vielen unterschiedlichen Zuständen, sie sind anders, wenn wir dösen oder wenn wir mit Konzentration und Aufmerksamkeit unsere Vigilanz (Wachsamkeit) wirken lassen.
Wegen der vielen Möglichkeiten, die das Bewusstsein hat, Aufgaben zu erfüllen oder zu ignorieren, wollen die Neurophysiologen nicht von dem Bewusstsein sprechen, sondern eben von seinen Funktionen und Fähigkeiten. Andererseits ist aber gerade die Einheit des Bewusstseins eine seiner wichtigsten Qualitäten, was bei bestimmten Krankheiten, die auf es wirken, sofort deutlich wird.

Ich-Bewusstsein:
Es ist meine Wahrnehmung, dass ich es bin, der etwas erlebt, erfährt, empfindet. Es ist das Wissen des Ich um sich selbst als das Subjekt des Erlebens. Das kann abhandenkommen in Krankheit oder Extremsituationen (Elvira war außer sich, sie wurde zur Hyäne). Für den modernen Soziologen und Philosophen handelt es sich um einen prekären Begriff. So ist das Streben nach Ansehen eine Motivation für das Ich, die vom Ich-Bewusstsein wechselnd oder kaum wahrgenommen werden muss, da zur Lebensroutine abgesunken.

Biologie:
Als Lehre vom Lebendigen beschäftigt sich diese Wissenschaft mit den Erscheinungen und Formen des Lebens. Physik mit den Stoffen. Diese haben Ursachen und ereignen sich nach Gesetzen. Die allgemeine Biologie untersucht die Erscheinungen, die allen Lebewesen gemeinsam sind wie Vererbung und Artbildung durch Mutation und Selektion.

Bolschewismus:
radikale Version der marxistischen Lehre mit dem Ziel, die Weltrevolution zu erreichen. Die Menschewiki im Gegensatz dazu waren gemäßigt.

Cartesianismus, kartesisch:
Das ist vor allem das Bekenntnis zu Klarheit und Deutlichkeit im Denken. In allen Bereichen des geistigen Lebens, so die Forderung, soll es rational zugehen. Das denkende Bewusstsein ist Basis für die Seinsgewissheit des Menschen, ich denke, also bin ich. (René Descartes, gest. 1650). Das ist natürlich nicht so gemeint, dass der, der umnebelt-verschwommen denkt, auch nur höchst fragmentarisch existiert, obwohl... Gemeint ist: Ich habe keine andere Art, mich meines Seins zu vergewissern, als zu sehen, dass ich denke.

Coincidentia oppositorum:
Zusammenfall der Entgegengesetzten, vor Gott sind auch Gegensätze gleich, die der Mensch nicht aufzulösen vermag.

Conditio sine qua non:
die Bedingung, ohne die ein Ereignis nicht eintreten könnte. Wenn Elvira Politikerin werden wollte, ist es unerlässlich, dass sie einen deutschen Pass hat. Die Bedingung ist aber nicht hinreichend. Sie muss ein bestimmtes Mindestalter haben, einen festen Wohnsitz.

Darwinismus:
bezeichnet die Abstammungslehre Darwins. Die Natur honoriert die Vertreter einer Art, die am besten angepasst sind, indem sie sie ausliest und überleben lässt. Der Neandertaler geht unter im „Kampf ums Dasein”, der Cromagnon besteht die Herausforderungen der Selektion und überlebt dank seiner fortschrittlichen Merkmale, die es ihm erlauben, sich günstig fortzupflanzen. Es ist immer die Population, die es günstig treffen muss, es geht nur darum, dass sie weiterlebt.
Der Sozialdarwinismus widerspricht der christlichen Ethik. Letztere schützt den Schwachen. Der Sozialdarwinismus lässt ihn zugrunde gehen. Das amerikanische Gesundheitswesen, das 30 Millionen Personen unversichert lässt, ist purer Sozialdarwinismus. Bestimmten Formen des Liberalismus wird er nachgesagt, die soziale Marktwirtschaft will ihn so weit wie möglich eindämmen. Aus dem Denken über eine gerechte Wirtschaftsordnung, besonders bei Walter Eucken (gest. 1950, Freiburger Schule), ging der „Ordoliberalismus” hervor, der, wie der Name schon sagt, der Freiheit Regeln mitgeben will. Damit war der „Sozialen Marktwirtschaft” der Weg bereitet. Das Wirtschaften soll alle besserstellen. Die USA kämpfen schon lange, ihr Gesundheitswesen für alle erschwinglich zu gestalten.

Deduktion:
wenn man das Besondere, Einzelne von einem allgemeinen Satz oder Prinzip ableitet, den konkreten Einzelfall aus einem allgemeinen Satz herleitet. Wenn alle Menschen sterblich sind, Allgemeinsatz, und Elvira ist ein Mensch, Zwischensatz, muss auch Elvira sterblich, sein, das wäre der Einzelfall, die conclusio. Wenn sich alle Körper anziehen, schwach oder stark schon im Atomkern, dann muss auch Elvira anziehend sein. Gegenteil ist Induktion, vom Einzelnen, Besonderen zum Allgemeinen. Ich beobachte, dass dreißig Personen gestorben sind und behaupte, alle Menschen sind sterblich. Der induktive Schluss ist aber problematisch. über ihn hat sich vor allem der Positivismus bzw. Neopositivismus Gedanken gemacht. Der Positivist Popper bemängelt, dass er immer nur falsifiziert, nicht aber verifiziert werden kann. Man weiß also nie, ob er stimmt und ist dazu verurteilt, immer nur zu versuchen, ihn zu widerlegen, letztlich, um dabei zu scheitern, da man nie sicher sein kann, alle in Frage kommenden Fälle aufgespürt zu haben.

Definition:
Sie soll die Bedeutung eines Ausdrucks festlegen. Mit Aristoteles besteht sie in der Angabe des Gattungsmerkmals (genus proximum, der nächstliegende Gattungsbegriff) und der wesentlich unterscheidenden Merkmale (differentia specifica). Der „Mensch” = das Lebewesen (genus proximum), das mit Vernunft begabt ist (differentia specifica, es gibt auch Lebewesen ohne Vernunft, daher spezifisch). - Nominaldefinition = erklärt lediglich den Begriff einer Sache, ohne zu sagen, ob sie existiert. Eine Chimäre = ein Wasserspeier an einer Kathedrale, der Phantasie entsprungen. Realdefinition = sie soll auch eine Aussage über die Existenz einer Sache machen. Die operationale Definition definiert eine Sache, indem sie deren Verhalten nennt und u. U. misst. Liebe = schwitzen und zittern und so weiter. Operationale und andere Definitionen haben heuristischen Wert, sie können unsere Erkenntnis leiten und bereichern. Sie werden so abgefasst, wie man sie für seine Denkzwecke brauchen kann, das ist wichtig zu wissen. Einmal ist der Mensch ein gesellschaftlich lebendes Wesen, das der Sprache mächtig ist. Dann ein eklatantes Mängelwesen, das nichts richtig kann. Dann ein Sündenwesen mit Namen Adam. Die Definition dient dazu, gedankliche Inhalte der Sprache zu bestimmen, abzugrenzen von anderem. Womit wir definieren, nennt man Definiens (Sprache), was wir definieren Definiendum (der Mensch). Der Hirschfänger ist nicht dazu da, Hirsche zu fangen, sondern am toten Wild herumzuschneiden. Definition: Der Hirschfänger (Definiendum) ist ein Messer für weidmännische Zwecke (Definiens). Ein Dreieck ist eine geometrische Figur mit drei Seiten. Das ist eine Nominaldefinition, die etwas festlegt. Noch einmal die Realdefinition. Sie liefert Informationen über einen Begriff, den wir kennen. Er wird analysiert oder expliziert. Der Mensch ist ein sprechendes, soziales Wesen. Playgirl = attraktive, junge Frau, die sich meist in Begleitung reicher Männer befindet. Playmate = attraktive, junge Frau, die als Gefährtin eines Playboys gilt. (dtv Lexikon), das heißt Bestimmung und Abgrenzung, falls man etwas genau wissen will.

Deismus:
Er war im 17. und 18. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet. Der Deismus anerkennt einen persönlichen Schöpfergott wie der Theismus auch und wie ihn die Christen sehen, leugnet aber seinen weiteren Einfluss auf das Weltgeschehen in Natur und Geschichte. Er hat die Welt angestoßen, bleibt aber außerhalb in Untätigkeit. Das sieht der Christ natürlich anders, der auch an Wunder glaubt, Gottes Fügung. Seine Version von Monotheismus nennt man Theismus.

Dekonstruktivismus, Dekonstruktion:
Der französische Philosoph J. Derrida hat diese philosophische Methode mit Berufung auf Martin Heidegger entwickelt, um Texte zu interpretieren. Wir sind durch die Tradition unserer Sprache geprägt. Es fehlt uns der Abstand zu Texten, die in dieser Sprache und Tradition geschrieben sind. Erst wenn wir herausfinden, dass verschiedene Interpretationen möglich sind, werden wir dem Text gerecht. Das entspricht dem historischen Ansatz in der Literaturwissenschaft, den die Hermeneutik verwendet.

Denkmethoden:
Die wichtigsten wurden schon genannt: Analyse, Synthese, Induktion und Deduktion. Die Induktion ist unsicher und daher immer etwas gewagt, die weißen Schwäne sind nicht immer weiß.
Die griechischen Bergziegen flüchten in die Höhle bei jedem donnernden Geräusch, weil sie vermuten, so Konrad Lorenz, dass der Regen folgen wird. Bei Sprengungen ist das eine falsche Schlussfolgerung, die ihre Fähigkeit, kausal zu schließen aber unterstreicht. Der Algorithmus, der Lösungsweg für ein Problem, bedient sich der Induktion als Hypothese mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.
Unter den Denkmethoden gibt es sehr erfolgreiche: Phänomenologische Methode: Sie ist auf dem europäischen Kontinent von großem Einfluss gewesen. Kennzeichen ist die „eidetische Reduktion”. Dieses Erkenntnisverfahren erlaubt ein geistiges Schauen der Gegenstände, eine Intuition, und will zu den gegebenen Gegenständen selbst gelangen. Das soll mit einer dreifachen Reduktion gelingen. 1. alles Subjektive beim Betrachter ist auszuschalten. 2. Alles, was ich theoretisch über das Gegebene weiß, ist auszuschalten, alle Hypothesen, Beweisführungen, sonst wo erworbenes Wissen, 3. jede Tradition und alles, was aus ihr über den Gegenstand gesagt wurde. - Am Gegebenen, am Phänomen interessiert nur, was es ist, seine sogenannte Washeit. Alles Unwesentliche muss ausgeschaltet werden. Das klingt so, als wäre man unterwegs zum Ding an sich, das laut Kants Erkenntnistheorie aber nicht erkannt werden kann. So weit will diese Methode natürlich nicht gehen.
Das muss so sein, weil der Mensch eine fast unüberwindliche Neigung hat,
„in das, was er sieht, fremde, im Gegenstand selbst nicht gegebene Elemente hineinzusehen.”
(J. M Bochenski, Europäische Philosophie der Gegenwart, Bern und München, 1951. Die zeitgenössischen Denkmethoden, Bern 1954).

Also über die kategorial und a priori vor jeder Erfahrung bestimmte Erkenntnis hinaus gibt es dann schließlich eine subjektiv-kulturelle Art, den Erfahrungsgegenstand eben a posteriori aufzufassen. Dafür sorgen Emotionen, Wissen, Vorstellungen, die ihm ein Profil geben, das auch zufällige Elemente enthält. Wer einen roten Fleck sieht, kann lediglich sagen, dass er einen kreisrunden roten Fleck sieht. Ob er aus Kreidepartikeln oder Blut oder ölfarbe besteht, müsste er in einem zweiten Schritt erschließen, denn dieses Merkmal gehört zunächst zufällig, nicht zwingend, zu seinem Wesen dazu. Man kann sich dabei aber nicht auf die Behauptungen anderer verlassen. Sie geben keine ausreichende Autorität ab, um das Wesen der Dinge festzulegen.

Denotation/Konnotation:
Denotation bezieht sich auf den Kern eines Begriffs, was bezeichnet „Milchreis”, Reis mit Milch. Konnotation: Zusätzliche Bedeutungsaspekte, Gefühlswerte, z. Bsp. Milchreis - unbekömmliche Pampe, Schrecken des Wochenendes, Mensa am Samstag.

Determinismus:
Die Naturwissenschaften gehen davon aus, dass alle Vorgänge in der Natur kausal zusammenhängen. Auch schließlich die der Psyche und der menschlichen Handlungen und des Willens. Als Gedankenmodell dient das Bild vom Maschinenmenschen, L'homme machine: Determinismus ist die wesentliche Bestimmung des Physikalismus, der Auffassung, alles sei physikalisch erklärbar. Unsere Gene bestimmen unser Liebesverhalten wie der Hunger die Nahrungszufuhr. Alles in der Natur ist letztlich erklärbar und vorhersagbar. Schon im 18. Jahrhundert wurde dieser Ansatz auf die Anthropologie und Gesellschaftstheorie angewendet. Der Mensch sei eine Maschine. Mit der Heisenberger Unschärferelation kam eine geradezu romantische Ungenauigkeit in die Naturwissenschaften, die aber nur für die Mikrophysik gilt. Im Makrobereich gleicht sich alles wieder zur Kausalität hin aus. Die Geisteswissenschaften verteidigen ihr Konzept vehement gegen die Naturwissenschaften und behaupten, es gebe auch den Indeterminismus, den freien Willen.

Deus ex machina:
Im antiken griechischen Drama brachte schon mal ein einschwebender Gott die Lösung im Handlungsverlauf, wenn der Tragödiendichter nicht mehr weiterwusste. Mit diesem Begriff wird heute gelegentlich ein plötzlicher Handlungsverlauf bezeichnet, in dem mirakulös eine unerwartete Lösung auftaucht.

Diachronie:
Entlang der Zeitachse. Eine diachronische Sprachbetrachtung könnte vom Vulgärlatein die Entwicklung der französischen Sprache bis heute verfolgen. Ergänzend dazu die Synchronie: Die französische Sprache im 19. Jahrhundert, horizontaler Schnitt. Zum Vergleich: Phylogenese und Ontogenese. Begriffe aus der Biologie. Phylogenese ist die Stammesentwicklung, also entlang der Zeitachse. Vom Meeresbewohner zum Festlandbewohner wäre ein phylogenetischer Aspekt unserer Evolution. Ontogenese ist die individuelle Entwicklung eines Organismus. Die Ontogenese eines Embryo geht bis zu seinem Tod.

Dialektik:
Bezeichnet ursprünglich die Unterredungskunst also das Gespräch, während Rhetorik die Redekunst etwa für die Rede vor Gericht, lehrt. Sie will Widersprüche im Denken aufdecken und überwinden, ist also erst einmal der Wahrheit verpflichtet. Sie wird von Hegel im Denken und im Realen als das Wesen der Dinge angenommen. Marx wendet sie in diesem Sinne auf Wirtschaft und Gesellschaft an, als bestimmenden Faktor des Klassenkampfs in seiner historischen Herleitung.

Diametral entgegengesetzt:
Etwas ist völlig entgegengesetzt, wie Nordpol und Südpol, hell und dunkel, Idealist und Realist, Monarchist und Republikaner.

Dichotomie:
Zwei sich ausschließende Begriffe sind dichotomisch, wenn sie mit einem Oberbegriff in Beziehung gebracht werden können. Menschliche Lebewesen gegen nichtmenschliche Lebewesen: Oberbegriff Lebewesen. Dieser ist erschöpfend bei diesem Thema. Männlich - weiblich. Oberbegriff Geschlecht. Der Oberbegriff deckt also beide ab. Er spaltet sich auf in zwei Gegensätze auf der unteren Ebene.

Digitalisierung:
Mit dieser Methode kann man Qualitäten quantifizieren. Das beginnt mit dem Philosophen Descartes, der diese Möglichkeit der Geometrie zuschreibt. Jetzt können Farben und Töne digitalisiert werden, quantitativ gespeichert werden. CD und andere Medien sind nur so möglich geworden.

Ding an sich:
Das Ding an sich ist als unabhängig vom Anderen gedacht, insbesondere vom Menschen als erkennendem Subjekt. Es ist somit unbekannt. Wäre es für uns erkennbar, hieße es „Ding für uns” und wäre vollständig ein Inhalt des menschlichen Bewusstseins. Es ist klar, dass wir das Ding an sich eben nicht erkennen können. Was wir erkennen, ist abhängig von unserem Erkenntnisvermögen, es sind Interpretationen dieses ominösen Dinges, nie gesehen, viel bedacht. Vgl. Abbild. Darüber alles gesagt hat Kant.

Diskurs:
ein begrenztes Thema wird argumentierend abgehandelt im Diskurs. Erörterung, die auf ein Thema begrenzt ist. Auch das philosophische Gespräch, das als Wahrheitssuche aufgefasst wird, indem Gründe und Gegengründe in Für- und Widerrede erörtert werden.

Dualismus:
ist die Lehre von zwei Prinzipien, die absolut unterschiedlich und in einem definierbaren Sinn voneinander unabhängig sind. Es können Mächte sein - Licht und Finsternis, Gut und Böse, Gott - Satan - oder Substanzen. Geist - Materie unterscheidet der Dualist Descartes. Das Gegenteil ist der Monismus. Der monistische Materialismus hält die Materie für die einzige Substanz, mit der unsere Welt vollständig erklärt werden kann. Für den Dualisten gibt es zwei Prinzipien: Geist und Materie. Die Philosophen Eccle und Popper gelten als Fossile des erkenntnistheoretischen Dualismus. Dualismus: In der Religionsgeschichte kennt man Religionsformen, bei denen zwei unterschiedliche oder entgegengesetzte Prinzipien die Grundlage einer religiösen Lehre bilden: Licht - Dunkel, Himmel - Erde, Weiblich -Männlich, Leib - Seele. Der Davidstern besteht aus zwei Dreiecken, die diesen Dualismus verkörpern. In der Philosophie, besonders in der Neuzeit mit Descartes, wird die Einteilung der Welt in res extensa und res cogitans, Körper und Seele, Stoff und Geist vorgenommen. Entscheidend ist, dass es keinen Weg gibt, sie aufeinander zurückzuführen noch sie gegeneinander abzustufen in ihrer Wirkung. Immer virulent blieb aber die Frage, wie sie aufeinander einwirken können, was sie ja offensichtlich tun.

Einfühlung:
Auch Empathie: Man fühlt sich in das Erleben eines fremden Menschen ein, weil man aufgrund seines Ausdrucks, seiner Mitteilungen Kenntnis seiner seelischen Situation hat. Das ist noch nicht Sympathie oder Antipathie, Empathie hält sich in der Schwebe, das heißt, man schlägt sich nicht auf die emotionale Seite des anderen. Sie ist intuitiv und kann so nicht rational ausgesprochen werden und hat eine kognitive Seite, die es erlaubt, über sie zu sprechen und zu denken.
Der Psychologe kommt nur an seinen Klienten heran mittels der Einfühlung, ohne dass er ihn unbedingt sympathisch finden muss. Die Apparateuntersuchung ist dann die kühle Form der Annäherung.

Emanation
ist ein Begriff der Theologie, Philosophie und Physik. Man spricht von Emanation bei Dingen, die aus einem göttlichen Ursprung „herausfließen”. Das kann schon mal eine nicht so geringe Kleinigkeit wie das ganze Universum sein. Damit hätte man eine erste Verursachung gefunden, die für das menschliche Denken ein habituelles (gewohnheitsmäßiges) Vorstellungschema ist und es befriedigt. Was ist der erste Grund, die prima causa. - Der Physiker spricht von Emanation, wenn Gase oder Flüssigkeiten aus festen Ausgangsverbindungen freigesetzt werden.

Von Emergenz spricht man, wenn das Neuartige in der Natur zum Vorschein kommt, sichtbar wird, auftaucht ohne Bezug darauf, ob der Vorgang schnell oder langsam erfolgt, aber mehr ist als das reine Zusammenwirken der beteiligten
Systemeigenschaften.

Emotion, Affekt, Trieb, Motiv, Grund:
Emotion bezeichnet eine Bewegung im Gemüt, einen ausgedehnten Affekt, eine anhaltende Erregung. Im Affekt flammt eng fokussiert eine unkontrollierte Handlungsenergie auf, die häufig zu sozial nicht tolerierten Verhalten führt. Trieb soll ein Streben sein, das unbewusst auf ein Ziel geht, sein Zielobjekt erst noch suchen muss (Bis Oskar seine Elvira gefunden hat, hat er jede Menge Trieb verpulvert). Der Sexualtrieb will ein Ziel, das er hat oder erst noch als Sexualobjekt suchen muss. Hunger, Schlafbedürfnis sind unwiderstehliche Triebe. Motiv ist die Triebfeder, der Antrieb, der Beweggrund des Wollens und Handelns. Motiv ist auf den Willen bezogen. Wenn man die Motive eines Menschen rekonstruieren kann, kann man seine Absichten und Zielsetzungen erkennen, so heißt es. Sie sind also individuell ausgeformt. Der Grund gibt an, dass etwas mit Notwendigkeit folgt. „Alles was ist, muss einen zureichenden Grund haben, warum es ist.” (Der Philosoph Chr. Wolff). Das klingt logisch und ist zunächst auch logisch gemeint. Es gibt begründende Wissenschaften wie die Naturwissenschaften. In der Ästhetik bezeichnet Motiv einen Gegenstand, den der Künstler akzentuiert darstellt. Ein Palazzo in Venedig, ein Blumenstrauß. In der Literatur ein inhaltlich lenkendes Element, z. B. die Eifersucht des Othello, die Rache der Elektra. In der Musik hat besonders Wagner von Leitmotiven Gebrauch gemacht. Wenn das Schwert Siegfrieds zum Thema wird, erklingt dessen Leitmotiv.

Entelechie:
Der Begriff stammt von Aristoteles und enthält „Telos”, Ziel. Es ist die Entwicklung in Richtung auf ein Ziel, zum Beispiel ein Lebewesen, aus einer ursprünglich angelegten Form heraus. Es ist eine Form, zu der der Stoff hinzutritt. Auch eine „zielstrebige Kraft eines Organismus” (Wahrig, dtv) kann gemeint sein, also statt „Form” nun eine ebenso abstrakte „Kraft”.
Weiterhin: Entelechie: bezeichnet den Fakt, dass etwas sein Ziel in sich trägt. Bei Aristoteles ist es die Form, die den Stoff braucht, um sich zu verwirklichen. Es ist später die Kraft, die in einem Organismus wohnt und die ihn zur Selbstverwirklichung treibt. Wie eine Form oder ein Homunculus, der im männlichen Samen hockt und darauf wartet, sich zum Ziel, zum ganzen Homo zu verwirklichen.

Entfremdung:

Rousseau sieht in der Gesellschaft eine von der Natur entfremdete Daseinsweise des Menschen, der sich seiner Freiheit, die er im Naturzustand genießt, entäußern muss, ablegen muss, um eine positive Rechtsordnung einzurichten. Sie soll dann die gesellschaftlichen Rechte und Freiheit aller garantieren. Nach Karl Marx wird der Arbeiter in der kapitalistischen Welt der Produktion in seiner Arbeit zur Ware, für die er entlohnt wird. Die Zwecke seiner Arbeit sind ihm fremd und äußerlich, daher Entfremdung und Selbstentfremdung des Arbeiters.

Entropie:
Dieser physikalische Begriff besagt, dass die Wärme nur vom wärmeren Körper zum kälteren strömt. So kann man sagen, dass die Welt zu einem Maximum der Entropie strebt. Ist es erreicht, tritt der „Wärmetod” ein und die Gasmoleküle in einem geschlossenen Behälter bewegen sich gleichförmig oder gar nicht und bleiben bei einer Durchschnittstemperatur. Es war Hermann von Helmholtz, der 1854 in einem berühmt gewordenen Vortag ein wichtiges Gesetz aus der Thermodynamik auf das Universum bezog. Am Ende aller Tage würden alle Temperaturdifferenzen im Weltall ausgeglichen sein. Der „Wärmetod” sei der Tod für alles. Das wäre eine physikalische Antwort auf die Eschatologie der Religionen.

Entwicklung/Evolution:
Man spricht von der kosmischen, der chemischen und der biologischen Evolution. Dann von der menschlichen und wirtschaftlichen Evolution, von der kulturellen. Und der Begriff ist falsch. Nicht von einem Knäuel, einer Spule hat sich da ein Entwicklungsfaden abgespult, der fertig vorgelegen hätte. Kleist spricht vom Verfertigen des Gedankens beim Reden. Der Gedanke wird entwickelt, indem er Satz für Satz erfunden wird. Konrad Lorenz spricht von Fulgurationen, vom blitzartigen Entstehen von Neuem, von dem, was vorher nie dagewesen ist, wie bei einem Urknall auch schon. Nicht rein kausal ist die Evolution verlaufen, sondern mit kritischen Situationen, in denen die Natur so etwas wie Sprünge in nicht Vorhersehbares hineingemacht hat. Zufall und Notwendigkeit prägen ihren Verlauf, wie Monod feststellt. Gemeinsame Züge gibt es bei diesen verschiedenen Evolutionen: Aus dem Einfachen sind komplexere Formen hervorgegangen, aus Elementarteilchen Atome und Moleküle, aus Horden und Gruppen Staaten-verbände. Gradualistisch entstehen Veränderungen aus Mutationen und Selektionen, die zu Neu-kombinationen der Gene führen.

Erfahrung:
Man kann Erkenntnis aus vielen Quellen schöpfen, muss aber nicht immer wissen, was die Quelle sagt. Man sieht, dass Elvira errötet und weiß, sie ist verliebt. Oder sie schämt sich. Oder sie hat Fieber. Erfahrung ist, wenn man ziemlich sicher sagen kann, was es ist, nämlich keins von alledem. Elvira hat einen heftigen Sonnenbrand. Erkenntnis durch Beobachten gewinnt zum Beispiel der Behaviorist, aber, wie man sieht, reicht sie nicht aus. - Man schaut nicht Elvira an, sondern in ihr eigenes chaotisches Inneres und ordnet es gegebenenfalls. Erkenntnis durch Introspektion, aus der man Erfahrung gewinnt. Wenn Elvira errötet, hat das meist diesen Grund. Man reduziert die Objekte auf ihr Wesentliches und gewinnt phänomenologische Erkenntnis, also Wesens-schau genannt, wie die Nabelschau die Welt bedeutet. Man gewinnt Erkenntnisse, indem man aus Erfahrungen induktive Schlüsse zieht. Immer wenn Elvira Oskar auf der Straße trifft, geht sie auf die andere Straßenseite. Oskar schließt induktiv: Alles vorbei. Er speichert das, was er beobachtet, als Erfahrung. Aus Erfahrung wird man klug. Immer wenn die Mädchen ihn sehen und die Straßenseite wechseln, muss das etwas bedeuten. Lebenserfahrung lässt die Dinge des Lebens verstehen, ohne sie jedes Mal neu studieren zu müssen.
Die Erfahrungswissenschaften vermitteln das Erfahrungswissen, also vor allem die Naturwissenschaften. Auch die innere Erfahrung wird dazu gerechnet, also durch Introspektion gewonnene Erfahrungen. Der Schauspieler und Komiker Heinz Erhard: „Was bin ich doch wieder für ein Schelm!”
Der Empirismus leitet alle Erkenntnis aus den Erfahrungen der Sinne ab, was man sieht, hört, schmeckt usf. Er ist die Methode, um alle Wissenschaften und Lebenspraxis zu begründen, also den Positivismus und den Pragmatismus. Daher die Bedeutung der Protokollsätze in den Naturwissenschaften. Die gegensätzliche Position nimmt der Rationalismus ein. Er betont die Vernünftigkeit und logische Ordnung der Dinge. Er ist die Denkweise der Aufklärung, die mit ihrem Optimismus an die unbegrenzte Erkenntniskraft des Menschen glaubt.

Erkenntnistheorie:
Epistemologie: ist eine philosophische Disziplin, da die Philosophie sich mit dem Allgemeinsten befasst. - Ihr Gegenstand ist das, was man „Logik des Wissens” nennt. Auch was ein Bienenzüchter über seine Bienen weiß, ist nur zusammenhängend durch eine Logik des Wissens. Die formulierten Aussagen über den Schwänzeltanz der Bienen müssen wahr sein und deshalb durch zwingende Gründe, hier aus der Erfahrung, abgesichert sein. Grundlagen der Erkenntnis sind Sinneserfahrungen. Diesem empiristischen Standpunkt steht der Apriorismus entgegen. Er legt auch die Sinneserfahrungen zugrunde, sie sagen ihm aber nicht so wie sie sind, die Wahrheit. Kategorien, die mit der Vernunft und dem Verstand vorgegeben sind, beziehen sich auf die Sinneserfahrung und das findet seinen Niederschlag in der sprachlichen Begrifflichkeit zu einer Erkenntnis. „Die Straße ist nass, weil es geregnet hat.” Den Schluss kann ich ziehen, weil das Wörtchen der Kausalität „weil” als Kategorie des Denkens mir erlaubt, einen möglichen Grund, der im übrigen nicht stimmen muss, anzugeben. Wenn ich Kausalität prinzipiell nicht annehmen und ausdrücken könnte, weil mir die gedanklichen Mittel dazu fehlen, würde ich den Sachverhalt so nicht sehen können. Im Unterschied zum Empirismus spricht man hier vom Idealismus, die Welt und deren Tatsachen werden in ihrem Sinn, den wir ihnen geben, von uns und durch unser Bewusstsein erst konstituiert, entworfen und aufgebaut.- Der Realismus geht davon aus, dass die Tatsachen existieren unabhängig von unseren Erkenntnismöglichkeiten. Sie existieren an sich. In der Kunst und Literatur zeigt er sich durch Detailfreude.

Erkenntnistheorie, Evolutionäre:
Die Erkenntnistheorie ist die Antwort auf die Frage, ob die Dinge, die wir sehen und erkennen, auch so beschaffen sind wie wir sie sehen und erkennen oder ob ihnen „Dinge an sich” zugrunde liegen, die es zwar gibt, die sich aber unserer Erkenntnis nach Form und Inhalt entziehen. Die evolutionäre Erkenntnistheorie, die auf den Biologen und Nobelpreisträger Konrad Lorenz zurückgeht und von Gerhard Vollmer in extenso dargelegt wurde, vertritt die These, dass das menschliche Erkenntnisvermögen sich im Verlauf der biologischen und anthropologischen Evolution entwickelt hat. Das wäre kein Beitrag zur eigentlichen Erkenntnistheorie, sondern liefert nur eine zeitlich und kausal begründete Entstehungsgeschichte. Mit ihr wäre nicht der Anspruch verbunden, die Anpassungsvorgänge in der Natur könnten einen Erkenntniswert besitzen. Die Flosse ist aber keine Erkenntnis des Wassers, der Flügel keine Erkenntnis der Luft. Darin steckt keine Angleichung der Sache an den Intellekt, sondern einer Sache an die Sache. Die Naturalisierung der Erkenntnistheorie, die hier vorliegt, ist somit doppeldeutig. Es soll eine Ankopplung an die Natur gelingen, die Kant als „Erfinder” des Apriorismus ausschloss und eine „Erkenntnisfunktion” in der Natur gesehen werden. - Diese evolutionäre Theorie sieht den Abstand zwischen erkennendem Subjekt und Ding (an sich) nicht so rigoros. Es spricht viel dafür, dass wir an ihm „so einigermaßen nahe dran sind”, wie es ist.
Eschatologie: Damit sind die Anschauungen und Glaubensvorstellungen bezeichnet, die die „letzten Dinge” betreffen. Das Schicksal des einzelnen Menschen nach dem Tod sowie das Schicksal der ganzen Menschheit, das zukünftige Geschick der Welt. Gefragt wird nach dem Sinn und Ziel des Lebens, der Geschichte und der Welt. Es ist die Frage: sub specie aeternitatis: Das Leben im Lichte der Ewigkeit. Themen der Eschatologie: Von der Auferstehung der Toten, vom Jüngsten Gericht, dem Tausendjährigen Reich Gottes.

Esoterisch, kryptisch, hermetisch:
Drei Begriffe der Notwehr. Schutz gegen die banalen Menschen und banales Wissen. Aufwertung des Gegenstandes, der kostbar wird, wenn nur Eingeweihte ihn verstehen. Eine Sprache ist nicht esoterisch, nur weil man sie nicht versteht. Selbst Schweizer Dialekte aus den Tälern nicht, auch wenn man sie nicht erlernen kann. Solche Phänomene nimmt man hin, wie die mit mathematischen Symbolen vollgekritzelte Tafel eines Atomphysikers. Außerhalb der Physik haben Begriffe wie „Schwingungen” oder „Felder” eigentlich nichts zu suchen, da sind sie pure Esoterik, weil nur mit einer speziellen, physikalischen Theorie verständlich. Als uneigentliche, metaphorische Begriffe lenken sie eher in die Irre als dass sie den Gedanken Klarheit bringen. Kryptisch sind bestimmte Bücher der Bibel, das heißt geheim, nicht veröffentlicht. Hermetisch nennt man sehr schwer oder auch schon gar nicht verständliche Dichtung.

Ethik:
Was soll ich tun. Religiöse Aussagen über den Menschen beinhalten ein bestimmtes Menschenbild und beziehen sich auf die Weise, in der der Mensch die Welt versteht. Sie beeinflussen auf diesem Weg die Ethik, die dann christliche, jüdische, islamische, hinduistische Ethik genannt wird. Und es gibt eine philosophisch begründete Ethik bei Kant: Handle stets so, dass die Maxime deines Willens zu einer allgemeinen Gesetzgebung dienen kann, und weitere wie die Kasuistik. Ethik ist die Lehre, Moral die Praxis.

Ethnologie, Ethnien:
Verhaltensforschung in seinem praktischen Rahmen. Zum Beispiel Heiratsregeln bei Eingeborenen. Begrüßungsformeln und -riten, Nasenkuss bei den Maori, dem indigenen Volk Neuseelands, wann wird er angewendet und wann nicht. Mit dem Verhalten in einem theoretischen Rahmen beschäftigt sich ausschließlich die Psychologie des Behaviorismus.
Der Mensch musste früh, um Tiere zu domestizieren, deren Verhalten beobachten. Verhalten wird zum Teil vererbt, aber auch erworben, dient dem überleben. Die behavioristische Methode will Objektivierbarkeit und geht von den Reiz- Reaktions-Beziehungen aus, bei denen im Labor die Reize künstlich variiert und der Output gemessen werden. Die milieutheoretisch ausgerichtete Forschungsrichtung des Behaviorismus steht dazu im krassen Gegensatz. Als angeboren lässt er nur einfachste Reflexe gelten.
Völkerkunde, die früher mehr die sogenannten primitiven Kulturen zum Gegenstand hatte, heute als eine umfassende Kulturwissenschaft aufgefasst wird. Im französischen und englischen Sprachgebrauch wird sie mit „Anthropologie” bezeichnet. Der Datenerhebung und Interpretation kommt besondere Bedeutung zu. Es werden Schulen und Richtungen unterschieden mit je eigenen Zielen. Sie soll auch dazu beitragen, Vorurteile vor „fremden” Völkern und ihrer Kultur abzubauen.
Für Ethnologie interessiert sich, wer die Kulturen des Menschen kennen lernen möchte, um sich einer universellen Kulturgeschichte zu nähern. Sie kann darüber unterrichten, wie wir Heutigen das Erbe vergangener Kulturstufen auch aus archaischer Zeit in uns tragen, wie wir fremde Kulturen aus unseren eigenen Verhaltensweisen heraus verstehen können. Kochgewohnheiten, Heiratsregeln, Gastfreundschaft, religiöse Riten und andere Themen.

Ethologie:
Lehre von den Sitten und Gebräuchen eines Volkes, die von der Ethik beschrieben werden (s. o.). Auch Charakterforschung, wie also der Einzelne sich habituell verhält.

Ethos:
Weltethos, eins der Anliegen des Theologen Hans Küng. Wenn die Welt global näher zusammenrücken will, braucht sie auch ein Weltethos. Das Konzept „Weltethos” will das herausfinden, was alle Völker mit ihren verschiedenen Vorstellungen über Ethik unterschreiben könnten. Dabei spielt durchaus eine Rolle, was die Verhaltensbiologie beisteuern kann. Wenn wir wüssten, wie Lucy oder ihre Nachfahren im relativen Naturzustand sich benommen haben, um überhaupt in einer Gruppe leben zu können, müssten wir auch etwas über uns Heutige erfahren.
Der Verhaltensbiologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt weist nach, dass das Verhalten, soweit der Mensch es ererbt hat, in der Tat auf moralanaloges Verhalten bei den Tieren zurückgeht. Fünf große Gebote der Menschheit hätten hier ihren Ursprung. In der Gruppe mordet man nicht den Artgenossen, weil es sie schwächen würde, außerhalb kann das Töten angebracht sein. Innerhalb der Gruppe ist wahrhaftige Verständigung unerlässlich. Zuverlässigkeit zahlt sich am Ende für alle aus. Besitz und Eigentum möchte ein jeder behalten. Schon der Diebstahl von Wasser kann tödlich für den Bestohlenen sein. Irgendwann wurde die totale Promiskuität in der Horde aufgegeben. Man wollte wissen, wer zu wem gehört. Damit gibt es Treue und Monogamie und keinen Kindsmord mehr. Das gilt auch heute noch im Großen und Ganzen. Ab da gibt es den Begriff „Unzucht” und „Unsittlichkeit” auch als Straftatbestand von z. T. drakonischen Sanktionen wie Steinigung bedroht. Drakonische Maßnahmen waren angesagt, weil der Mensch bestimmte Dinge immer schon attraktiver findet und Dazulernen uninteressant ist.
So war es auch schon unter Augustus vor 2000 Jahren. Kaum hatte er die Sittengesetze erlassen, um den Sumpf der dekadenten Ausschweifungen der städtischen Jugend auszutrocknen, wurde seine Tochter in einem unmoralischen Zusammenhang in einem Nachtclub erwischt, mit sehr unangenehmen Folgen für einen großen Dichter, der in ihrer Gesellschaft war. Es könnte ja so ein Caveau wie der Ballermann gewesen sein, was ein Hinweis darauf ist, wie flexibel die Gebote sind, as time goes by. Schon in der Horde von Bedeutung: Die Achtung - man wagt es kaum zu sagen - vor den Alten, vor deinem Vater und vor deiner Mutter, damit man ihre Erfahrungen ernst nimmt und ihnen heute das unbeschwerte U-Bahn-Fahren wieder gönnt.
Die dargelegten Verhaltensregeln, die früheste Gemeinschaftsbildungen ermöglicht haben sollen, heißen in späterer Zeit: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht lügen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht Unzucht treiben. Du sollst die Eltern achten und die Kinder lieben. Sie gelten in allen großen Weltreligionen. Es sind die fünf großen Gebote der Menschheit. Es gibt aber zu denken, dass der Mensch gerne ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen unterhält. Wer nur gegen eins von ihnen verstößt, kann seine Klubmitgliedschaft verlieren. Wer gleich alle fünf für Kinderkram hält, wird König, Präsident, Führer, im 16. Jahrhundert auch Papst. Die Gebote haben also eine paradoxe Wirkung, die sich ab einer bestimmten Tabu-Schwelle zeigen kann.

Evaluation:
Jede Art von Bewertung und Interpretation von Informationen über die Wirkung von Handlungen, um sie zu verbessern. Bewertung der Pisa-Studien oder von Maßnahmen, mit denen bildungspolitische Ziele erreicht werden sollen.

Evidenz:
Die überzeugung, die aus dem Augenschein entsteht. Wenn die unmittelbare Anschauung nahelegt, dass etwas so und so beschaffen ist. Seine Behauptung hat Evidenzcharakter, da er Tat- und Augenzeuge ist. Man könnte annehmen, dass es Gott gibt wegen der Evidenz unserer Welt. Evidenz kann krass täuschen, drei Zeugen eines Unfalls, drei verschiedene Protokolle.

Existentialismus:
Eine theoretische Weltanschauung und praktische Lebensform, die von Deutschland nach Frankreich ausging. - Der Mensch ist zu diesem, seinem Leben verurteilt, das heißt, aufgrund seiner Geburt ins Leben „geworfen”. Es fängt also an mit seiner Existenz, natürlich, dann erst kommt die „Essenz”, das Wesentliche, wenn die Existenz ihre individuelle Prägung erfährt. Entscheiden muss der Mensch sich ständig. Daraus entsteht eine Unsicherheit und Unstetigkeit seines Lebens. Er erfährt sich in Grenzsituationen wie der Todesnähe. Die Existenz wird von Einsamkeit, Angst und Selbstverantwortung bestimmt. Darin liegt ein übersteigerter Individualismus, weil alles beim Individuum entschieden wird, ohne den Anderen an diesem Ort mit einzubeziehen. Für die moderne Soziologie ein unannehmbarer Standpunkt.

Expressionismus:
Ausdruckskunst. Sie will das Innere des Menschen möglichst rein ausdrücken. Hoffnungen, Obsessionen. Epochen in der Kunst wollen die vorhergehenden überwinden. Der Expressionismus will die Sattheit des Bürgertums um 1910 hinter sich lassen und den Naturalismus, den Impressionismus und Symbolismus. Man kann zwei gegensätzliche Richtungen unterscheiden. Eine mehr innerliche, die aus dem Reichtum der Seele schöpft und eine, die mit Intensität in die Wirklichkeit geht und sie umgestalten will. Der neue Mensch ist dann das Anliegen, das auch den Sozialismus leidenschaftlich bewegt.

Exakte Wissenschaften:
Sie beruhen auf Messungen, die jederzeit intersubjektiv nachprüfbar sind. Dazu gehören Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie. Die wissenschaftliche Einstellung wird szientifisch genannt. Geisteswissenschaften sind in diesem Sinne nicht exakt.

Experiment:
Es soll einen Beweis erbringen, indem man planmäßig und wiederholbar eine Situation künstlich herbeiführt, die es erlaubt, relevante Beobachtungen anzustellen. Das Gedankenexperiment läuft im Kopf ab wie Einsteins Fahrstuhl-Experimente mit der Lichtgeschwindigkeit im Weltall.

Falsifikation:
über Falsifikation und Vergleich mit anderen konkurrierenden Forschungs-Ergebnissen schreitet die Forschung voran, hat als erster der Neopositivist Popper logisch nachgewiesen. Nicht das Gewissheitsideal gilt, sondern das ständige Zurückweisen von anderen Theorien. So entwickelt sich Wissenschaft nicht Schritt für Schritt akkumulierend, sondern spätere Theorien beinhalten frühere Ansätze nach einem Korrespondenzprinzip, erweitern sie. Es ist die Beobachtung, dass Wissenschaften sich nicht nur kontinuierlich entwickeln, sondern auch ruckartig, mit Anlauf und Absprung und Schub. Tradition und Kenntnis des Wissenspools sind aber immer vorauszusetzen. Wie der osmotische Vorgang, mit dem eine Zelle mit ihrer Filterwirkung nahrhafte Stoffe aufnimmt, um sich zu erhalten und von unnützen zu differenzieren, ist die Rezeption auch in den Naturwissenschaften von größter Wichtigkeit und bei heutiger Informationsflut schwierig genug. Gerade in den Naturwissenschaften werden Teile der Wissensbestände in wenigen Jahren „umgeschlagen”.

Faschismus
(il fascio = das (Liktoren)Bündel, das Beil umkleidend, das im alten Rom über den Markt getragen wurde, als Mahnung, wie Geßlers Hut): Von einer zunächst bedeutungslosen parlamentarischen Minderheit wuchs die faschistische Partei in Italien als Gegenbewegung zum kommunistischen Terror, dem sie ihren systematischen Terror entgegensetzte.

Finalität - Kausalität:
Man kann Vorgänge kausal erklären - er zittert, weil er friert - oder final, da ein Ziel verfolgt wird. Er trinkt, um zu vergessen. Nimmt man den Zweck, das Ziel einer Handlung zurück auf die kausale Begründungsebene, spricht man von Zweckursache. Das allgemeine Schema lautet: Immer dann lässt sich eine bestimmte „Wirkung” beobachten, wenn eine „Ursache” vorausgeht oder gerade geschieht. Dabei liegt der Fehlschluss nahe, ein zeitliches Danach genüge, eine bestimmte Ursache annehmen zu können. Ein bekanntes Beispiel: Die Straße ist nass. Es muss aber nicht geregnet haben, es kann auch der Sprengwagen als Ursache gewesen sein. Aristoteles unterscheidet vier Ursachen: causa efficiens causa finalis, causa materialis, causa formalis. Am Beispiel des Häuserbaus lassen sie sich erläutern: Die Formursache des Hauses ist die causa formalis, also der Bauplan, die Bauzeichnung. Die Materialursache sind die Baustoffe, Steine, Holz, aus denen es gefertigt wird, causa materialis. Die Zweckursache ist das fertige Haus, wie es dann dasteht, die causa finalis. Die Wirkursache ist der Antrieb, die energische Tätigkeit, die sich in den Hausbau stürzt, causa efficiens.
Wir sprechen großzügig von „Grund”, ohne eine Differenzierung vorzunehmen. Daher sind pfiffige Beobachtungen möglich wie: „Nur weil ich lebe, geht es mir schlecht.” Oder Jerry Lewis: „Es gibt viele Gründe für Ehescheidungen, aber der Hauptgrund ist die Hochzeit.”
(Zitiert nach Dieter Ulich, Einführung in die Psychologie, S. 133).

Finanzpolitik:
Will der Staat seine Hoheitsgewalt ausüben, vom Straßenbau bis zur Einstellung von Lehrern oder im Verteidigungswesen, braucht er notwendigerweise Finanzmittel, um seine Aufgaben für die Allgemeinheit zu erfüllen. über die Abgabenordnung wird die dazu notwendige Besteuerung und das Steuerrecht geregelt. Im Staatshaushalt findet sich das bezifferte Regierungsprogramm wieder. Die Besteuerung der Steuerpflichtigen kann direkt erfolgen, wenn Einkommen entsteht, oder indirekt, wenn der Konsum mit einer Mehrwertsteuer besteuert wird. Die indirekte Steuer belastet unabhängig vom Einkommen, regressiv aber weniger den, der relativ zu seinem (höheren) Einkommen wenig konsumiert.

Formalismus:
Er überbetont das Formale oder einfach die Form. Kunstwerke, die nach formalästhetischen Kriterien geschaffen werden, sind ihrem Formalismus verpflichtet. Formalismus als Methode, nicht mehr vorstellbare Erkenntnisse oder überlegungen zu erfassen.

Forschung:
Es werden drei grundlegende Arten der Forschung unterschieden: die deskriptive (man macht ein Experiment und beobachtet die Teilnehmer), die korrelative Forschung geht der Frage warum? nach. Das Ausmaß eines Verhaltens, z. B. Gehorsam, wird in Zusammenhang gebracht mit den Variationen eines anderen Faktors, z. B. des Charaktertyps, introvertierte, gehorchen sie anders als extravertierte. Frauen anders als Männer? Die Zusammenhänge zwischen den gemessenen oder angenommen Variablen werden ermittelt, um das Auftreten des Phänomens zu erklären. Eindeutige kausale Schlüsse können so natürlich nicht gezogen werden, da man Randbedingungen im Experiment nicht berücksichtigen konnte. Drittens die experimentellen Untersuchungen: Sie dienen dazu, Ergebnisse zu bekommen, die kausale Schlüsse zulassen. Nur ein Merkmal des Kontextes, in dem das Phänomen stattfindet, wird absichtlich verändert. „Verändert sich A, wenn ich B verändere?”
Da die Variation von B auf kontrollierte Weise vorgenommen wird, lassen sich mit höherer Stringenz kausale Schlüsse ziehen, wenn sich zeigt, dass A und B miteinander zusammenhängen.”
(W. Stroebe et alii, Sozialpsychologie, S. 85).

Frankfurter Schule:
In Frankfurt a. M. wurde 1923 das „Institut für Sozialforschung” gegründet, in dem, ausgehend von einer Variante des Marxismus, bestehende gesellschaftliche Herrschaftsformen analysiert wurden. Das theoretische Programm wurde „Kritische Theorie” genannt. Ein Charakteristikum von Theorien ist, aber eher nebenbei, dass sie kritisch sind. Andere sollen überholt werden. Wer seine Theorie explizit „kritisch” nennt, will damit sagen, dass Kritik ihr Hauptziel ist, das kämpferfisch vertreten werden soll. Schwerpunkte sind die philosophischen Fragen der Geschichte, Soziologie, der empirischen Sozialforschung und der Ästhetik. Kritik der Gesellschaft und auch deren „Kulturindustrie” werden aus einer tiefen mythologischen und philosophischen Tradition heraus überdacht.

Fulguration:
plötzliches Auftauchen einer neuen Eigenschaft in der Natur nach einem Begriff von Konrad Lorenz. Er betont die blitzartige Schnelligkeit, im Unterschied zur Evolution, die eine Entwicklung in der Natur, vergleichbar dem Abwickeln eines Fadens, eine stetige Entwicklung bezeichnet. Das Auftreten von neuen Eigenschaften in der Natur ist ein großes Problem für das kausale Denken.

Fundamentalismus:
bezeichnet religiöse Richtungen oder auch Ideologien, die sich mit strenger Autorität auf schriftliche Traditionen berufen und diese befolgen wollen. Ihnen eignet ein gewisser (auch aggressiver) Rigorismus, da der Besitz der Wahrheit gewiss ist.

Funktion:
die Leistung eines körperlichen (Physiologie) oder seelischen (Psychologie) Organs. Herz-Lungen-Funktion. Eine soziale Position (Funktionär).
Tätigkeitsmerkmale einer Stelle und Aufgaben, die im Betrieb eine Funktion beschreiben. Funktion eines Elements in einem System (Phoneme haben Funktionen für Wörter, Paul: Saul: Raul). - Zuordnungen von Zahlenwerten in der Mathematik. Mit Buchstaben in der Algebra. Die steigende Stückzahl lässt die Kosten eben in der Kurve der Kostendegression sinken, was in einer Tabelle aufgezeichnet werden kann und die schon als Funktion aufgefasst wird. Sie ergibt eine Hyperbel in der graphischen Darstellung.

Nachfragefunktion:
Bei hohem Preis wird eine kleine Menge nachgefragt, bei sinkendem Preis mehr. Angebotsfunktion: Bei kleinem Preis wird wenig angeboten, bei steigendem Marktpreis ergibt sich eine Zunahme des Angebots. Daraus ergibt sich ein Gleichgewichtspreis „p”.

Funktionalismus:
Die psychischen Funktionen des Menschen, so behauptet er, funktionieren in Abhängigkeit von seinen biologischen Anlagen oder natürlichen Dispositionen. Auch Kretschmers Charakterlehre geht davon aus, dass der athletisch, leptosome (schmächtig, fein) oder pyknische (gedrungene) Körperbau bestimmte Krankheiten favorisiert. In der Psychologie bezeichnet man damit Richtungen, die psychische Funktionen in ihrer Verbindung und wechselseitigen Abhängigkeit von Innen und Außen, zwischen Individuum und Gesellschaft wichtig nehmen. Die Innenwelt selbst ist dabei nicht von vergleichbarer Wichtigkeit. - Der Computer funktioniert wie der menschliche Geist, wird gesagt. Beide benutzen Algorithmen, d.h. Lösungswege, um Lösungen zu produzieren. Man nehme Kaffepulver, heißes Wasser, einen Filter und eine Tasse und bringe alles geeignet zusammen. Die Funktion des Filters ist, den feinen Pulver mit Wasser vom groben zu trennen, der zurückbleibt. Das wäre der Algorithmus, der Lösungsweg für das Kaffekochen und die Angabe der Funktion eines der beteiligten Elemente. Wie löse ich die Aufgabe (a+b)2 = Auf dem bekannten Algorithmus des Pascalschen Dreiecks kann ich ihn ablesen. Biologie: Die Funktionen der Erbanlagen. Sie vermitteln von innen nach außen.

Funktionssystem:
Inhaltlich kennt sie schon Marx, um die wie Korsettstangen die sozioökonomische Basis einer Gesellschaft strukturierenden Funktionssysteme zu unterscheiden. 1. Wirtschaftssystem, 2. Rechtssystem, 3. Religion, 4. Wissenschaft, 5. Kunst.

Geisteswissenschaften:
Auf Gedanken der Antike geht die Einteilung der Realwissenschaften in Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften zurück. Die Geisteswissenschaften studieren die geschichtlich-gesellschaftliche Wirklichkeit des Menschen. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, die generalisierend zu Gesetzmäßigkeiten vordringen wollen, interessieren sich die Geisteswissenschaften für das Individuelle. Dies sind vor allem die Theologie, die Rechtswissenschaften, die Geschichtswissenschaft, die Philologien: die deutsche, romanische, englische Philologie und so fort, neben den Literaturwissenschaften, die Kunstwissenschaften und andere. - Die Naturwissenschaften werden dagegengestellt. Sie beschäftigen sich mit der anorganischen Materie, dem organischen Leben. Dazu zählen Astronomie, Physik, Chemie, Mineralogie, Geologie, Geophysik, die biologischen Wissenschaften.
Die Philosophie hat zu allen Wissenschaften etwas zu sagen.
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verwenden, wie auch die Psychologie, geisteswissenschaftliche wie auch naturwissenschaftliche Methoden. Hermeneutik, historische Methode, auf der einen Seite, induktive Methode mit Gesetzeswissen und Statistik auf der anderen. Sie sammeln Lösungen, bewerten und prüfen sie auf Plausibilität. Unter Umständen ziehen sie umfangreiches Material herbei.

Genetik:
Vererbungslehre als ein Teilgebiet der Biologie. Sie befasst sich mit der Weitergabe, Struktur und Funktion der Erbanlagen, wie sie gesetzmäßig an die nächste Generation weitergegeben werden. Gregor Mendel, gestorben 1884, suchte sich die Erbse aus, um durch Kreuzungen verschiedenfarbiger Arten Gesetzmäßigkeiten herauszufinden, die sich statistisch bewerten lassen. Rot - weiß und rosa als Kreuzungsergebnis in erster und zweiter Filiation (die Generationen und ihre Folgen) brachten ihn zu der Entdeckung der nach ihm benannten Vererbungsregeln. Heute ist die Molekulargenetik, die 1940 entwickelt wurde, von zentralem Interesse, weil aus ihr die Gentechnik hervorging. Wie so oft, wenn aus Wissenschaft Technologien entstehen, mit denen der Mensch in die Natur zurückwirken kann, wird es heikel. Gezielte Eingriffe in das Erbgut muten grundsätzlich so ungeheuerlich an, dass sie mehr Verunsicherung als Forscheroptimismus auslösen. Die DNA-Sequenzen, die sich auch bei natürlichen Vorgängen in der Zusammensetzung durch Mutationen ändern können, sind schwer kalkulierbar, wenn sie künstlich verändert werden. Schon das erste Retortenbaby, das Robert Edwards 1978 in vitro, in der Glasschale, erfolgreich auf den Lebensweg schickte, hätte ein menschliches Fiasko sein können, war es aber nicht. Heute gibt es vier Millionen künstlich gezeugte Kinder. Die hohe Zahl ist kein Argument für die katholische Kirche, diese Eingriffe ins Leben gut zu heißen.

Gestaltpsychologie:
Im Gegensatz zur Elementenpsychologie (kleine Einheiten wie Empfindungen und Assoziationen bauen das psychische Geschehen auf) behauptet die Gestaltpsychologie und führt dazu experimentelle Beweise an, dass das Psychische sich nicht analytisch in Elementen sondern synthetisch in Gestalten einfindet. Sie geht weiter davon aus, dass nicht räumliches oder zeitliches Zusammentreffen von Einzelteilen, wie es in den Assoziationen gegeben ist, zum Aufbau von Ganzheiten führt, sondern dass bestimmte Gestaltgesetze diesen Aufbau organisieren, zum Beispiel in der Wahrnehmung, beim Lernen und Erinnern. Wir nehmen gewohnheitsmäßig nicht die Einzelteile einer Situation wahr, sondern ein Ganzes, ein Ensemble. Wir zählen nicht, sondern sehen mit einem Blick, dass fünf Würfel auf dem Tisch liegen, dass eine Verkehrssituation nicht bedrohlich ist, sondern im üblichen Rahmen liegt. Das Bild ist mehr als die Summe seiner einzelnen Teile. Das Gehirn wendet diese Gesetze automatisch und unbewusst an, eine Leistung des ratiomorphen Apparats. Es verrechnet „übersummativ”, das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile.

Grenzwert, grenzwertig:
Annäherung in der Mathematik einer reellen Zahlenfolge an eine reelle Zahl, ohne sie zu erreichen. 4,999... ist dann schon mit 5 gleichzusetzen. In der ökonomie der Wert, der keinen zusätzlichen Ertrag oder Nutzen einbringt, der dann Grenznutzen genannt wird. Einen Acker kann man im Ertrag durch Dünger steigern. Ab einer bestimmten Menge Dünger, dem Grenzbetrag, stagniert und sinkt sogar der Ertrag.

Grundrechte:
Die uralte Spannung zwischen dem Freiheitsbedürfnis des Individuums und dem staatlichen Herrschaftsanspruch wollte man seit dem 17. Jahrhundert, mit den Erfahrungen des Absolutismus im Nacken, aufgrund einer unabhängigen Rechts- Freiheitskonzeption zu Gunsten der Autonomie des Individuums auflösen. Die Grundechte sind in überwiegender Zahl Freiheitsrechte, auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Freizügigkeit.

Satz vom zureichenden Grund:
„Alles, was ist, muss einen zureichenden Grund haben, warum es ist.” Leibniz.

Handeln, rationales:
Unter gegebenen Bedingungen wird ein bestimmter Zweck verfolgt. Ich handele rational, wenn ich den geringsten Einsatz an Mitteln wähle und dabei nur die geringsten unerwünschten Nebenfolgen in Kauf nehmen muss. Modell mit Schreckcharakter ist der homo oeconomicus, der alles aus Berechnung tut, um sein Handeln zu optimieren. Als Konstrukt der Volkswirtschaft ist er allerdings völlig harmlos. In der Natur wird nicht gehandelt, die Dinge geschehen.

Handlung:
Zweckvolles Tun oder Wirken. Das Handeln ist so elementar für den Menschen, dass es in sehr vielen Wissenschaften erforscht wird. Theologie, Philosophie (Ethik), Jurisprudenz, Sozialwissenschaften, Linguistik, Neurophysiologie. Eins der zentralen Themen, das mit ihr verbunden ist, ist der freie Wille, das Spannungsfeld von Freiheit und Notwendigkeit, von Determinismus/Indeterminismus.

Hermeneutisch:
Mein Vorgehen ist hermeneutisch, wenn ich beim Verstehen eines Gesprächspartners auf meine eigenen Erfahrungen mit der Sprache und ihre Inhalte zurückgreife. Der hermeneutische Zirkel sagt, dass ich eine Vorahnung haben muss von dem, was ich interpretieren will. Will ich über ein Gedicht wie „über allen Wipfeln ist Ruh” sprechen, muss ich wissen, was Wipfel alles so sind und wissen, was Ruhe bedeutet.

Hermeneutik:
Die Kunst der zur Wissenschaft entwickelten Methode der Auslegung und Interpretation. Sie will den Sinnzusammenhang eines Textes rekonstruieren, indem sie das Einzelne aus dem Gesamtzusammenhang eines Ganzen versteht. Sie lässt sich in der Theologie, Jurisprudenz und in der Philologie einsetzen. Die Naturwissenschaften wollen (Natürliches) erklären, die genannten Wissenschaften wollen (Geistiges) verstehen. Sie müssen ihren eigenen Standpunkt, ihre eigene Rezeption mit in den Prozess des Verstehens einbeziehen und als solchen erkennen.

heterogen:
ungleichartig, etwas, das verschiedene Bestandteile enthält. Gegenteil von homogen. Ein Prosimetrum - Prosatext mit eingestreuten Gedichten - enthält heterogene Elemente. Homogenisierte Milch enthält nur noch gleich große Fett-Tröpfchen.

Heuristische Prinzipien:
Heuristik ist die Findekunst, Neues aufzuspüren. Hilfsmittel der Forschung sind Hypothesen, Vermutungen über den Forschungsgegenstand, um zu überprüfen, ob sie zutreffen. Man muss wissen, wie man Experimente anordnet, was sie bezwecken sollen. Heuristische Schlüssel sind zum Beispiel die w-Fragen Wo?, Weshalb?, Warum? Aber auch Modelle und Konstrukte, Hypothesen und Theorien sind weiterführende Instrumente.

Historischer Materialismus:
bezeichnet die Geschichtsauffassung des Marxismus. Er beruht auf einer materialistischen Auffassung der Arbeit. Die materiellen Triebkräfte bestimmen das gesellschaftliche Handeln des Menschen. Die Kapitalisten beuten den Arbeiter aus, indem sie sich den vom Arbeiter geschaffenen Mehrwert aneignen. Das führt zu wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten. Sie machen es erforderlich, die Produktionsmittel zu vergesellschaften und den Kommunismus einzuführen.

Historismus:
Er betrachtet Werte und Normen als historische Entwicklungen, die man so relativieren und beurteilen kann. Die väterliche Gewalt, über die der Familienvater im alten Rom verfügte, lässt sich nur aus seiner Zeit angemessen verstehen, um ihr gerecht zu werden. Das schließt nicht aus, dass man sie mit anderen Rechtsverhältnissen auch anderer Zeiten und Kulturen vergleicht im Sinne einer Ethnologie (Völkerkunde) oder Ethologie (Verhaltenskunde) oder der Rechtsentwicklung.

Humanismus:
Die große abendländische Bewegung im 15. und 16. Jahrhundert, die von Italien ausging. Sie wird den Menschen erneuern, indem sie ihm Abhandengekommenes wiedergibt: das Bewusstsein von Vernunft und Freiheit, die ihm von Gott gegeben worden sind. Das Mittelalter geht so zu Ende, Erfindungen und Entdeckungen, auch im Bankwesen, verwandeln das praktische Leben. Das neue Menschenbild betont die Individualität des Menschen. Vorbild ist die Antike, deren Literatur verfügbar ist und studiert wird, deren Inhalte mit großem Eifer rezipiert werden. Der umfassendere Begriff für diese Epoche ist die „Renaissance”, zu dem der Humanismus zählt. Von der Kunst bis zum Bankenwesen wird das soziale Leben umgestaltet. Daher ist die Renaissance der wichtigste kulturelle Impuls auf dem Weg zu einem modernen Europa. Die Begriffe „Freizeit” und „Fortschritt” stammen aus dieser Zeit.

Humor:
„Sich über die Philosophie lustig machen, bedeutet schon zu philosophieren”. Blaise Pascal, Pensées. - Man kann ergänzen: Sich über den Menschen lustig machen bedeutet den Menschen zu lieben.

Hybrid:
was von zwei Elternteilen abstammt, wie es sich gehört. Aber wenn deren Geschlechtszellen sich in einem oder mehreren Merkmalen unterscheiden, was eine Abweichung vom Normalen ist, können hybride Tiere oder Pflanzen gezüchtet werden, zum Beispiel ein nie dagewesenes Superschwein durch Kreuzung eines normalen Schweins mit einer echten Supersau. Hybridantrieb: zum Beispiel durch Elektro- und Gas- oder Benzinmotor, gleichzeitig in einem Auto installiert. Es besteht also die Möglichkeit, zwischen beiden umzuschalten.

Hypostase, hypostasieren:
Ein Begriff wie die Substantivierung „das Zwischen”, das sich auf das beziehen soll, was zwischen den Menschen im Dialog entsteht, ist inhaltsleer, so etwas gibt es nicht in der Realität. - Personifikation, personifizieren: „Amor und Psyche”, Märchen aus der Antike, „Liebe und Seele” als Personifikationen.

Hypothese:
Annahme, Vermutung. Ich stelle sie auf, weil Beobachtungen mich dazu bewegen. Hypothese: Elvira hat einen Lover seit vorgestern. Begründung mit einer Beobachtung. Ich habe sie eng umschlungen an der Laterne gesehen. Aber wissen kann ich es natürlich nicht ganz genau. Ich hätte es überprüfen müssen.

Idealismus:
Was ist die letzte Realität für die Dinge und für die Erkenntnis?
Diese philosophische Frage beantwortet der Idealismus mit den „Ideen”, die realer sind als die Dinge der Realität. Der erkenntnistheoretische Idealismus nimmt konsequenterweise an, dass die Dinge der Außenwelt nicht unabhängig vom Bewusstsein existieren. Nur als dem Bewusstsein Immanentes erscheinen sie als unsere Objekte der Erfahrung. Die Außenwelt ist empirisch fassbar, existiert aber nur dadurch für uns, dass sie in eine Beziehung zu einem erkennenden Subjekt tritt. - Der metaphysische Idealismus geht auf Platons Ideenlehre zurück. Die realen Dinge sind vergänglich, das „ideale Sein” ist übersinnlich und unvergänglich. Die realen Dinge haben am „idealen Sein” teil - irgendwie muss ja dieser Bezug bezeichnet werden- und nur so „sind” sie und sind wissenschaftlich erkennbar.
Immanuel Kant meint mit kritischem Idealismus, dass die raumzeitlichen Dinge durchaus empirisch real sind, aber nicht unabhängig von unserer Erfahrung uns gegeben sind, nicht unabhängig davon, wie unsere Erfahrung funktioniert.
Idealismus ist im praktisch-ethischen Sinn die Orientierung an Idealen, an hochgesteckten Wertvorstellungen. Im philosophischen Sinn eine metaphysische erkenntnistheoretische Schule. Die Ideen sind die wahre Wirklichkeit, nicht die realen Dinge. Schließlich: Die Welt unserer Wahrnehmung ist nur eine Scheinwelt. Jenseits liegt eine Welt-an-sich, die wir nicht erkennen können oder eine reine geistige Wirklichkeit.

Ideologie:
Einmal eine pejorative Bezeichnung für eine wirklichkeitsferne, utopische Erklärung der Gesellschaft als Möglichkeit und Wunschvorstellung. Für Karl Marx besitzen die sozioökonomischen, materiell genannten Verhältnisse einer Gesellschaft einen ideologischen überbau. Er wird ausstaffiert von geistigen Wirkpotenzen wie Religion, Metaphysik, Wissenschaft und Kunst, die nicht nur individuell ihre Spuren hinterlassen, sondern der Gesellschaft insgesamt Strukturen verpassen. Weil sich so viel und deutlich in der Renaissance in Kultur und sozialem Bereich verändert hat, könnte man sie als Beleg nennen. Später wurde der Begriff Ideologie entspannter benutzt für umfassende Programme, denen begründete Weltbilder zugrunde liegen und die Handlungskonzepte und -anweisungen diskutieren und bereitstellen. Das kritische bis abwertende Einschätzen der Ideologien kommt daher, dass außer der eigenen keine akzeptabel ist. In scharfer Unvereinbarkeit standen sich das kapitalistische und kommunistische System gegenüber, deren Ideologien sich ausschlossen. Trotzdem gab es früh Hypothesen über ihre Entwicklung. Entweder geht die eine oder die andere unter und die überlebende übernimmt die Verantwortung für beide, oder beide Ideologien konvergieren über eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Annäherung.
In der Aufklärung und bei Marx: Ideologie ist falsches Bewusstsein, durch soziale und andere Vorurteile zustande gekommen und durch Aufklärung aufzuheben. Bei Marx ist es nicht das Interesse ideologisch fehlgeleiteter Subjekte, sondern es ist die Gesellschaft selbst, die in ihrer geschichtlichen Situation nicht zu ihrer eigenen Wahrheit gelangt. Deren Kernbegriff ist die menschliche Freiheit, die sie in ihrer realen Form richtig verstehen und verwirklichen muss. Die Abweichungen der Gesellschaft von ihren freiheitlichen Möglichkeiten sind falsches Bewusstsein, das geistige Selbstverständnis wird dann Ideologie genannt und bedeutet Kritik am zugrundeliegenden Menschenbild und der Interessenlage einer Gesellschaft.
Ideologien können nicht wissenschaftlich wahr sein. Sie spielen in einer anderen Liga als die Logik von Aussagen. Sie sind die Antwort auf ein gefühlsmäßiges Bedürfnis und haben eine gesellschaftsintegrierende Wirkung. Sie sind Ausdruck von Misstrauen und Hoffnung, von Parteilichkeit und Interesse. Aber vor allem, sie drücken das Bedürfnis aus, ihre Ansprüche mit einer gewissen Tiefe zu begründen. Damit besitzen sie ihre eigene Logik. In der Politik werden den Anhängern einer Ideologie, die sich zwar nicht durchsetzen aber vernehmbar machen können, gerne nachgesagt, sie seien „ideologische Blockierer”. Wogegen man ist, kann so abgesichert werden. Es wird vermieden, eine Behauptung unbekümmert im Raum stehen zu lassen, die aber ihrerseits nicht stichhaltig sein muss: „Der Steuertarif ist zu hoch” „Der Steuertarif ist zu hoch, weil er das untere Drittel ungerecht belastet und die Lahmen und Schwachen die Zeche bezahlen.”
Weil niemand so genau sagen kann, was Gerechtigkeit ist, kann man sie als Angelpunkt für eine gesellschaftliche Ideologie benutzen, ohne je recht oder unrecht zu haben. Maslows Pyramide beginnt im Materiellen und endet im Geistig-Kulturellen. Welche Bedürfnisse sind zu erfüllen, um gerecht zu sein. „Wieviel Gleichheit” ist gerecht. Welche Bedeutung hat Freiheit. Wenn der Soziologe Günter Dux an diesen Parametern dreht, will er doch Demokratie und Kapitalismus beibehalten, vermutlich im Sinne der Planifiaktion, mit der die Franzosen nach 1945 eher kümmerliche Erfahrungen gemacht haben. „Gelenkte Organisation der Produktion” läuft auf Verstaatlichung wichtiger Industrien hinaus. Dann muss der Staat das leisten, was das Management anscheinend nicht kann. Angebot und Nachfrage werden am Schreibtisch festgelegt statt mühelos und präzis durch die Preise.

Idealtyp:
Der Soziologe Max Weber benutzte Idealtypen, um mit diesen Konstruktionen komplexe Begriffe trennscharf zu machen. Auch für die Volkswirtschaftslehre wurde er nutzbar gemacht. In der Anwendung erweist der Idealtyp sich als eine heuristische Herausforderung, die Erkenntnis auf den Weg zu bringen. Wie mit dem Scheidewasser soll klarwerden, was dem Typ entspricht und was vor allem und natürlich wie die Dinge von ihm abweichen.
Phänomene der Erfahrung sollten so sauber geordnet in ihr jeweiliges Kästchen kommen. Es ist eine Art, heuristisch sich die Wirklichkeit genauer zu erschließen, also ein Erkenntnismittel, ein Stimulans für die Forschung, Fragen zu stellen. Man erkennt den Idealtyp in der Wirklichkeit wieder und untersucht die Abweichungen.
Die Realität soll an dieser Messlatte gemessen werden. Der Idealtyp ist ein Instrument, ein Gedankenbild und damit Modell, das es erlaubt, die Realität analytisch sauber zu erfassen. Für Herrschaftsformen hat man Idealtypen konstruiert, für Abläufe an der Börse, panisch auf der einen Seite, ohne irrationale Effekte auf der anderen. Es gab mal den Idealtyp des edlen Ritters, der edlen Dame, der englischen Königin.

Implizit - explizit:
inbegriffen (die Reise streichen wir, implizit ist damit gesagt, dass wir illiquide sind, Implikation) - explizit: ausführlich dargestellt (auseinandergefaltet). Implizit will er damit sagen, dass die Kunst unverzichtbar ist. Explizit hat er gesagt, dass auch an jeder Grundschule Kunst- und Werkunterricht angeboten werden muss.

Indeterminismus:
Bezeichnet die Lehre von der Nicht-Bestimmtheit physischer und psychischer Vorgänge durch Kausalitäten. Behauptet wird die Freiheit des Willens, die zum Beispiel von den Neurophysiologen als widerlegt angesehen wird. Die „Heisenbergsche Unschärferelation” wird herbeigezogen, um den Indeterminismus im mikrophysikalischen Bereich und analog zu ihm im Makrobereich zu belegen. Damit lässt man sich aber auf ein physikalistisches Argument festlegen.

Induktion - Deduktion:
Die Induktion ist die Methode, die von einzelnen, besonderen Fällen einen Schluss zieht auf ein Gesetz, einen allgemeinen Satz. Absolute Sicherheit ist bei diesem Verfahren nicht zu gewinnen, da nicht alle in Frage kommenden und zu überprüfenden Fälle bekannt sind. Deduktion ist im Gegensatz zur Induktion die Ableitung des Besonderen vom Allgemeinen. Man formuliert einen allgemeinen Satz oder ein Gesetz und leitet daraus einen besonderen Fall ab. Alle Menschen sind sterblich. (Gesetz). Marlene ist ein Mensch. Also ist auch sie sterblich (Der hier zu thematisierende besondere Fall).

Information:
gewonnen wird sie durch Reduktion plastischer Gestalten auf ihr skelettiertes Minimum. („Komme morgen 15”). Für das Quantitätsmaß ergibt sich ein beruhigendes Abzählen der ja-nein-Entscheidungen. Ist die Information zu „nackt verpackt”, kann durch Redundanz abgeholfen werden, indem dieselbe Information mehrfach codiert wird („taghell”). Durch Rauschen können Informationen verloren gehen, wenn die übertragung gestört wird („nuscheln”). Der Informationsbegriff ist lebenswichtiger Teil der Computerwissenschaft. Trotz der großen Fortschritte der Neurophysiologie wird weitgehend bezweifelt, ob die „schöpferische Kraft unseres Denkorgans durch eine Maschine” ersetzt werden kann. (Manfred Eigen, Das Spiel, S. 294). Neben dem binären Code 0-1 gibt es in der Biologie noch das Alphabet aus vier Buchstaben in der DNS, die auch Redundanzen möglich machen und aus natürlichen Bedingungen des genetischen Codes entstanden ist. Für den Computer existieren noch weitere Zahlensysteme wie das oktale und dezimale System.
„Information” ist ein Schlüsselbegriff der modernen technisierten Welt. Es gibt unterschiedliche Definitionen je nach Verwendungsbereich. In der Soziologie wird mit dem Begriff Informations-gesellschaft betont, dass die gegenwärtige Gesellschaft materielle Güter produziert, aber noch mehr von Informationen abhängig ist. In der Philosophie wird der Unterschied zwischen Information und Wissen herausgestellt. Wissen ist insofern mehr als Information, als die unter Umständen unbedarften Einzelinformationen gewichtet und interpretiert werden können. Die Information über einen simplen Blutfleck in der Garage führt über eine kriminologische Untersuchung zum Wissen. Die Blutgruppe, diese DNA, führt zum Täter. Voraussetzung ist umfangreiches Wissen. Die Psycholinguistik entwickelt Theorien, die Sprachverarbeitung ausschließlich als Informationsverarbeitung ansehen, wie es der Computer leistet.

Informatik:
Elvira mit der schönen Gestalt kann der Wissenschaftler so reduzieren, dass nur noch die Information 0 oder 1 übrigbleibt. Die Information ist die reduzierte Gestalt, von Elviras geblümten Kleid bleibt da nichts. Lucys Skelett, die Silhouette von Oskar, sie sind die letzten Vorstufen zur reinen Information. Und immer wieder die Fragen. Was gewinnen wir, was verlieren wir, wenn wir Gestalten nackt scannen? Zunächst einmal ist es ein Gewinn, dass wir Mitteilungen zu Häppchen umformulieren, mit denen wir rechnen können: Das konnten wir vorher nicht, und es bringt tatsächlich große Vorteile, die den Verlust an lebendigem, prallem bunten Leben der Gestalten, das dabei verloren geht, bei weitem aufwiegt. Denn das unreduzierte Leben bleibt ja auf anderen Wegen erhalten und zugänglich. Man muss nur aufpassen, wo man sich bewegt. In der Welt der Reduktion oder in der Welt von Oskar und Elvira, die ihr Studium genießen und gestalten. Als Speicherbelegung/Inhalt in einem Computer, mit Nummer und kalkulierbaren Studieneigenschaften.
Informatik, im Englischen „Computer Science”, ist dann die Wissenschaft von der Informationsverarbeitung. Sie verbindet Mathematik und Elektrotechnik, in der alles abläuft. Seit 1960 kann man sie als Fach studieren. Konstruktion und Funktionsweise von Hardware und Software brauchen theoretische Grundlagen, die von der Informatik geliefert werden. Speziell das Formulieren von Algorithmen, also von Lösungswegen in einer Computersprache, beherrscht die Informatik.

Inkommensurabel:
was nicht messbar ist. Man hat kein Maß, um etwas zu messen. Die politischen Verwerfungen in Europa durch die Französische Revolution sind inkommensurabel.
Inkompatibel, nicht kompatibel: unvereinbar, unverträglich. Die Nächte durchsumpfen ist inkompatibel mit einem guten Examen. Die europäische Aufklärung war nicht kompatibel mit der Religion. Programme können, wie bekannt, abwärtskompatibel sein, d. h die fortentwickelte Version passt zur bisherigen.

Inkongruent, nicht kongruent:
nicht übereinstimmend, nicht deckungsgleich. Was sich nicht deckt. Was das linke Auge sieht, ist nicht kongruent mit dem was das rechte Auge sieht, wegen der Parallaxe.

Interpretation:
Jede Auslegung, die zu einem Verständnis ihres Gegenstandes, meist Literatur, ganz früh der Bibel (Exegese) führt. Man kann einen Gesichtsausdruck interpretieren, einen fossilen Knochen, das Zuspätkommen Elviras zum Rendezvous. In jedem Fall braucht man eine oder mehrere Methoden. Die moderne wissenschaftliche Methode, Literatur zu interpretieren, verlangt, das sprachliche Kunstwerk aus sich heraus möglichst vollständig zu erfassen. Vollständigkeit ist aber auch bei noch so umfassenden Kenntnissen nicht möglich, da der Interpret mit seiner geistigen und biographischen Besonderheit jeweils in die Interpretation mit eingeht. Das aufregende Konzept der Kontingenz ist hier fruchtbar und gleichzeitig eine melancholische Einengung, da eine Möglichkeit gewählt werden muss von mehreren.

Irrationalismus:
Er betont das Gefühlsleben gegenüber dem Verstandesmäßigen. Er kann annehmen, dass das Wesentliche der Welt dem Verstand nicht zugänglich ist. Das Irrationale bezeichnet das Unergründliche dieser Welt und ihres Ursprungs. Der Positivist würde sagen, dass dies lediglich Dinge sind, zu denen er noch nicht vorgestoßen ist. Liebe ist irrational, weil man sie nicht erschöpfend kausal erklären kann, obwohl die spanische Kupplerin Celestina Anfang des 16. Jahrhunderts in der gleichnamigen Tragikomödie Fernando de Rojas, die zur Weltliteratur zählt, mit verblüffend einfachen Mitteln Liebe und Ehe stiften konnte. Sie war erfahren in diesen Dingen, kannte die entscheidenden Kausalitäten. Und das in einer Welt, in der Fortuna, das Prinzip der Unberechenbarkeit, dann die Welt selbst und die Liebe nur für Ungerechtigkeit und Planlosigkeit sorgen. Die Welt ist irrational und führt deshalb auch zum Pessimismus in Rojas Weltbild. Die Liebe, weil sie mehr sinnlich als vernünftig ist, ist planlos und trägt zum Unglück bei. Irrationalismus, Pessimismus, Liebe, wenn es so abwärtsgeht, brauchen wir uns ja keine weiteren Sorgen um unser Glück zu machen.
Auch Stendhal, der französische Romanschriftsteller des 19. Jahrhundert, hat in verzweifelter Lage, möchte man sagen, das getan, was viele gereizt hat, nämlich das Irrationale doch auf den Nenner zu bringen, mit einer Kristallisationstheorie. Wie Kristalle im Salzstock werden Element für Element dem geliebten Bild hinzugefügt in der lustvollen Idealisierung eines heißen Herzens. Sie wirkt auf den Verehrenden auch noch veredelnd zurück, ein platonischer Gedanke. - Surreal ist hingegen das, was die geordnete Realität übersteigt. Was aber nur harmlos klingt: Die Nähmaschine und der Regenschirm auf dem OP-Tisch der Surrealisten ist surreal, nicht weil sie natürlich da nicht hingehören. Das könnte der Anfang einer verkehrten Welt sein, und man fragt sich, wofür benötige ich sie. „Ein bisschen Verrücktheit gehört zum Leben”, „ un poco de locura hace falta a al vida.” (die spanische Künstlerin Gloriucha Alcahud de Navarra). Die Realität hat die Trauminhal-te als Kontingenz, schafft Irreales und baut sich neu zusammen. Wir sehen die Realität mit anderen Augen, wenn sie verfremdet werden kann.

Kapitalismus:
Kennzeichnet ein Wirtschaftssystem, in dem das Eigentum in privaten Händen ist und ebenso die Produktion der Güter, also etwa durch die Landwirtschaft und die Industrie (Aktieninhaber). Der Gewinn, der Profit, der aus dem investierten Kapital erzielt wird, ist allgemeiner Maßstab.
So wird eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung genannt, die sich die Länder der westlichen Welt gegeben haben. Sie wird vielfältig in Frage gestellt, weil sie nicht nur ein ökonomisches System bezeichnet, sondern Kapitalismus auch ein ganzes Lebens- und Kultursystem meint, in dem es nicht nur um die Knappheit der Güter geht, sondern auch um alle grundsätzlichen Chancen des Menschen. Beim Kapital handelt es sich um Güter, die nicht sofort verbraucht werden, sondern aus einem überschuss investiert werden können. Dann spricht man davon, dass das Kapital „arbeitet” und Gewinn bringt.
Das kapitalistische System ist eine Verkehrswirtschaft oder Marktwirtschaft. Alle Güter verwandeln sich in Waren, die zu Preisen gehandelt werden, die sich aus dem Gesetz von Angebot und Nachfrage ableiten. Vorausgesetzt, der freie Wettbewerb wird nicht gestört. Die Währung ist ein unauffälliger, preiswerter aber umfassender Informationsträger. Die enorme Produktivität der Marktwirtschaft beruht auf Wettbewerb. Zentralgesteuerte Wirtschaften wollen ihn mit „Held der Arbeit”-Blechorden ankurbeln. Monopol, Oligopol (geringe Zahl der konkurrierenden Anbieter) und Kartelle (z. B. durch Preisabsprache, Kollusionen (Zusammenspiel von Firmen, die sich verständigen) sowie Subventionen durch den Staat verhindern diese ideale Situation einer Marktwirtschaft.
Die Gegner der Marktwirtschaft machen sie zum Beispiel verantwortlich für die Klimaerwärmung. Der Markt - eben weil sich selbst überlassen - sei das Böse schlechthin. Wer ihn nicht ablehnt, sieht, dass der Markt fehlerhaft sein kann. Die Planwirtschaft ist mit Zwang verbunden, sie ist eine totalitäre Ordnung. In der Marktwirtschaft setzen sich die Bürger ihre eigenen Ziele und sind frei, sie zu realisieren. Die Ziele der Menschen werden koordiniert, sie werden ihnen nicht vorgeschrieben. Das Sozialstaatsprinzip, das mit unserer Marktwirtschaft verbunden ist, verpflichtet den Staat, den wirtschaftlich Schwächeren zu schützen (Grundgesetz Art. 20).

Katharsis:
ursprünglich die Reinigung des Körpers durch Abführmittel, dann Reinigung der Seele von den Affekten. Schließlich ein ästhetischer Begriff, der besagt, dass die Tragödie durch das Erregen von Mitleid und Furcht eben von diesen Affekten befreit.
Es besteht eine Neigung gerade bei Liebhabern der deutschen Literatur, medizinische Begriffe („Heilkraft der Literatur”, „Belebung”, „Literatur als Therapie”, Rüdiger Safranski, ”Wir sprechen über die Heilkraft der Literatur”, BZ 1. Oktober 2012) heranzuziehen, um ihre mögliche Wirkung zu schildern. Man kann in ihr „existentielle Antworten” suchen. Neben solchen instrumentellen Bestimmungen finden sich auch die ästhetischen zum Thema Inhalt und Form.

Kenose,
(griechisch Kenosis), ist einer der Fehler, die Jesus Christus in den Augen seiner Kritiker gemacht hat. Während seines Aufenthalts auf Erden, so die Bedeutung des Begriffs, verzichtet er auf seine göttlichen Eigenschaften. Das wurde ihm schon zu Lebzeiten vorgeworfen, denn mit göttlichen Eigenschaften wäre alles ganz anders gekommen, mit Wort und Schwert hätte er gleich seine Herrschaft antreten können. Daher musste er mit der Behauptung, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei, viele enttäuschen. Vergleichbar schwer war die Theodizee zu vermitteln. Das Böse hat etwas Gutes. Es ist der Preis für den freien Willen, von dem man heute allerdings sehr unchristlich aber positivistisch behauptet, er sei eine Mogelpackung.

Klassik:
Seit der Renaissance wird „klassisch” für die Dichtung und die Kunst der Antike verwendet, die man für vorbildlich hielt, in dem was schön, bedeutend ist. Der Begriff bezeichnet eine Norm des Vorbildlichen, an dem sich das Individuum orientieren kann und einen Höhepunkt in der literarischen Entwicklung eines Volkes, die einen Bezug zur Antike hat.

Klassizismus:
Er ahmt antike Formen und Stoffe nach, orientiert sich an ihnen, indem er sie rational rezipiert und umformt, besonders in der Renaissance. Klarheit und Formstrenge werden betont und avantgardistische Experimentierfreude zurückgestellt.

Kognition:
Der Sammelbegriff, um alle Vorgänge und Strukturen zu kennzeichnen, die mit der Wahrnehmung und dem Erkennen zusammenhängen und als Informationen gewonnen werden: Nicht die Empfindung (warm, kalt, hart, weich usf.), aber die Wahrnehmung, Erinnerung, Vorstellung, der Begriff, Gedanke, Schlussfolgerung, Kommunikation aber auch Vermutung, Erwartung, Plan und Problemlösen. All dies sind Prozesse der Informationsverarbeitung. Die begriffliche Ausdifferenzierung, die hier vorliegt, erlaubt die gesonderte Untersuchung und Behandlung der einzelnen Funktionen, und zwar nicht unter logischen Gesichtspunkten sondern unter psychologischen.
Analog zur Informationsverarbeitung werden sie zu Erfahrungen verarbeitet. Man sagt sogar, der Computer sei gekennzeichnet dadurch, dass er Informationen verarbeitet. Dann müssten Kognitionen nichts Anderes als Berechnungen bzw. Berechnungsgrundlagen sein. „Berechnungen wären dann regelgesteuerte Manipulation von Repräsentationen.” Letztere wären die Symbole, mit denen gerechnet wird.
(Wolfgang R. Köhler, Ist der Geist berechenbar? S. 22). Details der Gehirnprozesse werden dabei nicht gesehen. Das sei auch Grundlage menschlicher Kognition. Die Sprachwissenschaft zum Beispiel ist ein Teil der kognitiven Psychologie. Sie fragt nach dem Aufbau, der Struktur von Kompetenzen, die im Gehirn repräsentiert sind und den Menschen zu bestimmten Lebensäußerungen befähigen.

Der Begriff „Kognition” ist ein Kampfbegriff gegen den Behaviorismus, den mentale Prozesse nicht interessierten. Im Unterschied zum philosophischen Erkenntnisbegriff ist er ein Begriff der Psychologie. Die Dimension wahr/falsch der Bivalenz hat hier keine Bedeutung, was ausschlaggebend ist.

Kognitiv, Kognition, Kognitivismus:
Prozesse des Bewusstseins, die darauf aus sind, Informationen zu verarbeiten, um Erkenntnisse zu erwerben. Kriterien wie wahr oder falsch werden nicht angewandt, um inhaltliche Aussagen über Kognitionen zu bewerten, da sie deskriptiven Charakter haben und nicht wahre Erkenntnisse formulieren sollen. Die nötigen Informationen werden über Kanäle wie Empfindung, Wahrnehmung, Denken, Vorstellen und Erinnern aufgenommen. Zur Kognitionsforschung werden theoretische und empirische Beiträge von einigen Wissenschaften geliefert: Hirnphysiologie, Psychologie, Informationstheorie, Philosophie und Computerlinguistik. Die Verbindung zwischen Stimulus und Reaktion über Kognitionen erlaubt es dem Menschen, einen Schritt weiter zu gehen und das Konditionieren durch die Situation zu umgehen bzw. mit einem umfassenden Repertoire zu ergänzen. Emotionen sind „quasi-automatische Reaktionsmechanismen”, die man nicht, zum Leidwesen vieler, nach Belieben ausschalten kann. Wichtig hier ist, dass sie einen Stimulus von der folgenden Reaktion so abkoppeln können, dass der Instinktmechanismus unterbrochen wird. Hier ist Raum für Kognitionen, deren Emotionalität nur noch als „kalte” Informationsverarbeitung und -steuerung angesehen werden kann. Der Mensch, auch Lucy schon, hat Zeit, aus seinem Repertoire von Reaktionen auszuwählen. Die Situation lässt sich prüfen, mögliche Folgen abschätzen. In dringenden Fällen greift man allerdings auf Automatismen zurück, die aber auch nicht unbedingt der akuten Gefahr gewachsen sein müssen. In melancholischer Langzeit-Besinnlichkeit reicht die Emotionsphase, um eine ganze Philosophie des fragwürdigen Lebens hamletisch auszubreiten und auf den Stimulus keine Reaktion zu finden, bis Orphelia Hamlet auf andere Gedanken bringt.
Statt eines biologischen Schematismus, der immer gleich abläuft, ohne „Phantasie”, kann der Mensch seine Situationen verstehen und sein soziales Verhalten nun sensibel auf sie abstimmen. Nicht die Außenwelt determiniert das soziale Verhalten wie es der biologische Systemgedanke für die Tierwelt und für die Menschen (minus „Autonomie”-gedanken bei Maturana) annimmt. Sie wird „mental repräsentiert” und über diesen entlastenden Umweg individuell verarbeitet. Das gilt grundsätzlich. Für den Kognitivsten laufen alle diese Prozesse, die zu einer subjektiven Weltauffassung führen, über Informationsflüsse, vergleichbar den Vorgängen im Computer. Wichtige zusätzliche Beiträge liefern das Erinnerungsvermögen, Affekte, Emotionen, irrationale Verhaltensstrukturen.
Ein Reiz wird empfunden. Die Empfindung wird gefiltert und nach Kategorien geordnet, kategorisiert. Sie wird hineingegeben in Wahrnehmung und Gedächtnis, mit schon organsiertem Wissen verglichen. Von hier kann es zurückgehen zur Kategorisierung. Bevor eine Verhaltensreaktion erfolgt, wird noch eine weitere Stufe durchlaufen: Weitere Schlussfolgerungen, Entscheidungen und Urteile, die sich auch mit dem Wissen im Gedächtnis abgeglichen haben, können hinzukommen. Aus der Reaktion wird durch eine Kognition nuancierte, modifizierte Reaktion oder auch eine kluge, abgewogene Handlung.
Bei der näheren Beschreibung dieser Stufenfolge wird von Abhängigkeit gesprochen und Rück-kopplungsschleifen, von einer soliden logischen Grundlage, auf der jede Stufe aufruht, von Input, von Enkodierung. Damit wird deutlich, dass der computeranaloge Informationsgedanke in seiner radikalen Form auf Kausalität beruht und einer sozialen Kognitionstheorie konsequent zugrunde gelegt werden soll.

Kommunismus:
Was er abschafft, ist seine historische Vorbedingung: Privateigentum, Standes- und Klassenunterschiede. Zu den geistigen und materiellen Gütern hat jeder gleichermaßen Zugang. Die Entwicklung zum Kommunismus erfolgt zwangsläufig und gesetzmäßig. Der Arbeiter eignet sich die politische Macht an.

Komplex:
Er war klein und ehrgeizig, gerade weil er klein war. Er konnte wohl kaum verhindern, dass man ihn in den zwei Militärakademien, die er als Korse besuchte, hochnahm, wie das von anderen Kleinen berichtet wird. - Er führte, um zu beweisen, was in ihm steckt, 23 Jahre lang Krieg in Europa, mit umstrittenem Ergebnis. Er wollte der Größte sein und wurde der Größte. Insofern hat er seinen Komplex umgesetzt, hätte er nur Niederlagen erlitten, wäre seine Megalomanie lächerlich gewesen. (Napoleonkomplex).

Konditionierung:
„Konditionieren” bedeutet erst einmal, jemand in einen bestimmten Zustand bringen. (Metzler, Lexikon Sprache). Um diesen Begriff dreht sich alles im Behaviorismus. Tier und Mensch erlernen ein Reiz-Reaktions-Muster. Berühmt wurden die Pavlovschen Hunde. Das Ergebnis eines solchen Lernvorgangs, der an Dressur gemahnt, ist die „bedingte Reaktion”, also durch einen Stimulus/Reiz herbeigeführt.

Konjunkturpolitik:
Manchmal hat man es gemerkt, heutzutage merkt man aber in Deutschland nicht: Es gibt ständig Perioden, die für den Kapitalismus typisch sind. Der Aufschwung hält nicht ewig, zum Glück die Depression aber auch nicht. Um letztere oder eine überhitzung der Konjunktur abzuschwächen, können finanzpolitische (auch fiskalpolitische, das heißt steuerliche) Maß-nahmen ergriffen werden. Sie sind gegen den Konjunkturzyklus gerichtet, unterlaufen ihn gerade mit antizyklischen Maßnahmen. In der Depression soll der Staat nicht sparen, sondern stimulierendes Geld in die Wirtschaft pumpen, deficit spending genannt, da er das Geld sich pumpen muss. Selten dürfte er über Erspartes in ausreichender Menge wie einen Juliusturm in der Kaiserzeit verfügen. In der Aufschwungperiode werden überschüsse erzielt (zyklischer Haushaltsausgleich), mit denen das eingegangene Defizit ausgeglichen wird. Hier liegt eine der Achillesversen der Konjunkturpolitik. Die Politiker wollen in rosigen Zeiten nicht sparen und Kapital zurücklegen und tun es auch nicht.

Konsistenz:
In den empirischen Wissenschaften misst dieser Begriff, ob Begriffe und Hypothesen widerspruchsfrei formuliert worden sind. Konsistenztheorien definieren Wahrheit als Eigenschaft von Aussagen oder Aussagensystemen, nicht als Eigenschaft von Gegenständen oder des Seienden im Ganzen. Vgl. Wahrheitsbegriff.

Konstrukt:
In der Wissenschaftstheorie eine Arbeitshypothese oder eine gedankliche Hilfskonstruktion. Mit ihrer Hilfe wird nicht Anschauliches anschaulich und leichter überprüfbar gemacht. Einstein lässt einen Fahrstuhl durchs All mit Lichtgeschwindigkeit sausen, um die Relativität des Lichts zu veranschaulichen. Gedankenmodell als didaktische Möglichkeit. Konstrukt eher als heuristisches Verfahren der Analyse, Erkenntnisse erst einmal zu gewinnen wie zum Beispiel der homo sociologicus, homo oeconomicus.

Konstruktivismus:
Jedes wissenschaftliche System und jede Disziplin muss von obersten praktischen Sätzen ausgehen, muss konstruktiv aufgebaut werden. In der Erkenntnistheorie führt der Konstruktivismus zu der skeptischen Annahme, dass wir nicht in den Wissenschaften die Realität abbilden, sondern daran geradezu gehindert werden, weil unser Wissenszugriff und Wissen von unseren Gedanken und unserer Sprache geformt sind. (Konstruktion). Ebenso in der Psychologie und der Literaturwissenschaft: Der handelnde Mensch interpretiert in seinen Realitätsbezügen seine Praxis, indem er sich zwangsläufig gedankliche Konstruktionen schafft.

Kontingenz:
Es gibt Sachverhalte, die notwendigerweise bestehen: Alle Ehefrauen sind verheiratet. (Das heißt nicht, dass sie auch demnach handeln müssen). Der Begriff Ehefrau enthält schon diese Aussage mit Notwendigkeit. Die Aussage, dass sie in einem Bett liegt, ist zufällig, nicht notwendig. Sie ist kontingent (hat sich einfach ereignet, ist geschehen), denn sie könnte in den Armen von Oskar am Strand liegen oder auf der Luftmatratze. - Für die theologische Metaphysik existiert Gott wesentlich, d. h., er ist nicht kontingent. Alle erschaffenen Lebewesen existieren kontingent. Sie könnten im Gegensatz zu Gott auch anders sein, aus bestehenden Möglichkeiten heraus. - Man kann das Megaversum nicht beweisen, das manche deshalb für Esoterik halten: Es behauptet, jeder Mensch habe unzählige Doppelgänger, die ihm komplett gleichen und in unzähligen anderen Paral-leluniversen leben. Der Zufall, dass der Mensch existiert, wird mit diesen Theorien zur Zwangsläufigkeit, weil die unendlich vielen Möglichkeiten des Zufalls durch die unendlich vielen Universen ausgeschöpft, abgearbeitet werden. Der eine Treffer sind dann wir. Durch die Unendlichkeit wird der Begriff der Kontingenz abgearbeitet oder verständlich, nimmt man an. Das ist etwas Akrobatik, aber man kann sie mögen.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl urteilte rückblickend über seine politischen Entscheidungen nach der Wende 1989, er hätte auch andere Möglichkeiten gehabt. Er hätte dieses und jenes anders machen können. „Aber das Leben hat so geführt”. Aus den Kontingenzen musste jeweils eine Alternative ergriffen werden. In eigener Verantwortung. Aus späterer Sicht ergeben sich aufgrund des veränderten überblicks - immer - andere Perspektiven und damit andere Bewertungen für gesehene oder nicht gesehene Möglichkeiten. Außerdem entwickelt sich die persönlich gegebene Entscheidungskompetenz mit der Zeit. Die Frage der Zwangsläufigkeit oder Fragwürdigkeit von Entscheidungen im Möglichkeitsraum kann selten befriedigend beantwortet werden. Sie wird gerne als Entlastung von Verantwortung durch ein Fatum zitiert oder grüblerisch als sich verlierende Reflexion emotionalisiert.
Die Möglichkeit, die Sachen, nicht die Sprache durcheinander zu würfeln, also die Realien dieser Welt, nicht den Stil, das sei angemerkt, praktizierten die Metamorphose, der Topos der verkehrten Welt, der Surrealismus und das Märchen. Dass es Möglichkeiten gibt, hat der schöpferische Mensch sehr früh gesehen und ausgenutzt. Es hat ihm offensichtlich viel bedeutet, einen Möglichkeitssinn zu haben und zu kultivieren. Damit wurde die Wirklichkeit nicht verdoppelt, sondern vollständig zu einer anderen Welt, die aber mit ihrer Herkunft verbunden bleibt. Diese ambivalente Position ist essentiell für die Kunst. Illusion ist ein Teil der Wirklichkeit, so der Maler Jonas Burgert. (Vgl. S. 773, „Nähmaschine”). Wir können sie uns ausdenken und dann vielfältig befragen. Er meint die Realität, zu der auch nicht Existierendes gehört, eben als Illusion, Potentialität, Kontingenz, Möglichkeit, Phantasie - ohne sie ist alles „verleimt”, so Sartre.- Burgerts Malerei wird bezeichnet als: surreal, symbolisch, eschatologisch, existentiell.

Kontradiktion:
Widerspruch. Am klarsten erkennbar, wenn ein und dieselbe Aussage verneint und bejaht wird: Die Seele ist sterblich - die Seele ist nicht sterblich. Beide Sätze können nicht gleichzeitig wahr oder gleichzeitig falsch sein.

Konvergenz:
Das Zusammenlaufen auf einen Punkt. Annäherung durch verschiedenartige Experimente von Forschungsergebnissen in den Naturwissenschaften, zum Beispiel bei der Berechnung von Konstanten durch verschiedene Forschungslabors. Konvergenz zwischen der französischen und deutschen Wirtschaftspolitik.
In der Psychologie, in der Gruppenpsychologie: Die Meinungen mehrerer Beobachter, die zunächst auseinanderliegen, nähern sich unter bestimmten Bedingungen an.

Konzeption:
Das erste Erfassen oder Finden eines Gedankens, eines Plans. Für seine Verteidigungsrede hatte er noch keine Konzeption. Daher auch noch kein vorliegendes Konzept. - Er wusste noch nicht, welche Strategie er wählen sollte.

Korrelation:
bezieht sich auf Begriffe, die nur dann Sinn machen, wenn sie wechselseitig aufeinander bezogen sind. Wer von „Vater” spricht, bezieht sich gleichzeitig auf den Begriff „Sohn”, ob er will oder nicht; denn „Sohn” macht nur Sinn, wenn es den Begriff „Vater” gibt. Ebenso warm - kalt, schlank - dick. In der Statistik bezeichnet Korrelation den Zusammenhang zweier Merkmals-variablen, die zueinander in Beziehung gesetzt werden. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Einkommen und Sterblichkeit (zwei Merkmalsvariablen beliebiger Personen), zwischen Parteizugehörigkeit und Berufserfolg. Statistische Korrelationen, zum Beispiel die der beiden Befunde: jugendliche Muslime und Gewaltbereitschaft sind nicht Aussagen über kausale Zusammenhänge. Die Kausalität wird dann im Vorurteil ausformuliert und somit behauptet. Die Korrelation ist da objektiver.

Korrelationskoeffizient:
ist eine statistische Größe, die das Ausmaß einer Wechselbeziehung zwischen zwei oder mehreren Variablen angibt. Der Koeffizienzwert variiert zwischen -1,0 und +1.=>0 bedeutet völliges Fehlen einer Korrelation, und die Koeffizienten -1 und +1 vollständige negative bzw. positive Korrelationen. Kosten-Nutzen-Kalkulation: Kosten-Nutzen-Analyse: Kosten-Nutzen-Rechnung: Die erwarteten Kosten werden dem erwarteten Nutzen bilanzierend gegenübergestellt. Es gibt objektive Kosten, im Geldwert ausdrückbar, und subjektive Nutzen aufgrund persönlicher Präferenzen. Sie mochte den italienischen Espresso so gerne, dass ihr der Preis egal war. Die Firmen mit Umweltbelastungen hatten lange Zeit das Privileg, ihre externen Kosten nicht veranschlagen zu müssen.

Kritischer Rationalismus:
Karl Raimund Popper (gest. 1994), hat als erster diese wissenschaftliche Position vertreten. Der wissenschaftliche Fortschritt hat die Methode anzuwenden, bisher bestehende theoretische Annahmen zu entkräften, zu falsifizieren, da es praktisch unmöglich ist, endgültig eine Hypothese zu verifizieren, als richtig zu erweisen, da man nicht alle zu prüfenden Fälle kennt. Philosophisch hat Popper diese Methode auf die Position ausgeweitet, wonach eine Gesellschaft gradualistisch, das heißt step by step und Stückwerk-Technologie, veränderbar ist.

Kunstphilosophie:
Sie versucht zu erforschen und zu bestimmen, was das Wesentliche in der Kunst ist und worin künstleririsches Schaffen besteht. Wie wird Kunst aufgenommen, in der Rezeption, mit Kunstgenuss, ideologisch, erkenntnismäßig.

Lächeln, erstes:
Zwischen dem 2. und 6. Monat können die Eltern mit einem ersten Lächeln bei ihrem Baby rechnen. Wie ein Schlüsselreiz wirkt das Auge-Nase-Stirn-Schema der Eltern für diese erste soziale Ausdrucksbewegung des Kleinkindes. Es ist kein Reflex, der automatisch sich einstellen muss. Das Lächeln könnte man auch als die erste sichtbare und ruhige geistige Leistung des Kleinkindes bezeichnen. Vgl. Abbildtheorie.

Legitimität:
Jede Regierung, die es für wichtig und möglich hält, ihren Machtanspruch nicht (nur) mit nackter Gewalt durchzusetzen, sondern als berechtigt erscheinen zu lassen, damit die Regierten ihr zustimmen können, muss darauf Wert legen, die Legitimität der eigenen Herrschaft einsichtig zu machen. Die Herrschaft kommt von Gott oder von den Stimmbürgern, vom befreiten Arbeiter selbst. Hauptsache, sie stimmt überein mit den ethischen, religiösen und rechtlichen Normen der Gesellschaft. Ideologisch wird Legitimität genannt, wenn Normen oder Institutionen einer Gesellschaft von ökonomischen oder politischen Interessen gesteuert werden und die man glaubt, von einer logischen oder empirisch-sachlichen Legitimität abgrenzen zu können.

Leib-Seele-Problem:
Das ist die Frage nach einer Wechselwirkung zwischen leiblichen und seelischen Vorgängen. Sie kennzeichnet den Dualismus, zu dem Descartes die klassischen Formulierungen geliefert hat. Ohne Mithilfe Gottes ist die Einwirkung zweier wesen verschiedener Substanzen aufeinander aber nicht möglich. In der Neuzeit versucht besonders die Neurophysiologie und die Informationstheorie das Problem zu lösen. Entsprechend ihrem Ansatz zur materialistischen Seite hin, das heißt, die Materie bestimmt das, was Geist genannt wird. In der psychosomatischen Medizin betont man die Fälle, in denen über das Psychische Wirkungen auf den Körper gehen. Magengeschwür (der berüchtigte „Ulcus”) durch chronischen Ärger. Aber auch weitergehende Einflüsse werden angenommen, weil das Immunsystem geschwächt ist und Krankheiten begünstigt werden. Auf die Spitze getrieben wird dieses Thema in der Diskussion, ob es einen freien Willen gibt. Behauptet sich der Geist oder unterliegt er dem Leib, dem Stofflichen. Nach einer tausendjährigen Auseinandersetzung erhebt nun die moderne Forschungsrichtung der Neurophysiologen den Anspruch, im Labor die Frage endgültig beantworten zu können: Alles, auch der Wille des Menschen, wird demnach von der Materie bestimmt.

Literaturwissenschaft:
Mit den Strukturen der Sprache beschäftigt sich die Sprachwissenschaft als der eine Zweig der Philologie. Der andere Zweig ist die Literaturwissenschaft. Ihr Gegenstand sind die Sprachkunstwerke mit ihren besonderen sprachlichen Strukturen und Ausdrucksformen. Die Literaturwissenschaft hat eine Vielfalt methodischer Ansätze entwickelt, um Literatur zu interpretieren. Sie sind zeitgebunden, können sich aber auch zeitunabhängig ergänzen. Die Poetik bietet eine Stilkunde für ästhetische Analysen.
Geisteswissenschaftliche, positivistische, soziologische oder psychologische Methoden sind angewendet worden. Die Skala ist von gendertheoretischen und poststrukturalistischen Ansätzen erweitert worden. Der Glaube, man könne die Psychoanalyse dafür einsetzen, in welcher Form auch immer, die Menschen zu erziehen und aufzuklären, auch indem man sie auf Literatur bezieht, hat sich weitgehend erschöpft. Man hat versucht, eine Typologie der Literatur zu erstellen und den tieferen Gehalt ihrer Gattungsgesetze als heuristischen und interpretatorischen Ansatz zu verwenden, indem lyrisch - episch - dramatisch als grundsätzliche Qualitäten menschlicher Einstellungen zum Leben angenommen werden.
Zur Literatur und ihrer Funktion fallen auch bizarre Bestimmungen auf. So heißt es schon mal: Sie erlaubt, „ein bisschen in der Kindheit bleiben zu können” (Gerhard Lauer, Lesen mit Spiegelneuronen. Was ist Neurogermanistik, Aula, SWR 2,2008). - Das ist eine psychologische Sinnsuche, nicht eine poetologische, ästhetische und daher ziemlich erstaunlich, da Comic-Hefte auch im Erwachsenenalter natürlich lesenswert sind, aber nicht als Literatur all das können, was Literatur leisten kann.

Logik:
Es gibt die unwiderstehliche, an die Aristoteles vor 2300 Jahren allerdings nicht gedacht hat. „Du hast mich heute noch nicht geküsst. Du liebst mich nicht”. Die causa, die die zwei Sätze verbindet, könnte tatsächlich stimmen, in einem Liebesverhältnis, das einer folie à deux (Verrücktheit zu zweit) nahekommt. Dann ist ihre Gesamtaussage knallharte, klassische Logik. Ohne Redundanz, sachlich, cool, zutreffend, noch schlimmer: wahr! Jedenfalls für sie. Ihre sogenannte weibliche Logik, genannt „Herzenskuddelmuddel” ist eben reine Logik, wenn die Voraussetzungen stimmen. Das gelingt immer, wenn man die Welt finden kann, die auf einen absonderlichen Satz der Logik zutrifft. Das ist häufig die Situation der Ausrede, wenn man als unlogisch denkend enttarnt wird. In einer Welt der 6ten Dimension stimmt alles wieder. Der Feminismus hat das längst begriffen. „Je t'aime, moi non plus”. Logik: Heiß-kalt Programm, bringt mehr, also „parceque” einsetzen. Sie kaufte den gleichen Pullover, weil er doppelt so teuer war. Hintergrund dieser Logik: Veblen-Effekt bei Luxusartikeln. „Le coeur a des raisons que la raison ne connaît pas”, das ist ganz logisch, nämlich der Hinweis, dass wir getrennt fühlen und denken können.
Die Logik der Vernunft und Einfachheit kommen nicht in Unordnung, die fuzzy-Logik, die ein Türchen offenlässt, so wichtig in der Liebe, - „er liebt mich - ein wenig- ganz viel - bis zum Wahnsinn - er liebt mich nicht „, wo die Hoffnung nicht stirbt, da es für jede Stufe, jeden Bedarf eine Zwischenlösung gibt. Das trifft auch auf den Schalter am Elektroherd zu. Daher lieben die Logiker ihre Logik so sehr, weil da alles begreifbar stimmt, kein Kuddelmuddel ihr Denken aus er Bahn wirft. Und der Rest der Menschheit liebt die Abweichungen von der Logik, weil da sicher auch - irgendwie - alles und liebevoll stimmt, ohne dass man es begreifen kann.
Nur den Umkehrschluss muss man begriffen haben: Alle Mädchen mit grünen Haaren sind lieb. Umkehrschluss: Alle lieben Mädchen haben grüne Haare.- Ob weibliche oder männliche Logik, hier muss absolute Ordnung herrschen. Grün = lieb, lieb = grün, das war das Problem, man muss es erkennen.
Schließlich: In der Liebe ist das meist ganz klar, wenn es logisch zugeht: Entweder Liebe oder keine Liebe. A ist nicht A', das heißt non A. Dazwischen gibt es nichts. Tertium non datur. Wieder einmal: Die saubere Logik des Aristoteles und auf der anderen Seite die Kuddelmuddel-Logik, mit der so mancher besser klarkommt. Was soll damit gesagt werden? Klassische Logik hat ihr An-wendungsfeld, in unserem Leben geht es aber gemischt zu. So wie wir die klassische Logik brauchen, so brauchen wir auch, darauf basierend, zum Teil ausgiebig, die Fuzzy- und die Kuddelmuddellogik, weil sie uns in anderen Welten zu leben erlaubt. A ist A, mit sich identisch und somit nicht mit allem übrigen in der Welt. Es ist also eine Schreibmaschine, kein Schnuller. Wer sich genötigt fühlt, solches doch zu behaupten, schwirrt ab in die Welt des Surrealen. Weil er die Logik nicht mag oder ausbeuten möchte, wie hier ja offensichtlich geschehen, wenn sie den Steigbügel hält. Es stimmt erst dann in seiner Welt, wenn nichts mehr stimmt. Der überdruss an zu viel Logik fördert die Lust auf Kreativität und Fantasie als Notwehr, als Lebensprinzip.

Machiavellismus:
Er meint, dass der Staat aus Eigeninteresse berechtigt ist, rücksichtslos seine Macht zu gebrauchen. Moral und Religion sind nur Mittel zu seinen Zwecken. Ihm ist von bedeutenden Praktikern widersprochen worden. Wichtig und häufig zitiert: Notwendige Grausamkeit zur Herrschaftssicherung müssen gleich zu Anfang begangen werden. Antimachiavellismus: Friedrich der Große schreibt den „Antimachiavell” (1739) im Geiste des Protestes gegen Machiavell.

Macht:
Max Weber, Soziologe (gest. 1920), stellte die berühmte Definition von Macht auf: „die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.” Wie immer und so vieles fängt das in der Wiege an. Das Krähen entspricht haargenau und schon früh der Weberschen Definition von Machtaus-übung; denn wer springt schon gerne im Winter 10 x aus dem Bett. Da ist schon besser die Macht der Gewohnheit. Man will ja gar nicht rauchen, das steht fest unter Zeugen, aber man tut es. Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Wieso. Sie kann einen miesen Charakter veredeln, wusste schon der Liebesdichter im Mittelalter. Sie versetzt, wie der Glaube, Berge. Der Widerwille, der nach Weber also dazugehören muss, ist da schon subtiler: Meistens ist es sie, die ihn dazu bringt, Dinge zu tun, die er nicht will, zum Beispiel stundenlang vor der Mensa warten, obwohl das in seinem Lebens-entwurf absolut nicht vorgesehen war.

Marxismus:
Marxismus ist eine Lehre, die sich umfassend auf philosophische, politisch-soziologische und ökonomische Inhalte bezieht. Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) haben sie entwickelt, andere haben sie vielfältig fortgeführt. - Mit ihrer Kritik am Kapitalismus wollten sie die Entwicklungsgesetze aufdecken, nach denen die Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren. Sie waren überzeugt davon, dass sich zwangsläufig wie ein Gesetz daraus in der Zukunft eine klassenlose Gesellschaft entwickeln muss. Die zugrundeliegende materialistische Geschichtsauffassung verneint eine absolute Ethik als Maßstab für die bestehende Gesellschaft, was die Arbeiterklasse freisetzt, eigene Interessen zu verfolgen. Der revolutionäre Impetus entsteht, wenn die Gesellschaft sich ihrer wahren Situation mit ihren sozialen Gegensätzen bewusstwird und die letzten Klassenkämpfe den befreiten Menschen hervorbringen. Dem Proletariat fällt die Aufgabe zu, die bestehenden gesellschaftlichen Apparate zu zerschlagen und den bürgerlichen Klassenstaat durch den proletarischen Staat zu ersetzen.

Materialismus:
Philosophische Lehre, nach der die Materie die einzige Grundlage, das einzige Prinzip der Wirklichkeit ist. Die Leib-Seele Problematik wird auf Materie reduziert, die Seele ist lediglich deren Funktion oder mit ihr identisch. Diese Reduktion in den Naturwissenschaften nennt man Physikalismus. - Der dialektische und historische Materialismus mit Hegel und Karl Marx sind in den Gesellschaftswissenschaften detailliert ausgearbeitet und politisch wirksam geworden.
Aus den Bewegungen der Materie erklären sich Geist, Seele, das Denken selbst. Die Naturwissenschaften sind in ihrer Theorie materialistisch ausgerichtet, Geister und Geist werden ausgeschlossen, was durchgehende Kausalität außer in der Mikrophysik anzunehmen erlaubt oder sogar erzwingt. Das dazu gehörende Weltbild ist mechanistisch. Erklärungen durch Zwecke sind darin ausgeschlossen. Das heißt, der Materialismus in den Naturwissenschaften schließt jede Teleologie aus. Der Vogel lässt sich nicht Flügel wachsen, um fliegen zu können. Er hat sich lediglich materialiter, in einem materiellen schrittweisen Vorgang an sein materielles Medium angepasst.
Der sehr menschlichen Neigung entsprechend wurden Transfers vorgenommen vom Materialismus, der sich naturwissenschaftlich ergiebig zeigt, auf andere Bereiche der Kultur. Geschichte, Gesellschaft, Literatur, Psychologie, sie alle mussten getestet werden, um zu erfahren, dass hier ein heuristischer Zauberschlüssel erfunden wurde. Das müsste die Sicherheit der Erkenntnisse erhöhen, das Denken ökonomisieren und dem Bedürfnis nach Eleganz im Denken entsprechen.
Der historische und praktische Materialismus wird von Karl Marx ausgearbeitet und von der Geschichte widerlegt. Der materialistisch-naturwissenschaftliche Ansatz in der Psychologie ist unvermeidlich, aber auch nicht das letzte Wort. Materialistische Interpretationen der Kunst sind nicht interessant genug.

Maxime:
Hauptregel, ein Grundsatz für das eigene sittliche Handeln. Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu.

Metaphysik:
Aristoteles: „ Wissenschaft von den ersten Prinzipien und Ursachen.” Neuplatonismus: Was hinter der Natur als deren Ursache liegt und damit die eigentliche Wirklichkeit ist. Metaphysik wird als die Lehre von den letzten Gründen des Seins, seinem Wesen und Sinn verstanden. Das kann auch ein Gott oder ein Himmel voller Ideen sein.

Methode:
Das Verfahren, der „Weg”, den derjenige einschlägt, der ein Problem lösen möchte. Auch Tiere haben Methoden entwickelt, um z.B. an Futter zu gelangen, wenn sie dazu Instrumente oder Strategien einsetzen.

Modalität:
Die Modalität zum Beispiel der Art und Weise des Seins hat drei Kategorien (hier: i. S. von Sorte, Art): Möglichkeit, Wirklichkeit, Notwendigkeit. Mögliches Sein hat eben diese Art von Sein, existiert aber nicht. Ein Wunsch, ein Traum wären also diese Art von Sein. Eine Chimäre (Wasserspeier als Figur) ist im Modus der Wirklichkeit, die dargestellte Phantasiefigur ist nur als solche möglich. - Das Urteil hat eben diese drei Modalitäten: Modalität der Möglichkeit - problematisches Urteil, der Wirklichkeit - assertorisches Urteil, der Notwendigkeit - apodiktisches Urteil.

Modell:
Ein Mensch, ein Gegenstand, der dem Künstler als Vorlage dient. Der Maler und sein Modell. Ein Thema, das auch immer die Phantasie anregt, wie die Modellautos die des Jungen. - In anderen Bereichen ein Vorentwurf eines zu schaffenden Originals, um konkret zu planen oder ästhetische Qualitäten abschätzen zu können. Ein Schiffsmodell, ein Flugzeugmodell, um besser planen zu können. Es ist eine Annäherung an die Wirklichkeit, bei der eine Auswahl der Aspekte und eine Größenreduktion stattfindet. Es ist die vereinfachte Abbildung eines Gegenstandes, der im Original größer und komplizierter ist und praktisch gebraucht werden kann. - In den Naturwissenschaften will man durch ein Modell Anschaulichkeit gewinnen für einen unanschaulichen Sachverhalt, nichts nachbauen, sondern vertieft verstehen. Das ist seine eidetische Funktion im Dienste einer weiter zu entwickelnden Erkenntnis. Das Atommodell gibt es in verschiedenen Versionen, je nach Stand der Forschung. Eine feste Kugel war das erste Modell, dann folgten Modelle mit Kern und Schale und schließlich mit einem aus elementaren Teilen zusammengesetzten Kern. Dabei sollen Erkenntnisse gewonnen werden, Voraussagen und Erklärungen möglich werden, auf die man ohne konkretes Modell nicht kommen würde. - In der Volkswirtschaftslehre, siehe zum Beispiel den homo oeconomicus, können abstrakte Theorien und Formeln in Modellen formuliert werden. Modelle verschiedener Entscheidungssituationen (deterministische Entscheidungsmodelle können angenommen werden bei Entscheidungen, die bei Sicherheit gefällt werden, da eine vollständige Information aller Nebenbedingungen vorliegt) - In den Naturwissenschaften der sichtbare oder vorstellbare Ausdruck einer gedanklichen Konstruktion, aus heuristischen Gründen oder um Gedankliches zu erklären. Weitere Modellkonzeptionen finden sich in der Logik und Linguistik.

Motiv:
Der Gegenstand eines Malers. - Für den Psychologen alle seelischen Vorgänge und Antriebe, die zu einer Handlung führen. Absichten und Zielsetzungen des Handelnden lassen sich erkennen, weil seine Motive verstanden werden können.
Beweggrund für ein Verhalten, der unterschieden ist von jeder Finalität, von einem konkreten Ziel der Handlung. Triebfeder des Wollens, also „unten” angesetzt. Motiv = Eifersucht. Egal, wohin das führt. Antreibender seelischer Hintergrund. Die stärkeren Motive dominieren, die schwächeren sind die, die in den Hintergrund abgedrängt werden. Meist liegt ein Motivbündel vor und man muss mögliche Folgen abwägen, Entscheidungen treffen. Durch Gewöhnung, fixierte Einstellungen und Werthaltungen können Motive festgelegt sein. Sein Motiv war Habsucht, das ist haben wollen, ohne zu wissen wozu.

Monismus:
Jede Lehre, die der Wirklichkeit eine einheitliche Grundbeschaffenheit zuspricht. Das kann die Materie sein, wie der monistische Materialismus, der sie als einzig bestimmende Substanz annimmt. In der Antike waren das bei den Naturphilosophen die Elemente wie Wasser oder Luft. Oder der Idealismus. Ein einziges Prinzip als Grundlage allen Seins kann aber auch die Annahme, Körper und Geist, Leib und Seele seien eine Einheit, im monistischen Sinne sein.

Nativismus:
Die geistige Entwicklung des Menschen sei von Informationen ableitbar, die genetisch determiniert und determinierend sind. Die Gegenposition ist der Empirismus, der die Entwicklung des Menschen aus der Erfahrung ableitet. In dessen Vorgeschichte ging man von einer Wachstafel als Seele aus, auf das die Sinneseindrücke ihr Spuren einschreiben.
Der Linguist Noam Chomsky vertritt diesen extremen Standpunkt des modernen Nativismus. So ist dem Menschen eine „Universalgrammatik” angeboren, die mit jeder Sprache in eigener Weise ausgeformt und ausgefüllt wird. Das Kind beim Spracherwerb findet die Regeln der Grammatik nicht induktiv. Das würde auch viel zu Lange dauern. Äußerungen, die im Entwicklungsprozess als Beispiele ausgewertet werden, dienen nicht dem Aufbau. Sondern umgekehrt wird deduktiv von Regeln zum Einzelfall hin abgeleitet. Das Kind verfügt über das Know how, wie es seine Sprache am besten erlernt. Ein erstes Netz von Prinzipien und Stellschrauben wäre schon da, was den schnellen Erwerb der Sprache erklärt.

Natura non facit saltus:
„Die Natur macht keine Sprünge.” Das Kontinuitätsprinzip postuliert, dass alles kausal verknüpft ist, was in der Mikrophysik und wohl auch für die kosmologische Entwicklung nicht zutrifft. Hier gibt es „Sprünge” und den Zufall.

Naturalismus:
Die Natur zum Vorbild nehmen, sie abbilden, hat grundsätzlich immer eine Rolle in der Kunst gespielt. Zwischen 1880 und 1900 wurde dieses Gestaltungsprinzip zu einer gesamteuropäischen Bewegung, die von Frankreich ihren Ausgang nahm. Grundgedanke ist die Ablehnung der Metaphysik durch den Positivismus. Der Mensch ist naturwissenschaftlich zu verstehen, und das heißt bis heute deterministisch. Er ist bestimmt durch die Gene, die Umwelt und die geschichtliche Lage. Literarische Darstellungen müssen sehr exakt sein; denn in der Wirklichkeit wird die Wahrheit gesehen. Daher benutzt der Naturalist in der Literatur einen etwa vier Mal größeren Wortschatz als der klassische Autor. Betont wird ein soziales Engagement. Das Alltägliche mit seinem Niederen, Rohen, Sinnlichen sind die naheliegenden Gegenstände. „Nana”, das Mädchen, das im gleichnamigen Roman von Emile Zola in der Dachkammer allein ein Kind zur Welt bringt.
Der Begriff „Naturalismus”, „naturalistisch” in den Naturwissenschaften bezeichnet die Einstellung, Phänomene physikalisch-biologisch erklären zu wollen. Können mentale Phänomene durch die Neurowissenschaft physiologisch erklärt werden? Dann wären mentale Phänomene naturalistisch, nur aus der Natur heraus, erklärbar. Für die Naturforscher heißt es längst: Was macht eine Erkenntnistheorie naturalistisch? Für den Naturalisten besteht die Welt substantiell aus Materie, die der eigentliche Gegenstand der Physik ist. Der Naturalist hat ein Problem mit den geistigen Eigenschaften des Menschen. „Geist” wird subjektiv empfunden, wenn die Neuronen in unserem Gehirn feuern, sozusagen als ihre subjektive Begleitmusik. Der Materialismus ist also nicht-dualistisch.

Neopositivismus:
Er weiß sich einig mit dem Positivismus in der Ablehnung der traditionellen Metaphysik und der Behauptung konsequenter Wissenschaftlichkeit philosophischer Aussagen. über Gott kann man nicht sprechen, da er nicht positiv den Sinnen gegeben ist. Wirklichkeitserkenntnis muss auf sinnlicher Erfahrung beruhen. Was darin zum Ausdruck kommt, wie er sich auch selbst nannte: Logischer Empirismus. „Positivismus” wird auch heute noch bisweilen in einem negativen Sinn gebraucht. Man meint es kritisch und spricht von Positivismus, wenn soziale oder psychologische Phänomene wie natürliche „Tatsachen” behandelt werden. Soziologie und Psychologie haben tatsächlich einen naturwissenschaftlichen - messend, „gesetzmäßig” - aber auch einen geisteswissenschaftlichen Teil.

Neuro:
es wimmelt von Zusammensetzungen mit dem griechischen Neuro- für Nerven: Neurobiologie, Neurophysiologie, Neurotheologie, Neurodidaktik, Neuroökonomie, Neurogermanistik. Eine junge Forschungsrichtung tobt sich aus. Neurotheologie: „Geht geistige Wiedergeburt auch mit einer neurophysiologischen Veränderung im Kopf einher? (Streitgespräch Ulrich Eibach und Detlef Linke, Die Kopflastigkeit des Glaubens, in: Geist und Gehirn, 1/2003, S. 13). Neuroökonomie ist der letzte Schrei aus Kalifornien. „Als soziale Wesen sind wir besessen von Moral” (Paul Zak, Das Molekül der Moral, Capital 04/2012, S. 61).

Nominalskala, Skalen:
Qualifikationsgrundlage für qualitative Daten, zum Beispiel Familienstand: ledig - verheiratet - verwitwet. Geschlecht: männlich - weiblich ist die Nominalskala. Also keine Stufenfolge wie bei der Ordinalskala, Rangskala: Sie stuft nach einem Mehr oder Weniger, Größer oder kleiner ab. Zum Beispiel die Schulnoten von sehr gut bis ungenügend. Dabei wird nicht berücksichtigt, wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Stufen oder Rängen ist. Sie spielen bei der Intervallskala eine Rolle, wo die Abstände zwischen den Skaleneinheiten gleich sind. Zum Beispiel beim Thermometer oder Fieberthermometer. Der Nullpunkt ist allerdings willkürlich festgelegt, vergleiche Réamur (0-80 Grad) und Fahrenheit (38-218 Grad). Die Absolut-skala, auch Verhältnisskala genannt, besitzt einen echten Nullpunkt, einen absoluten Nullpunkt (Temperatur -273,15 Celsius, das heißt 0 K, Kelvin). Die Längenmaße, Meter, Kilometer und der absolute Nullpunkt gehören dazu. Das Urmeter aus Platin, in einen Marmorblock eingelassen, um die Temperaturschwankungen aufzufangen, wird in der Neuzeit ersetzt von einem Zeitbetrag, den das Laser-Licht für einen Meter braucht.
Nulla poena sine lege: „Keine Strafe ohne Gesetz”. Der Berliner, der in den 30er Jahren elektrischen Strom von einer Straßenbahn-Oberleitung abzweigte, konnte nicht bestraft werden, weil es dafür kein Gesetz gab, das verboten hätte, bewegliche Güter dieser Art an sich zu bringen.

Objektsprache -Metasprache:
Man kann über einen Sachverhalt - „Elvira ist 28 Jahre alt” - das ist die Objektsprache, auf höherer Ebene wieder eine Aussage machen: „Der Satz „Eva ist 28 Jahre alt”, ist eine glatte Schmeichelei.” Die objektsprachliche Aussage wird ihrerseits zum Objekt einer Sprache, der Metasprache. Damit beginnt eine mögliche Stufenleiter mit Meta-Ebenen.

Objektivität:
Steht im Gegensatz zu Subjektivität und bezeichnet die Sachlichkeit, die Orientierung an der Sache, am Objekt. Kriterium ist die sinnliche Wahrnehmung als Grundlage für die intersubjektive überprüfung wissenschaftlicher Ergebnisse. Diese müssen unabhängig vom Forscher sein, dessen Emotionen, Vorlieben, Vorurteile, Wertschätzungen und geschmackliche Ausrichtung keine Rolle spielen dürfen. Auch die Theorie der Geschichtsschreibung hält dieses Ideal hoch, in der man sie gründlich immer schon diskutiert hat.

ökonomisches Prinzip:
Die deutsche Bezeichnung macht klar, worum es geht: Wirtschaftlichkeits-prinzip. Es ist die vernünftige Zielsetzung, mit einer gegebenen, festgelegten Menge an Produktionsfaktoren, das sind in der klassischen Theorie Kapital, Arbeit, Boden, einen möglichst großen Ertrag zu erwirtschaften. Der Akzent liegt auf „mit einer gegebenen Menge”.
Das ökonomische Prinzip in der Linguistik besagt, dass Sprachen dazu tendieren, ihren kommunikativen Zweck mit möglichst einfachen, spärlichen Mitteln zu erfüllen. Etwa Telegrammstil plus X, Rest-Respekt vor dem Leser. Etwas konträr dazu wäre dichterische Sprache, die mit stilistischen Mitteln wie Synonymen, Tropen, Ausschmückung für Redundanz sorgen kann.

Ontogenese:
beim Menschen die Individualentwicklung, die jeder einzelne durchläuft. Im Unterschied zur Phylogenese, mit der die gesamte biologische Evolution des Menschen oder einer Population bezeichnet wird, vom Einzeller im Urmeer bis zum jeweiligen fertigen Menschen. Mit letzterer wird die Entwicklung einer Art, einer Gattung bezeichnet. Das „biogenetische Grundgesetz” besagt, dass die Ontogenese eine Wiederholung der Phylogenese sei. Der Embryo durchlaufe frühe Entwicklungsstufen der menschlichen Abstammung noch im Mutterbauch. Das trifft so nicht zu.

Ontologie:
Die Lehre vom „Seienden”, dessen allgemeiner Oberbegriff „Sein” ist. Es geht um die Grundstrukturen der Realität, wie sind die sie ausmachenden seienden Dinge geordnet, strukturiert. Auf diese Strukturen weist der Ausdruck „Metaphysik” hin. Physik wäre das, was ich ansehen, anfassen kann. Die Strukturen wären dahinter oder weiterliegend, metaphysisch. Spezielle Metaphysik stellt Fragen wie „ „Was ist der Mensch”, „Gibt es einen Gott?”, „Hat die Welt einen Anfang?”

Organ:
eigentlich griechisch „Werkzeug”. Es ist der abgegrenzte Teil eines Lebewesens. Teil oder Glied eines Ganzen, das vom Ganzen her seine besondere Aufgabe erhält und erfüllt. Dimensionen: Zelle - Zellstruktur - Gewebe - Organ (z. B. Niere, Leber) - Gesamtorganismus.

Panta rhei:
„alles fließt” und man steigt nicht ein zweites Mal in dieselbe Stelle des Flusses. Heraklit. Bewegt jeden, der über sein persönliches Zeitkonto nachdenkt. Verführt zum Romantizismus und zu Liedern, die zum Wein zu singen sind, wenn man nicht gleich philosophisch oder theologisch werden will. Für sich hat die Physik mit diesem Thema Schluss gemacht. Die Zeit gibt es nicht, wenn wir sie nicht - andauernd -messen würden. Dann könnte sie auch nicht fließen und jeder Augenblick wäre Ewigkeit. Das aber verstehen nur die Verliebten und der große Philosoph Nietzsche.

Sub specie aeternitatis,
im Lichte der Ewigkeit, in dem man nachdenklich werden könnte. So kann man sein Leben betrachten, wenigstens für Momente.

Paradigma:
Heute vor allem wird mit „Paradigma” ein zentrales Interpretationsprinzip bezeichnet, durch das eine umfassende Theorie bestimmt und für die Forschungsgemeinschaft organisiert wird. Paradigmata werden abgelöst, wenn die Zeit reif dafür ist. Die Zeit ist dafür reif, wenn sich die Widersprüche zu anerkannten Annahmen der Theorie häufen und ein neues verspricht, Probleme zu lösen.
Thomas Kuhn hat bahnbrechend darübergeschrieben. Die Umwälzung zum neuen Paradigma erfolgt neben den neuen Erkenntnissen auch aufgrund psychologischer Faktoren, da auch Wissenschaftler die Vorteile der Anpassung erkennen und sich gegen deren Nachteile wehren, da sie zum Beispiel aufwendig umlernen müssten.
Das Paradigma Newtons, das Licht bestehe aus materiellen Korpuskeln wird später abgelöst von dem Paradigma, es habe Wellencharakter. Heute gilt das Paradigma nach Planck und Einstein, dem Licht komme beides zu, es bestehe aus Photonen, die einige Eigenschaften von Wellen und einige von Partikeln zeigen.
Die Grammatiklehre bezeichnet ein Deklinationsschema als Paradigma, das als Vorbild oder Beispiel für andere Wörter dient. „Die Maus, der Maus, der Maus, die Maus” wäre ein Paradigma.
Ebenso nach diesem Beispiel geht: die Laus, der Laus usf. Die Maus wäre also das Paradigma für die Laus und andre Wörter auf - aus. Das Paradigma der darwinschen Evolutionstheorie ist für die weitere Forschung beispielgebend und auch vorläufig vorbildlich, als kein neues Paradigma eingeführt worden ist.
Darunter [Paradigmata] verstehe ich allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern.
Durch seine Wahl [des Ausdrucks „Paradigmata”] möchte ich andeuten, dass einige anerkannte Beispiele für konkrete wissenschaftliche Praxis - Beispiele [die Maus, der Maus bzw. anerkannte Erklärungsmodelle], Gesetz, Theorie, Anwendung und Hilfsmittel einschließen - Vorbilder abgeben, aus denen bestimmte festgefügte Traditionen wissenschaftlicher Forschung erwachsen.
(Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, S. 10 und S. 25).
Für die Naturwissenschaftler gilt immer, dass das, was sie annehmen, vorläufigen Charakter hat. Es hat mehr als ein halbes Jahrhundert gedauert, bis für die „Relativitätstheorie” ein Beweis erbracht worden ist. Masse kann Licht ablenken und den Raum krümmen. „Paradigma” hat also für ihn diese Bedeutung, die in den Geisteswissenschaften keinen Sinn macht, nämlich dass an einer vorbildlichen (paradigmatischen) Problemlösung erst einmal festgehalten werden kann, da sie sich als resistent gegen Kritik erweist und vieles erklärt. So gesehen macht der Naturwissenschaftler einen relativen Gebrauch von diesem Begriff, da die Beispielhaftigkeit doch nur vorübergehend gilt. Beim Sprachwissenschaftler hingegen haben die Deklinationsbeispiele Bestand. Es wird also kaum bei ihnen zu erwarten sein, dass es eines Tages ein neues Paradigma mit suppletiven Formen geben wird. „die Maus, des Mäuserichs, der Feldmaus, die Ratte.” Das Paradigma „die Maus” ist resistent und wird es bleiben; denn suppletive Formen wie die obige Mausgeschichte gibt es zwar, so im Lateinischen, sind aber nicht die „Dekadenz” eines vorhandenen Paradigmas, dessen Leistung gesteigert werden soll. Es ist sogar ein Wesen des grammatischen Paradigmas, dass es unkalkulierbar Bestand über die Zeit hat. So werden aber gerade in den Naturwissenschaften mit Hilfe der forschenden Phantasie Paradigmata aufgebrochen, in der Grammatiklehre, in den Geisteswissenschaften herrscht eiserne Ordnung, sobald das Kind erwachsen ist. Suppletive Formen, Mischformen bei Verben zum Beispiel, das sei angemerkt, helfen aber bisweilen, überhaupt ein Paradigma zu bilden wie z. B. in der lateinischen Grammatik: ferro, tuli, latus (tragen, ertragen), markieren dann aber einen stabilen Endzustand.

Performanz:
in der Sprachwissenschaft unterscheidet man Kompetenz, Sprechfähigkeit, von Performanz (aktuelle Ausübung der Kompetenz). Letztere ist die konkrete Ausübung des Sprechvermögens. Vgl. Chomsky. Auch der Stotterer hat eine ungestörte Kompetenz und eine - gestörte - Performanz. Die Begriffe sind übertragbar: Handlungskompetenz eines Fachmanns und Handlungsperformanz, wenn der Fachmann konkret nach seiner Kompetenz handelt. Er weiß perfekt, wie mein Ottomotor funktioniert und kann ihn auch noch reparieren.

Phänomenologie:
Erscheinungslehre: Bei Kant die Lehre von den empirischen Erscheinungen, im Gegensatz zu den „Dingen an sich”, die ja unserer Wahrnehmung nicht als solche gegeben sind. - Sie sind die Grundlagen aller Erfahrungserkenntnis. In der deskriptiven Psychologie werden die Phänomene des Seelischen aufgeschrieben.
Bei Edmund Husserl ist es eine elaborierte Bedeutungs- und Sinnforschung, eine Wesenswissenschaft, die nichts mit der realen Existenz der Dinge und Tatsachen zu tun hat. Deren Erfahrung wird ausgeschaltet. Es geht immer um das Bewusstsein, das ein Bewusstsein von etwas ist, intentional. Die Realität besitzt keine Selbständigkeit, sie ist nur Bewusstes, Intentionales, Erscheinendes, also irgendwie immer bei uns aufgehoben und von uns bearbeitet. Husserl betrachtete seine Phänomenologie als Grundwissenschaft der Philosophie überhaupt und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Philosophie.

Phänotyp:
Die Gestalt eines Organismus, wie er sich dem Auge darstellt mit der Gesamtheit seiner wahrnehmbaren Eigenschaften. Im Unterschied dazu ist mit Genotyp die Gesamtheit der Erbanlagen gemeint, die in Erscheinung treten können im Phänotyp oder auch nicht, weil sie nicht zum Zuge kommen, trotzdem aber vererbbar sind. Dominante Gene setzen sich durch und treten in Erscheinung, rezessive eben nicht, bleiben „verborgen”. Dunkle Augen gelten als „dominant”, blaue als „rezessiv”.

Phantasie:
Vorstellungskraft, mit der Vorstellungsinhalte neu kombiniert werden (Minotaurus, Chimäre) sowie die Vorstellungen, die neu ins Bewusstsein treten und sich mit den vorhandenen Bewusstseinsinhalten verbinden lassen. Entscheidend ist das Neuartige und Ungezwungene und die schlagartigen Szenenwechsel. Erinnern oder Wiedererkennen können dazu beitragen, der Phantasie Genauigkeit zu verleihen, aber Neuorganisation von Erfahrungen wirken ins Psychologische hinein. Für Freud ist die Phantasie eine Ersatzbefriedigung. Die Wünsche, die in der Realität nicht befriedigt werden, halten sich in Träumen und in der Phantasie schadlos. Schon ein Naturvolk wie die Maori auf Neuseeland hält dagegen: „Der Weise hat mehr Träume als die Wirklichkeit ihm wegnimmt.”

Philosophie:
in der Umgangssprache hat der Begriff die Bedeutung von: Denkweise, gedankliche Linie, etwa eines Unternehmens (Unternehmensphilosophie). Als Disziplin meint der Begriff die „Liebe zur Weisheit”, die nach den verborgenen Gründen und Ursachen forscht, die aber nicht in der Natur so herumliegen wie Feuer, Wasser, Erde, Luft sondern im Denken des Menschen gefunden werden. Da es da keine Sicherheit und überprüfbarkeit gibt, gibt es viele Philosophien. Deren Geschichte ist wiederum sehr nachdenkenswert. Die Philosophie betrachtet, das heißt, sie ist theoretisch. Sie hat aber auch einen starken Bezug zum Handeln; denn die Ethik ist ein Teilgebiet der Philosophie. Das Können der Philosophen ist auf das Allgemeine gerichtet. Da die Fachwissenschaften sich auf ihr spezielles Gebiet konzentrieren, sehen die Philosophen hier ihre Chance; denn sie sind für jede Fachwissenschaft nützlich. übrigens eine Beobachtung, die vor mehr als 2000 Jahren Aristoteles, das Genie, gemacht hat.
Ob man theologisch oder philosophisch denkt, merkt man spätestens dann, wenn man sich die Frage stellt, „Es gibt einen Anfang, und was war davor?” Und wenn man dann entdeckt, es ist die Naturwissenschaft, die darauf eine Antwort haben könnte, aber nur Philosophie und Theologie sind in der Lage, die Antwort auszudeuten, ja, sie überhaupt sinnvoll zu stellen. Es sind gerade Naturwissenschaftler wie der Nobelpreisträger Konrad Lorenz, die es beklagen, wie die Wissenschaften sich eine Spaltung eingehandelt haben, statt ein ganzheitliches Denken zu entwickeln.
Wissen kommt durch die Sinne, das ist die eine Position, die des Empirismus und Positivismus. Wem gehören die Sinne, ist aber die Frage. Wie klug und weise müsste er denn sein. Plato sagt also, und man sieht, das Wissen kommt am wirksamsten in Schwung, wenn es Gegensätze zu bedenken gilt, das Wissen des Menschen kommt von der Vernunft, die mit ihrem Gegenpol, der Empirie, ins Gespräch kommt. Wie die funktioniert, wusste Aristoteles. Mit der Vernunft, so heißt es einleuchtend, kommt die Frage nach der Wahrheit. Wer hier einen Kompromiss sucht, wer Erfahrung (aus den Sinnen) und Vernunft (Wahrheit) zusammen sieht, kann seinen Kompromiss heute begründen. Der Positivismus sorgt für Beruhigung: Nicht die Henne ist zuerst da oder das Ei ist früher. Hypothese (Vernunft) und Erfahrung sind in einem System verbunden. Sie sind zusammen entstanden und haben sich zusammen entwickelt. Erfahrung und Wahrheit machen nur Sinn, wenn der Mensch sich gleichzeitig um sie kümmert. Wenn niemand begründet widerspricht, dann ist das „Abbild”, das im Gehirn entsteht und mit der Wirklichkeit übereinstimmt, wahr. Da passt die Intuition hinein wie die Induktion. Aber, so Rupert Riedl S. 301, wir operieren mit Wahrscheinlichkei-ten. Die Logik der Induktion wird noch einmal analysiert. Sie geht ja hinein in ein Möglichkeits-feld, wo sie nur mit Wahrscheinlichkeiten rechnen kann. Da gibt es die Erwartung auf unserer Seite. Sie wird bestätigt oder enttäuscht. Das verrechnen wir zu einer Wahrscheinlichkeit, die ausdrückt, inwieweit unsere Erwartung gefestigt ist. Zum Beispiel in jedem dritten Fall kann ich mit einer schwarzen Kugel in einem mit Kugeln gefüllten Beutel rechnen.
„Die Logik ist nicht die Mutter, sondern ein Kind der Vernunft.” Apriorisch, nach Kant, tatsächlich die Mutter, aus evolutionärer Sicht natürlich ein Kind, langsam herausgebildet. Man könnte also sagen, die Logik ist auch in diesem Fall Mutter und Kind zugleich. Verzwickte Verwandtschaft von apriorischem und evolutionärem Denken, und das heißt, das Bild muss falsch sein. Die Logik ist vermutlich komplementär zu einer Vorstellung, die in einer unordentlichen Welt entstehen und sich weiter entwickeln konnte. Wie der Tag nicht ohne die Nacht Sinn macht.
Am Anfang des Denkens steht die angeborene Neigung, Erwartungen zu hegen, als genereller Ansatz der Strategie der Genesis (Rupert Riedl S. 301), womit alles beginnt, eine Frage zu sein. Das Lebewesen ist nicht dort wo es hinkönnte, es hat nicht das, was es haben könnte. Nicht aus Langeweile will es das ändern, sondern weil es ein Problem als offenes System hat. Alles muss fließen, damit der Stoffwechsel am Leben bleibt. Was leben will, muss sich regen. Bei Aristoteles lautet es intellektueller, wo das Wundern der Anfang der Philosophie ist. Wenn es dem Geist zu wohl ist, wird er neugierig, verzichtet auf Gewissheit und Sicherheit. Das Neue gewinnt man aus der Lust, Sicherheit aufzukündigen und zu entdecken, dass A, das immer Identische, nicht A' ausschließt, nämlich das andere. Im Gegenteil, von A dem Identischen geht eine Erwartung aus, was non A denn sein kann. Darin liegt schon eine Richtung, die mehr ist als ein Zufallsgenerator, von dem Manfred Eigen bei Rupert Riedl spricht. „Denken beginnt mit blindem, tastendem Versuch.” (Rupert Riedl, S. 301). Da könnte es sehr lang blind tasten, denn die Welt des Denkens ist die größte und kennt keine Grenzen. Denken lässt sich von Vorannahmen steuern, hat schon vieles ausgeschlossen, bevor es zu denken beginnt. Da sind Automatismen am Werk, die alles andere als „blind” sind. Sie sind zum Glück aber „unbewusst”, um nach Umfang und Geschwindigkeit das zu leisten, was sie erbringen müssen. Wer A als mit sich identisch entdeckt, entdeckt, was es nicht ist und muss sich an diesem A' als dem Neuen, der anderen Welt, reiben. Warum sollte Lucy die Augen verschlossen halten, wenn es heißt „Auf die Bäume, ihr Blinden zum ersten Versuch!” Nicht Formen der Meditation, aber sehr wohl Denken ist fokussiert. Lucy schaut in die Baumkrone, in ihr Geäst, und auf ihre Selbsteinschätzung. Und denkt immer: Das schaffe ich!

Physikalismus:
Das Biologische wird auf das Chemische und dieses auf das Physikalische reduziert. Liebe ist reine Chemie, heißt es, und die wird auch noch physikalistisch zu erklären sein. Der Begriff steht im Zusammenhang mit Positivismus, Materialismus, Szientismus.

Positivismus:
Die Wissenschaft und Philosophie, die sich darauf beschränken will, nur das Gegebene, das Tatsächliche zu erkennen. Metaphysik und Religion sagen ihr daher nichts. Die Begriffe race, milieu, temps, Abstammung, Milieu, Epoche oder Zeitgeist beschreiben handlich seinen Ansatz. Der Neopositivismus unterscheidet sich vom älteren Positivismus besonders in seiner Methode. Er will die Probleme in der Sprache der formalen Logik darstellen und lösen. Der Positivismus ist in der Jurisprudenz rezipiert worden. Der Rechtspositivismus anerkennt lediglich die Gesetze und Grundsatzurteile, die durch Beschluss oder Verkündigung gesetzt worden sind, als positives Recht an. Darin liegen Maßstäbe und Wertungen einer Gesellschaft. Ein Naturrecht, die Berufung auf eine von der Natur jedem Menschen mitgegebene Ausstattung mit Rechten der Freiheit, lehnen sie ab, wie eine Begründung aus der Metaphysik. Nur was in einem Staat als Norm gilt, definiert das Recht.

Post hoc, ergo propter hoc:
Die lateinische Formel für die Kausalität, „danach, also auf Grund dessen”. Die Straße ist nach dem Regen nass - also deshalb, weil es geregnet hat. Die Formel ist nicht zwingend richtig. Man kann von der zeitlichen Aufeinanderfolge zweier Ereignisse auf deren ursächliche Verknüpfung schließen. Das muss aber nicht immer richtig sein. Ein Irrtum, von dem so mancher Krimi lebt. Paul küsst Erna. Erna wird schwanger. Aber eben nicht wegen des Kusses, manchmal noch nicht einmal wegen Paul. Die Straße ist nass, davor hat es geregnet. Oder Fehlschluss: Weil der Sprengwagen durchgefahren ist. Dieses Beispiel wird schon lange weitergegeben.

Postmoderne:
Ist ein Stilbegriff, der in der Kunst- und Literaturtheorie aufkam, um das künstlerische Verfahren zu bezeichnen, Stilelemente der Vergangenheit aufzugreifen und zu kombinieren.
Als Epochenbegriff für die zweite Hälfte des 20. Jh. bezeichnet er die Abkehr vom Fortschrittsglauben der „Moderne” und betont eine größere stilistische Vielfalt in der Kunstproduktion. Der Begriff wurde auch geschichtsphilosophisch fruchtbar und weist darauf hin, dass die Wirklichkeit heterogen und vielfältig ist. Sie kann nicht mehr in einer gedanklichen Erzählung in einen einheitlichen Zusammenhang gebracht werden. Daher auch die häufig gemachte Charakterisierung der „Beliebigkeit”.

Pressure groups:
Sind Organisationen, die beim Staat die Interessen von Gruppen und Verbände vertreten. Allgemein wird befürchtet, sie könnten den demokratischen Meinungsbildungsprozess einseitig steuern. Das ist insofern richtig, als sie Partei sind. Sie sind aber immer eingebettet in das Geflecht konkurrierender Interessen. Sie sind daher in der Bundesrepublik Deutschland prinzipiell als Interessenverbände zugelassen. Ihre Schwerpunkte liegen im wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder religiösen Bereich. Auch die Gewerkschaften (Tarifverträge) und die Verbände der Arbeitgeber sind pressure groups mit bekannten, klar definierten Zielen.

Psychoanalyse:
Von Sigmund Freud begründete „Seelenzergliederung”, die später zu einer psychologischen Theorie ausgebaut wurde. Sie geht davon aus, dass es neben dem bewussten Seelischen ein Unter- und Vorbewusstes geben muss, einen Gedächtnisinhalt, der aber bewusstwerden kann. Von eigentümlicher Wirksamkeit sind unter Umständen die seelischen Inhalte, die im Unterbewussten aufbewahrt sind. Wünsche, Gedanken und Vorstellungen, die nicht mit unseren Wertungen und denen der Umwelt in Einklang zu bringen sind, verbannen wir dorthin. Wir verdrängen sie. über die Träume und die freien Assoziationen erlangen wir Zugang zum Unbewussten und können es therapieren.
Eine Familie ohne Meinungsverschiedenheiten gibt es ja nicht. Sophie Freud, Enkelin von Sigmund Freud, meinte trocken, die Psychoanalyse sei „narzisstischer Luxus”. Wer es freundlicher meint, wird wohl sagen, jede Therapie hat einige Aspekte.

Psychologie:
Es ist die Wissenschaft, die untersuchen will, welche Vorgänge in der menschlichen Seele mit welchen Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Methodisch verfährt sie, indem Selbstbeobachtung und Beobachtung anderer Personen und experimentelle Anordnungen eingesetzt werden.
Bei Störungen, die sie diagnostiziert, spielt der Zeitgeist eine Rolle. Wer heute sagt, er sei schwul, was früher als eine Störung galt, wird höchstens gefragt, warum er nicht verheiratet ist.

Psychologismus:
Einmal bezeichnet der Begriff die Ansicht, jede Philosophie habe die Psychologie als Grundlage anzusehen. Zum anderen ist der Begriff kritisch und weist diesen Anspruch zurück, wenn auf allen Gebieten der Kultur und des praktischen Lebens Psychologie eingesetzt werden soll.

Quantenmechanik:
Die mathematische Methode, die es erlaubt, die übergangswahrscheinlichkeit eines Atoms oder Moleküls von einem Zustand in einen anderen zu berechnen.

Quantentheorie:
Im Jahr 1900 stellte der Physiker Max Planck die Theorie auf, nach der elektromagnetische Energie wie die des Lichts, der Wärme von der Materie nicht in stetigen, kontinuierlichen Mengen, sondern nur sprungweise in kleinsten Elementarquanten aufgenommen oder abgegeben werden kann. Das Plancksche Wirkungsquantum heißt „h” und ist grundlegend für die Atomphysik.

Quid pro quo:
„Etwas steht für etwas.” Bei einer Verwechslung, einem Missverständnis steht etwas für etwas Anderes. In der Komödie in früherer Zeit beliebtes noch unschuldiges Bäumchen-Verwechsle-Dich-Spiel.

Rationalisierung:
Ist die Reduktion eines Wirklichkeitsausschnitts, dessen Komplexität auf wenige Prinzipien zurückgeführt werden kann. So können Arbeitsabläufe praktisch und rational gestaltet werden, um die Leistung zu steigern und die Kosten zu senken. Statt in der Gruppe lässt man am Fließband fertigen (Taylorismus), statt in Büros im Großraumbüro, wo die Wege kürzer sind. - In der Psychoanalyse liegt Rationalisierung vor, wenn der Klient eine Tätigkeit, ein Gefühl oder einen Gedanken rechtfertigt, indem er anführt, es liege ein äußerer Zwang oder eine innere Notwendigkeit vor. Die tatsächlichen Motive kann er vorerst nicht eingestehen, weil das Unterbewusste sie zensiert. - Die Tiefenpsychologie bezeichnet damit das verstandesmäßige, berechnete Rechtfertigen eines Verhaltens. Die Ausrede nennt nicht das richtige Motiv des Handelns, das nicht eingestanden werden kann, sondern ein unwahres. Das über-Ich verbietet, das wahre auszusprechen. In der kapitalistischen Gesellschaft gibt es typischerweise Rationalisierung in Form von Verwissenschaftlichung und Technisierung. Dann sind es nicht die Arbeitsabläufe allein, sondern auch Rationalisierung durch technischen Fortschritt. Typisch in Schüben verlief die Entwicklung vom Relais zum Chip über den Transistor.

Rationalismus:
Er beschreibt und fordert die Geisteshaltung, Erkennen und Denken nach rationalen Kriterien auszurichten. Gegenbegriff ist der Irrationalismus. Er will sein Wissen unabhängig von Erfahrung, die im Sensualismus und Empirismus ihre Bedeutung hat, gewinnen, indem er ein System von Begriffen aufstellt. Er nimmt an, dass die Erkenntnisfähigkeit des Menschen unbegrenzt sei, der die Welt vollständig zu begreifen in der Lage ist. Entsprechend ist die ratio sein Leitstern in der Kritik an historischen Gegebenheiten und Autoritäten in Religion, Gesellschaft, Staat und Kirche, Wissenschaft und Kunst. Damit hat der Rationalismus zur Aufklärung im 18. Jh. in Frankreich beigetragen. In der christlichen Religion hat er dazu geführt, dass „Unvernünftiges” aus dem Glauben ausgefiltert wurde, mit dem Stichwort „Entmythologisierung”.

Realismus:
Der Realismus nimmt an, dass es eine Außenwelt gibt, die unabhängig vom erkennenden Subjekt existiert. Diese Annahme ist nicht selbstverständlich. Daraus ergibt sich nämlich die Frage, ob es eine objektive Wahrheit durch Erkenntnis gibt oder eben nicht und ob es nur eine einzige korrekte Beschreibung der Wirklichkeit gibt oder nicht. - In der Ästhetik weist er darauf hin, dass der Gegenstand für den Künstler wichtig ist und dessen Darstellung sich am Gegenstand orientieren soll. Während im Naturalismus eine unmittelbare und tendenziöse Wiedergabe der Wirklichkeit angestrebt wird, will der Realismus, wie die Marxisten ihn verstehen, sie verarbeiten und mit einer politischen Funktion versehen, die in die Zukunft weist.
Wenn damit eine historische Epoche bezeichnet wird, bezieht sich Realismus auf die Zeit zwischen Idealismus und Naturalismus: 1830-1880. - Das Fabrikwesen entwickelt sich rasant und die Lage der Arbeiter wird zu einem drängenden Problem. Für Metaphysik ist kein Raum, die Welt wird positivistisch und materialistisch gesehen. Man ist diesseitig eingestellt, fortschrittsgläubig und aufgeklärt. Der Sozialismus, wie ihn Karl Marx entwickelt, beeinflusst die Geister. - Der Realismus in der Literatur Frankreichs ist Vorläufer des Naturalismus. Er neigt zu detailgerechten Schilderungen, in der Literatur zu einem großen Aufwand an Wortmaterial.

Realitätsprinzip:
Es ist für die Psychoanalyse das Prinzip, das uns anhält, die Ansprüche unserer Triebe zu kontrollieren, indem wir sie auf ihre Realisierbarkeit prüfen. Dabei müssen wir häufig Verzicht üben oder die Ansprüche vermindern. Die Straffreiheit bei Mundraub berücksichtigt, dass die überschreitung der Kontrolle nicht in jedem Fall sanktioniert wird.

Recht, Rechtsordnung:
Recht heißt im allgemeinen Sprachgebrauch das, was im Verhalten der Menschen als richtig empfunden wird. Recht und billig. Er hat kein Recht dazu. Die Rechtsordnung charakterisiert die Gesetze, nach denen eine Gemeinschaft in einer allgemein verbindlichen Ordnung leben will. Das Recht, das bewusst gesetzt wird, ist positives Recht, dagegen steht das Recht aus dem Gewohnheitsrecht und das Naturrecht. Jenes hält man für legitimiert durch Tradition und Gewohnheit, die sich, wie man annimmt, bewährt haben, dieses als naturgegebene Ausstattung des Menschen von Geburt.

Reduktion, Reduktionismus:
Kompliziertes kann häufig auf Einfaches und Bekanntes zurückgeführt werden. Es kann auch die Rückführung auf das Wesentliche in der Philosophie Husserls bedeuten, Wegschneiden, was nicht wichtig ist. Systeme reduzieren aufgrund ihrer Bauart und ihres Umfangs Komplexität, indem sie die Wirklichkeit strukturieren.
Zurückführen von Erscheinungen auf Ursachen, von komplexeren Gegebenheiten auf einfache Bedingungen, des Besonderen auf Allgemeines. Zum Beispiel biologische Phänomene auf chemische und die auf physikalische (Selbstorganisation der Materie). Liebe auf den Egoismus der Gene. Wenn die Gründe und das Verhalten beim „Lernen”, das man beim Plattwurm beobachtet hat, also im Tierversuch, auf die höhere Ebene menschlichen Lernens übertragen werden, wenn das Heben eines Zeigefingers im Laborversuch das komplexe Schema des menschlichen Handelns darstellen soll, liegt ein reduzierendes Denken vor.

Strukturelle Reduktion (Lersch):
„Rückführung aller aufweisenden Eigenschaften auf ein ursprüngliches, nicht mehr zurückführbares organisierendes Prinzip, das alle seelischen Züge eines Menschen bestimmt.” Das wäre ideal, um eine einzige Ursache zu finden und von der Multikausalität wegzukommen. - Ich führe seine Schulnoten auf seine Faulheit zurück, monokausal ist eine Begründung, die so reduzierend vorgeht.
Der Kriminalist nennt Reduktion das Verfahren, über das Ausschlussverfahren - die Oma war es nicht, die Tochter war es nicht, der Gärtner muss ihn gemordet haben.
Die Oper nimmt eine Reduktion - so bei Puccini, Tosca - von der tagespolitischen Situation vor. Der Missbrauch der Macht im sexuellen übergriff wird „paradigmatisch” auf die Bühne gebracht.
Für den Chemiker ist Rost oxydiertes Eisen, das heißt, es hat sich mit Sauerstoff verbunden. Mit Caramba kann man Rost reduzieren, das heißt den Sauerstoff wieder entziehen. Man erhält wieder Eisen aus dem Rost.
„Der Reduktionist,” so lautet die klarstellende Kritik, „gewinnt immer mehr Information über Fragmente, verliert aber zugleich Information über die größeren Ordnungen, die er hinter sich lässt.” (Paul Weiss et alii, bei Rupert Riedl, S. 309). Das heißt zum Beispiel, er erforscht die Zelle als Fragment und verliert die Leber oder den Gesamtorganismus aus dem Blick.
„Der philosophische Materialismus scheitert in dem Versuch, alle Ursache nur von den tieferen, den materialen Ursachen, der Idealismus daran, alle Ursachen nur von den höheren formgebenden Schichten aus zu sehen... Das Verständnis von Systemen aber schreibt vor, Kreisläufe anzuerkennen, ursächliche Wechselwirkung, die sie erst zu Systemen macht.”
(Rupert Riedl, Die Strategie der Genesis, S. 311).

Redundanz:
überfülle. In der Informatik und Linguistik das Phänomen, dass eine Information in mehrfacher Weise encodiert wird. „In dem Hause” wird der Dativ durch den Artikel und das Dativ -e markiert und ausgedrückt. In der Stilistik die häufig in der Umgangssprache vorkommende Verdopplung der Ausdrücke für ein und denselben Inhalt. „Langsam und bedächtig ging er ihr entgegen.” Sie kann das Verstehen erleichtern, und wir machen ständig deshalb von ihr Gebrauch. Sie kann aber auch als überladung sprich Pleonasmus unnötig erscheinen.

Reiz-Reaktions-Modell vgl. Behaviorismus:
Stimulus-Response-Modell. Es beinhaltet die zentrale Hypothese des Behaviorismus. Struktur und Zustandekommen menschlichen und tierischen Verhaltens geschehen, weil motorische Gewohnheiten mit äußeren Umweltreizen verknüpft werden. Vgl. Konditionierung. Der Behaviorismus ist eine psychologische Theorie. Er behauptet, dass man nur das erkennen kann, was man am Verhalten des Menschen ablesen kann. Was im Inneren eines Menschen vorgeht, kann nicht beurteilt werden und ist nicht überprüfbar. Der Behaviorist misst, was er beobachtet, um es zu erkennen. Der Lügendetektor, so glaubt man, liefert brauchbare Ergebnisse, wenn er körperliche Daten einschlägig misst und mit einer operationalen Definition vergleicht. „Lüge liegt vor, wenn der Puls, die Gesichtsfarbe, der Hautwiderstand sich signifikant ändern.” Das sind alles Reaktionen auf ein „schlechtes Gewissen.”
Religion:
„Rück-Bindung” im Sinne von Glaubensgebundenheit. Meist wird das Heilige, Numinose erlebt und umgesetzt in eine Praxis von Kultus und Ethik. Von den primitiven Naturreligionen wie Magie, Animismus, Mythologie reicht die Entwicklung zum Polytheismus und Monotheismus. Andersartigkeit wird meist betont, um sich abzugrenzen. Das persönliche Ich wird sich zunehmend seiner selbst dabei bewusst beim Durchgang durch diese Formen.

Renaissance:
Mit Kultur und Kunst der Renaissance im Italien des 16. Jahrhunderts ist die Kunstgeschichte, weniger die Geistesgeschichte gemeint. Der Individualismus erwacht. Allgemeiner Wohlstand, Bildende Kunst und Renaissanceliteratur, die sich an der Antike orientieren, blühen.

Repression:
Unterdrückung. In der politischen Theorie die Ausübung von Macht durch jede Art von Zwangsanwendung. Dazu gehören die richterlichen Möglichkeiten wie die polizeilichen und militärischen. Körperliche Gewalt, ein Arsenal von Strafen, Diskriminierung.

Residuum:
„das Zurückbleibende”. In der Psychologie und der Neurophysiologie bestimmte Spuren vorhergegangener Ereignisse. Von daher auch in anderen Zusammenhängen verwendbar, etwa in der Soziologie. Christliche Residuen im Strafrecht waren zum Beispiel die Paragraphen 175 und 218.

Revolution:
Tiefgreifende, umwälzende Veränderungen einer Gesellschaft. Auch in den Wissenschaften spricht man von Revolution, wenn ein neues Paradigma um sich greift. Eine gesamte Kultur kann eine Revolution erfahren, zum Beispiel mit der Kulturrevolution in China unter Mao Tse Tung.

Rezeption:
Aufnahme, übernahme. In der Psychologie die Aufnahme von Reizen, z. B. Lichtreizen durch das Nervensystem. In den Geisteswissenschaften ist Rezeption die selektive übernahme fremder Gedanken und Kulturinhalte. In der Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaft spricht man von Rezeption und Rezipient, um die Aneignung von Kunstwerken durch ein Publikum, auch Einzelpersonen zu bezeichnen.

Rezeptionsästhetik:
Erst die Bewertung derer, die die Kunstwerke rezipieren und interpretieren, geben ihnen eine ästhetische Bedeutung. Das widerspricht der Auffassung vom autonomen Kunstwerk einer traditionellen Wertästhetik in der Vergangenheit. Der Rezipient ist produktiv beteiligt am Bedeutungszusammenhang Künstler - Kunstwerk - Rezipient. Aber in der Regel wird gar nicht erst in der Presse der auch nicht besonders ergiebige Versuch gemacht, mehr als eine Impression widerzugeben oder gleich das Scheitern einzugestehen, zum Kunstwerk etwas zu sagen.
Auch das wird aufmerksam notiert: Nicht festlegbar ist Alfonso Hüppi jedoch vor allem in dem Sinn, dass seine Malerei auf keinen einfachen Nenner zu bringen ist.
(BZ, 2. März 2010). Häufig zieht sich die Kritik ins Beschreiben zurück, wodurch aber beim Leser auch kein Bild in der Phantasie aufgebaut wird. Mehr als die angedeutete überprüfung eigener und fremder ästhetischer Begriffe kommt dabei nicht heraus. - Hat der Künstler den Anspruch, seit dem Expressionismus nicht selten, eine Ideologie zu verkünden, wird die Rezeption genauer und ausführlicher. Der appellative Charakter seiner Kunst erlaubt dann, sie zu verstehen und noch lange nicht, sie zu genießen. Er will religiöse Toleranz (Nagelkünstler Günther Uecker). Selbstverständlich. Manchem reicht die eindringliche Ringparabel aus Nathan dem Weisen. Das Thema, an dem das Blut von Jahrtausenden klebt, ist sicher gut, aber ihm mit ein paar Nägeln zwingend gerecht zu werden, für viele fraglich. Mit anderen Worten, wenn die Kunst rhetorisch werden will, riskiert sie, wie hier, dass man ihre Botschaft kritisiert.

Rhetorik:
Redekunst und die Lehre von der Kunst, gut zu reden. Dazu braucht man Kenntnisse der Regeln und des Aufbaus, der Stil- und Ausdrucksmittel. In der Antike wurde sie durchdacht und gelehrt. Seither gibt es das Bedürfnis, einen Kanon anerkannter Schriftsteller aufzustellen und für die Bestimmung eines geeigneten, sogar idealen Stils zu benutzen. Stilimitation als Anregung. Nicht als sklavische Vorlage. Der Redner hat ein vir bonus zu sein. Die (Ver)Führungskraft der Rhetorik darf nicht in falschen Händen liegen.

Rockefeller-Syndrom:
Rockefeller galt als sehr sparsam. Als in den 30er Jahren eine Million Dollar für ein Museum spendete, wurde er gefragt, wie das zu seinem Weltbild passe. Er meinte, wenn er nicht jeden Cent gespart hätte, hätte er die Million nicht spenden können. Das ist genau die richtige Geschichte für die, die knausrig sind. Sie können nun ohne Gewissen geizen und vergessen das Museum.

Rückkopplung:
auch Selbststeuerung genannt. In der Elektroakustik, wenn ein Lausprecher mit einem dazugehörigen Mikrofon gekoppelt wird, so dass ein hoher Pfeifton entsteht (Feed -back: ein Teil der Wirkung eines Vorgangs dient der „Steuerung (Korrektur) des auslösenden Vorgangs” (dtv, Rückkopplung). Dampfmaschine, Kühlschrank). Wenn Elviras Haare gut sitzen, ist sie glücklich. Wenn Elvira glücklich ist, sitzen ihre Haare gut. Elviras Haare und das Perpetuum mobile der guten Laune sind hier rückgekoppelt.

Sacrificium intellectus:
das Opfer des Verstandes, das die katholischen Bischöfe erbrachten, als sie sich dem „Dogma von der Unfehlbarkeit” des Papstes ex cathedra unterwarfen. Seither bezeichnet es das Opfer der eigenen überzeugung gegenüber einer Autorität. Heute sagt man auch: Liebe erfordert ein sacrificium intellectus, sonst würde man sie nicht sieben Jahre lang ertragen.

Sapere aude:
Wage zu wissen. Der Wahlspruch der Aufklärung in dem Sinne: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.” (Kant), um sich von Autoritäten zu befreien, die es nicht verdienen, dass man ihnen folgt. Die mögliche übersetzung „Wage zu schmecken” (sapere = auch: schmecken) stammt von Spaßvögeln mit kleinem Latinum und einer zu hohen Achtung vor den Leistungsansprüchen der Logik.

Selbstbewusstsein = Ichbewusstsein:
Wer diesen Text liest, hat innere, aktive Denkvorgänge. Er kann sie auch auf sich selbst lenken und seine Persönlichkeit erkennen, wenn er viel Glück hat. Leichter ist es, über sich einiges zu erfahren, wenn man überlegt, wie andere Menschen einen sehen und beurteilen. Der soziale Kontext liefert Hinweise, die ich für mein persönliches Wertgefühl verwenden kann, ich kann es aber auch aus mir selbst holen. Beobachtung und Reflexion ist das eine, das entscheidende ist das Gefühl, das sich daraus ableiten lässt. Es gibt die gloriose Selbstüberschätzung, die in manchen Berufen wohl nützlich, dann aber auch nervend sein kann.
Neben speziellen Kennzeichnungen in der Philosophiegeschichte gibt es das Alltagsverständnis von Selbstbewusstsein im Sinne des Wissens des Menschen um das eigene Ich, dessen Wesen er selbstsicher bejaht. In der Psychologie bezeichnet man mit diesem Begriff ein Wissen darum, dass Bewusstseinszustände in uns wechseln und unser Ich als Träger dieser Zustände einheitlich und beharrend ist im fließenden Wechsel der Bewusstseinsvorgänge. Diese Zustände scheint man im Aktual- bzw. Hintergrundbewusstsein mit seinen verschiedenen Funktionen zu finden. Sie stehen in Beziehung zu der jeweiligen Außenwelt. Sie ist das Nicht-Ich, die vom Bewusstsein unabhängige „Objektwelt”. Ihr steht es als Subjekt gegenüber. Wesentliche Eigenschaft ist seine relative Identität mit sich selbst, während die Inhalte des Bewusstseins sich verändern.

Selektion:
in der Biologie die Auswahl aus den Mutanten wegen eines Anpassungsdrucks im Biotop. Physiker meinen: Sie sei eine „Sinnbewertung” (Manfred Eigen, S. 311), also eine Sargfüßchenerklärung, die höchstens besagen kann, dass die ausgewählte Mutante „Sinn” macht, und zwar erst post festum, nach erfolgreicher Verwertung wird sie einer Bewertung zugänglich. Ein ganzer Organismus sagt nämlich „ja” zum neuerworbenen Teil, und das nennen wir dann „es macht Sinn”. Die, die nicht verwertbar sind, machen also eben keinen „Sinn”. über die Population und ihren Erfolg wird entschieden, welches Erbgut weitergegeben wird, also „Sinn” macht, damit die Evolutionsmaschine weiterläuft. Sinn: Die Mutante/Mutanten kann/können eingefügt werden, hat also schlicht die Bedeutung einer „gelungenen Anpassung”. Sinn ohne diakritische Merkmale ist dann doch anders zu verstehen, hat einen ganz anderen Sinn.

Semantik:
auch Semasiologie. Die Theorie der Bedeutungen von (sprachlichen) Zeichen. Ein Zeichen wird erst dann zu einem Zeichen, wenn es eine Bedeutung hat. Die Ausdrücke natürlicher Sprachen bedeuten etwas: „Tisch”, „mesa” was man definieren und nach Merkmalen analysieren kann als einen realistischen Begriff, oder als einen pragmatischen in seinen Verwendungsweisen, die sich in Verwendungssituationen zeigen. „Tisch” = Platte auf einem oder vier Beinen; dient zur Ablage von Gegenständen).

Semiotik:
zum Zeichen gehörend. Das ist die Disziplin, die sich mit Zeichensystemen ganz allgemein befasst, mit den Zeichen der Verkehrsschilder wie mit denen der Sprache. Sie will herausfinden, mit welchen Eigenschaften sich Zeichen von anderen Dingen unterscheiden und was sie mit allen anderen Zeichen verbindet. Die Bedeutungsebene wird dabei ausgeblendet, es kommt nur auf das Strukturelle an, auf die Tatsache, dass es geordnete Bezüge zwischen den Zeichen gibt.

Sensualismus:
Die Lehre, die radikal annimmt, dass alle Erkenntnis nur aufgrund der Sinneswahrnehmungen möglich ist, zu vergleichen mit dem Empirismus. Der Ausdruck weist auf die - sinnlichen - Kanäle hin, auf denen die Wahrnehmung läuft. Theoretischer Sensualismus: Nihil est in inellectu, quod non fuerit in sensu. Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre. Man unterscheidet einen theoretischen von einem praktischen Sensualismus. Letzterer behauptet den metaphysischen Standpunkt, alles, was die sinnliche Erfahrung übersteigt, sei Täuschung. Es ist dann nur konsequent, wenn er die Sinneslust als Zweck des Daseins anerkennt.

Skeptizismus:
Ist eine Haltung, die es erlaubt, Weltentwürfe, Weltbilder der Religion, der Ethik zu beurteilen. Es ist die theoretische Haltung, grundsätzlich und methodisch jede Möglichkeit der Erkenntnis der Wahrheit und Wirklichkeit zu bezweifeln. - Die schwach skeptische Position lässt, und das leuchtet ein, einen Pluralismus der Weltbilder zu. Sie haben jeweils eine Basis aus Modellen, Hypothesen, Analogien, die ihnen eine Richtung geben. Sie hat verstanden, dass wir uns die Welt selbst formen, mit einem Material, das wir vorfinden. Wir machen nicht die Welt, wir schaffen sie nicht, wir sehen sie auf unsere Weise jeweils in einer prästabilierten Harmonie zwischen Welt und Subjekt. Nur der radikale Idealismus meint, dass wir unsere Welt auch schaffen, etwa aus dem Kopf geboren. Der Evidentialismus meint, dass wir die Dinge so sehen, dass eine einheitliche Sichtweise möglich ist, die unabhängig von historischen Möglichkeiten unserer Sprache und unserer Erfahrung funktioniert. - Die schwach skeptische Position macht den Spagat und kann die historischen Kontingenzen unser Erfahrungswelt berücksichtigen und trotzdem eine allgemeine Struktur unserer Erfahrung zulassen.
Der starke Skeptizismus geht sehr weit, nämlich bis zur Basis unserer Erklärungssprache. Darin liegt das Problem des unendlichen Regresses, da wir über Sprache nur mit Sprache reden können. Sprechen wir skeptisch über die Leistungsfähigkeit unserer Sprache, müssen wir auch skeptisch unsere Metasprache einschätzen. Die Metasprache ist ja nicht unabhängig. Eine neutrale Untersuchungssprache existiert aber nicht, das ist das Problem. Der starke Skeptizismus sagt: Der materiale Gehalt unserer Weltmodelle ist kontingent und es kann nicht behauptet werden, er sei nicht-kontingent, eben aus sprachlichen Gründen geht das nicht. „Kontingent” heißt hier, unsere Weltmodelle sind nicht notwendig so wie sie sind. Man kann sich an ihnen stören, wenn man skeptisch ist. Wenn man revolutionär gesonnen ist. Wenn man politisch unterwegs ist. Diese Einstellung, die bisweilen auch hier eingenommen wurde, verschafft der Spekulation bisweilen reiches Material.

Somatologie:
Sie ist ein Teil der Anthropologie, der vom Körper des Menschen und seinen Funktionen handelt. Psychosomatik untersucht und behandelt, was sich zwischen Seele und Körper ereignet. Seelischer Druck, der zum Magengeschwür führt oder zum Bluthochdruck, hat eine (psycho-)somatische Auswirkung. Sie beschäftigt sich mit dem Leib und seinen Funktionen, mit der Anatomie und der Physiologie.

Sozialdarwinismus:
Gedanken von Charles Darwin sind von den Verhältnissen in der Natur auf die menschliche Gesellschaft übertragen worden. Wird diese wie bei H. Spencer (englischer Philosoph, gest. 1903) als ein Teil der Natur angesehen, kann man von dem überleben des Tüchtigsten sprechen. Der „Kampf ums Dasein” ist ein Freibrief für nationalistische, kolonialistische und militaristische Tendenzen und deren Apologiebedürfnisse. Die sozialdemokratischen Vorstellungen von Chancengleichheit, die gefördert werden muss, versucht, diese überlegungen zu unterlaufen. Das Selektionsprinzip wurde bis in die Konzeption einer Gemeinschaft der Völker getragen und sollte den Imperialismus und den Nationalismus mit ihrem rassistisch und medizinisch motivierten Vernichtungswahn rechtfertigen.
Auf Herbert Spencer zurückgehende Annahme, dass auch in menschlichen Gesellschaften es um das überleben des Tüchtigsten, um eine natürliche Auslese geht. Vergleiche das amerikanische Gesundheitssystem, von dem 30 Millionen bis etwa 2010 ausgeschlossen waren.

Sozialisation:
Vergesellschaftung. Das Individuum, besonders das Kind, muss in die Gesellschaft hineinwachsen. Das muss gelingen aufgrund angeborener Anlagen und Fähigkeiten als auch durch die leitenden und erziehenden Leistungen der Umwelt und der Gesellschaft. Das Kind muss sich zum Teil mühselig die Verhaltensregeln der Gemeinschaft, in die es hineinwächst, aneignen. überzeugungen und Einstellungen, die es erlauben, in einer gegebenen Umwelt „alles richtig” zu machen. Das Messer bei Tisch nicht in den Mund. Hilfreich ist, dass in der Familie ein Probehandeln möglich ist, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Sozialismus:
Der Begriff bezeichnet eine Theorie und eine Praxis. Theoretisch geht der Sozialismus davon aus, dass Menschen in einer Gesellschaft frei und gleich leben können, wenn ökonomie und Eigentum von der Gesellschaft selbst kontrolliert werden. In politischer Praxis soll dieses Ziel erreicht werden. Aus Sicht des Kommunismus ist Sozialismus nur ein übergangsstadium, da der Staat durch ihn noch nicht aufgelöst ist.
Ein Sammelbegriff für die große Zahl der Theorien und politischen und sozialen Bewegungen, deren Entstehen der Kapitalismus provoziert hat. Der Sozialismus will eine klassenlose Gesellschaft, in der die Menschen frei und gleich sind und Klassen keinen Platz haben. Das grundlegende Sozialprinzip fordert die Bindung des Individuums an die Verantwortung. Gewinn- und Machtstreben würde nicht zu diesem neuen Menschen passen. Der Kommunismus gilt als eine radikalere und revolutionärere Version des Sozialismus. Mit seinen totalitären Formen kann er kaum noch als sozialistisch bezeichnet werden.

Soziologie:
Die Lehre oder Wissenschaft von der Gesellschaft, die auch die sozialen Bedeutungs-horizonte anderer Wissenschaften, die sich auf das Gesellschaftliche beziehen, mit eigener Methodik untersucht. Der Existenzphilosoph Karl Jaspers gibt grundsätzlich zu bedenken
„Aber als soziales Ich bin ich nicht ich selbst.”
Man spricht von Bindestrich-Soziologien: Rechtssoziologie, Wirtschaftssoziologie, Betriebssoziologie, Wissenssoziologie, Bildungssoziologie, Kultursoziologie.
Beschreibung und Theorie der sozialen Gebilde und des kollektiven Verhaltens. Ihre Themen kann man mit drei Ebenen einteilen: Mikroebene (Rollen und Rollenverhalten), Mesoebene (Gruppen, Kollektive), Makroebene (Kulturkreise, Schichten, Stände, Klassen). - Funktionssysteme nennt man ideologisch integrierende Korsettstangen, etwa Wirtschaft, Wissenschaften, Religion, Kunst.

Sozialwissenschaften:
Sie beschäftigen sich mit dem „Gesellschaftlichen” im weitesten Sinn. Zu ihnen zählt man die Wirtschaftswissenschaften, die Soziologie und die Politologie. Andere Wissenschaften haben mit ihnen Schnittmengen, so die Psychologie, die Sozialpsychologie und die Rechtswissenschaften. Die Wahl ihrer Methoden richtet sich nach dem jeweiligen Gegenstand und der Fragestellung. So geht sie naturwissenschaftlich-induktiv (weitgehend die Wirtschaftswissenschaft) oder aber geisteswissenschaftlich-hermeneutisch vor. Die Soziologie wendet beide Methoden an. Die Soziometrie misst und vergleicht Messdaten, interpretiert sie aber auch.

Sprache und Denken:
Dieses Thema wird von der Sprachphilosophie und Linguistik behandelt, aber auch von der Psychologie. Zentrale Frage ist, über welche Fähigkeiten ein Individuum verfügen muss, eventuell auch angeborene, um eine menschliche Sprache zu erlernen. Eine wichtige Rolle spielt die Diskussion, ob eine Universalgrammatik angenommen werden kann, die elementar genug ist, damit jedes Neugeborene über sie verfügt. Es gibt da seit 2012 Zweifel. Des Weiteren war es schon früh von Interesse, ob und wie die grammatikalischen und lexikalischen Mittel das Denken strukturieren, ob die Struktur unserer Sprache unser Weltbild bestimmt. Die Psycholinguistik, die sich vor allem mit dem Spracherwerb von Kindern befasst, untersucht heute die Beziehungen zwischen Sprache und Denken.

Stringenz, Stringent:
die Stringenz einer Beweisführung lässt nichts zu wünschen übrig im Hinblick auf Widerspruchsfreiheit, Genauigkeit.

Struktur:
Aufbau eines zusammengesetzten Gebildes, bei dem ein übergeordneter Faktor Regie führt. Die Struktur eines menschlichen Schenkel-Knochens ordnet sich vor allem nach der Notwendigkeit, belastbar zu sein. Der einfache Bauplan, zum Beispiel der modernen Lyrik, eines Romans, der sich im Plot niederschlägt. In der Soziologie bezeichnet man mit Struktur etwas wie „Ordnung”: Wirtschaftsstruktur, Sozialstruktur. - In der Linguistik gibt es eine Struktur der Phoneme, Lexeme etc. also des jeweiligen Zeichensystems. p - t - k: b - d - g, die durch oppositionelle Merkmale aufeinander bezogen sind, p auf b.
Struktur eines Romans. Struktur einer Bienenwabe. Struktur eines Gewebes. Struktur eines Kristallgitters. Gitter als die Null-Nummer einer Struktur, bei dem das ordnende Prinzip denkbar einfach in seiner Wiederholung ist. Oder auch nicht (Nobelpreis 2011).
Entsprechend die Verwendung als Adjektiv. „Struktureller Rassismus” hätte vorgelegen, wenn dieser bei Polizei und Verfassungsschutz und allen Sicherheitsbehörden im Fall der NSU-Mordserie hätte nachgewiesen werden können.
Die Strukturreform in der Landwirtschaft. Strukturmuster. Das Gleichbleibende, Typische. Die Korsage einer Sache. Das Gitter weist strenge Regelmäßigkeit auf, so im Kristall, die Struktur ist Basis für das Vielfältige in der Natur und im Geistigen, die ohne Struktur nur ungeordnete Masse wäre.

Strukturalismus:
Ein Denkansatz und eine Forschungsrichtung, die abstrakte Strukturen untersucht und die Beziehungen, die zwischen ihren einzelnen Teilen bestehen. Zwischen Schachfiguren bestehen Beziehungen dieser Art, der Turm bindet die Dame, die zum Teil komplizierten Verwandtschaftsbeziehungen fremder Völker bilden Strukturen, die aussagefähig sind und interpretiert werden können (französischer Anthropologe, genauer Ethnologe Lévy-Strauss).
Theorieansätze in den verschiedensten Wissenschaften wie Soziologie, Philosophie, Anthropologie, Psychoanalyse und Literaturwissenschaft. Sie sind von der These des Linguisten Ferdinand de Saussure inspiriert, dass zwischen dem Wort als Ausdruck und als Bedeutung keine natürliche Beziehung besteht. So gesehen ist sie zufällig, wie „der Tisch” im Spanischen „la mesa” und im Englischen aber „table” heißt. Phänomene können nicht als Einzelerscheinungen wissenschaftlich im Erkenntnisprozess betrachtet werden. Sie erhalten ihre Bedeutung als Elemente eines strukturierten Systems, eines Systems, in dem sich alles gegenseitig stützt, „un système où tout se tient.” (Saussure). Der Turm ist erst dann der Turm, wenn er im Schachspiel auf dem Brett eine Position einnimmt und strukturierte Beziehungen zu allen anderen Figuren auf dem Brett unterhält. Wenn nicht, ist er nur ein Stück geschnitztes Holz.

Subjekt:
In der Psychologie ist das Subjekt der Träger der Erlebnisse, Wahrnehmungen und Vorstellungen, Gefühle, Bewusstseinsvorgänge, und Bewusstseinsinhalte. Heute wird betont, das Subjekt sei keine zeitlos-wesentliche Erscheinung, sondern ein historisch bedingtes Konstrukt und sogar eine Fiktion, also etwas, was mit der Wirklichkeit nun gar nichts mehr zu tun hat. In der Kunstkritik geht man so weit zu sagen, dieses Konstrukt sei bestimmend für die Person und sei das Resultat von Inszenierung und Selbststilisierung. Da mimt jemand den Spiderman oder den Dandy. Person als Maske. Alle werden reduziert auf soziologische Typen, die ihr eigenes Selbst dann wohl aus der Differenz erschließen können und die Rollen genießen. Die klassische Moderne pflegte noch das Image des Künstlers als Seismograph, als Außenseiter, der stellvertretend für alle das Schmerzliche unserer Existenz aufnimmt und weitergibt. Heute ist es unter anderem die serielle Anonymität, mit der die Innerlichkeit einer Kunst und ihre Ausdrucksfähigkeit vertrieben werden soll.

Subjektphilosophie:
Nach Sartres radikalem Konzept, nach dem das Subjekt zur Freiheit verurteilt ist und das seine Generation bestimmte, gibt es einen Abgesang auf das „Subjekt” bei Lacan, Foucault und Derrida, also bei den französischen Denkern.

Subsidiaritätsprinzip:
Der kleinere Lebenskreis, zum Beispiel die Gemeinde, übernimmt die Aufgaben, die er erfüllen kann. Größere Lebenskreise, zum Beispiel Land oder Bund, übernehmen die Aufgaben, denen die kleineren nicht gewachsen sind. Durch die Staffelung der Aufgaben werden die jeweils höheren Ebenen von dem entlastet, was die unteren leisten können. Der Zentralstaat in Frankreich will alles regeln, was zum Etatismus führt. Das Subsidiaritätsprinzip ist geschmeidiger und rationaler den Problemen gewachsen. Man weiß gleich, Deichbau kann nicht Gemeindesache sein.

Substituieren, Substitution:
etwas durch etwas Anderes ersetzen. Der Vorgang, in der Logik verschiedene Ausdrücke für einander zu setzen. In der Volkswirtschaftslehre der ökonomisch wichtige Vorgang, knapper und damit teurer werdende Güter durch andere billigere zu ersetzen. Früher schon mal Kaffee durch Muckefuck, Benzin durch Holzgas, öl durch Windkraft, Parkett durch Laminat. Unwirtschaftliche Güter können wirtschaftlich werden, wenn das früher kostengünstige, originäre Konkurrenz-Gut im Preis entsprechend ansteigt.

Subsumtion:
Unterordnung eines Artbegriffs unter einen Gattungsbegriff, eines Begriffs mit engerem Umfang unter einen mit weitem Umfang. In der Jurisprudenz das Subsumieren eines Falles unter ein Gesetz. Handelt es sich um Diebstahl oder schweren Diebstahl, wenn das Kaninchen aus seinem Käfig gestohlen wird, der abgeschlossen ist. - Unter ein Thema unterordnen, zusammenfassen. „Das subsumieren wir unter Verluste in Argentinien.”

Subvention:
Die Subventionen für Olivenöl in einigen Mittelmeerländern - das sind Zuschusszahlungen, damit die zu teure heimische Landwirtschaft der Konkurrenz überregional gewachsen ist - hat in den 60er Jahren dazu geführt, dass es mehr öl gab als es nach der Zahl der Olivenbäume hätte geben können.

Superlativ:
„der schönste Turm der Christenheit” (Freiburger Münster, Burkhardt), Positiv (Grundstufe, hoch), Komparativ (Vergleichsstufe, höher als), Superlativ, Höchststufe im Vergleich. Elativ: Höchststufe ohne Vergleich. „Superb” (Sektmarke). „Minimal”, „maximal”.

Surrealismus:
Der Surrealismus will den Realismus, da banal, überwinden. Er hat das Unbewusste, Traumhafte und Visionäre im Blick. Der Mensch sei seinen seelischen Automatismen ausgeliefert, wenn Wirklichkeit und Seelisches verschmelzen. Nährboden für den Surrealismus sind die Lehren Sigmund Freuds. In einem Diät-Film wird ein sizilianische Sprichwort zitiert: „Wer dem Wolf morgens ins Maul schauen will, muss den Baum übers Meer tragen. „ Im surrealistischen Bild oder Text werden präzise, reale Einzelheiten, die es gibt, „surreal” zusammengesetzt.

Symbiose:
Das Zusammenleben mit gegenseitigem Nutzen. Ursprünglich das von Tieren, die unterschiedlicher Art sind und aufeinander angewiesen sind. Putzerfische, die große Fische säubern und von ihnen leben wie diese von den Putzerfischen.

Symbol:
Kreuz für Christentum, Fisch für Jesus Christus, goldener Ring für Treue, wenn er nach dem Weekend fehlt, für Untreue - Allegorie: Glücksgöttin mit Glücksrad für Glück. Konstruiertes Bild mit einem restlichen Gehalt an bildlicher Anspielung, hier das Glücksrad der Fortuna. Die Aphrodite auf der Meeresmuschel: aus dem Meer geborene Göttin der Liebe.
Etwas sinnlich Wahrnehmbares wird zum symbolischen Zeichen dadurch, dass ihm eine Bedeutung auf dem Wege der Konvention zugeschrieben wird. Kreuz, goldener Trauring. Sinnliche Repräsentation eines abstrakten Begriffs, liegende Acht = Unendlichkeit. „Symbol” bedeutet „das Zusammengeworfene”. Zeichen oder Sinnbild, das auf ein Anderes hinweist, das etwas Unsinnliches sein kann. Zwischen dem Symbol und dem Inhalt besteht kein zwingender Zusammenhang, nur ein eingesetzter oder konventioneller. Ein Symbol macht schlagartig Ideen und Ideologien präsent.

Symbolismus:
Er geht den entgegengesetzten Weg als die Kunst, die die Wirklichkeit abbilden oder darstellen will. Dichtung soll keinen praktischen Zweck verfolgen, also didaktische oder ethische Ziele haben noch sich einem Anlass verdanken wie Dank, Lob, Abschied. Man will das reine Gedicht schaffen und auch der Künstler will sich in den Elfenbeinturm zurückziehen oder eskapistisch der eigenen Zeit, Gesellschaft und Kultur entfliehen. Man will die Wirklichkeit verwandeln und durch Suggestion ersetzen. Die sprachlichen Mittel werden so wichtig wie noch nie. Dem Klang und Reim, dem Wortschatz und der Syntax müssen sich musikalische Kräfte entlocken lassen.

Synchronisch:
Vgl. oben, Diachronie

Synkretismus:
Ursprünglich wurde damit der Zusammenschluss zerstrittener Gemeinwesen auf Kreta bezeichnet, die sich zusammenrauften, um einen gemeinsamen Feind abzuwehren. Seit dem Humanismus bezeichnet der Begriff die Verschmelzung von religiösen und weltanschaulichen Lehren und Gedanken, die nicht ursprünglich zusammengehörten sowie die Gleichsetzung verschiedener religiöser Systeme und Gottheiten. Besonders im Hellenismus (die Zeit, als die griechische Kultur und Zivilisation Weltgeltung hatte, besonders zurzeit Alexander des Großen) wurde zielstrebig der Synkretismus zu politischen Zwecken gefordert. Ein wichtiges Merkmal war, die zusammengebrachten Elemente brauchten nicht zu einander zu passen.

System:
Es werden gegenständliche, insofern reale Systeme wie Planetensysteme, unterschieden von gedanklichen Systemen, die vom Menschen geschaffen wurden. Zum Beispiel ein politisches System des Kommunismus oder des Kapitalismus, das als Entwurf existiert und auch höchst konkret sich in der Wirklichkeit darstellen kann.
System ist „das Zusammengesetzte”, das geordnete Ganze, die Anordnung von mehreren Teilen zu einem Ganzen. Eine Sonne mit einem sie umkreisenden Planeten wäre schon ein System. Es müsste sich einer Entwicklung verdanken, die vom Ungeordneten, ja Chaotischen, zu einer Ordnung, zum Beispiel zu einer Ordnung von Natrium- und Chloratom in einfacher Wiederholung, verläuft. Ein Systemcharakter entsteht dann, wenn die einzelnen Elemente ihre „splendid isolation” aufgeben und ihre Merkmale es ihnen erlauben, in Beziehung miteinander zu treten und in diesem Fall einen Salzkristall zu bilden. Zusammensetzung von Elementen, also eine Ordnung, nämlich hier ein Gitter, schließlich ein Ganzes. Das Ganze ist mehr und kann anderes als die Elemente.
„System” ist ein Elementarbegriff, er ist die Antwort der Natur auf das Chaotische als die andere Möglichkeit. Er ist wandelbar und ausbaufähig zu Regelkreis, Hyperzyklus („Zyklische Verknüpfung von Reaktionszyklen”), so die physikochemische Forschung, die zur Entstehung des genetischen Codes als Sieger in einem „Alles-oder-Nichts-Spiel” führt, das schon ein System darstellt von Kombinationsmöglichkeiten der Elemente zu einem jeweiligen Ganzen. Das „Ganze” schließlich wäre dann das universelle Code-Schema, das alle Lebewesen teilen bis zur Komplexität von Gesellschaften und Galaxien. Er wirkt abgegriffen, vor allem als Adjektiv „systematisch.” „Er hat uns systematisch belogen.” In seinem Lügen war eine Ordnung, er log an ganz bestimmten Stellen, sonst aber nicht. „Das hat System”, man entdeckt eine u.U. unangenehme Ordnung, wo man zuvor nur die unangenehme Unordnung wahrgenommen hat.
In der Systemtheorie seit Mitte des 20. Jh. wird der Begriff dynamisiert von statischen Strukturen auf dynamische Prozesse ausgedehnt. Ausgehend von der Biologie und ihren Systemen hat Ludwig von Bertalanffy den Begriff im Rahmen seiner Systemtheorie neu formuliert.
Das offene System nimmt Stoffe von außen auf und gibt welche ab. Wenn die Mengen gleich sind, herrscht Homöostase, Gleichgewicht, Fließgleichgewicht. Wenn dies gestört ist, kann das System ab- oder zunehmen. (z. B. Mästen oder Schlankheitsdiät). Die biologischen offenen Systeme sind aktiv und halten so ihre Organisationsform relativ konstant. Regelvorgänge sorgen dafür, dass die Prozesse im Stoffwechselmilieu kanalisiert ablaufen. Unterschiede bestehen bei diesem Konzept darin, ob man den Organismus völlig von der Umgebung als abhängig sieht, wie bei Bertalanffy, oder als eigenständiges Gebilde, wie bei dem chilenischen Biologen Maturana. Damit ist auch der Systembegriff gemeint, der außerhalb der Biologie, vor allem in der Soziologie fruchtbar wurde, man denke an die Arbeiten Nikolas Luhmann. Die Systeme wirken auf sich selbst zurück.
System, offenes System: der Mensch ist ein offenes System, schon sein Gehirn ist ein offenes System. Ständig fließen Informationen in das Zentralnervensystem ein, die gefiltert, gewandelt und eingeordnet werden. Der Prozess orientiert sich an Hierarchien, wodurch er ökonomischer wird und Bewertungen zulässt.

Tabula rasa:
unbeschriebene Tafel. Die Seele, die noch keine Eindrücke von außen empfangen hat und noch keine eigenen Vorstellungen entwickeln konnte, also etwa die des Neugeborenen, wäre also eine tabula rasa, vergleichbar einer Wachstafel. Diese Vorstellung funktioniert nur, wenn man annimmt, die Seele sei passiv und entwickle sich nur, wenn sie Eindrücke empfängt. Davon geht der Sensualismus aus. Ihm widerspricht die moderne Hirnforschung und Genetik.

Tautologie:
„dasselbe Wort”, ursprünglich eine rhetorische Stilfigur wie „voll und ganz”, „winzig klein”. Etwas wird zweimal gesagt, sogar schon dreimal: „kohlrabenschwarz”. mit sinnverwandten oder sinngleichen Ausdrücken, um die Aussage zu intensivieren. Einfach unbedacht dagegen ist „weißer Schimmel”, „alter Greis”.

Teleologie:
Lehre von der Zweckmäßigkeit und der Zielgerichtetheit, vom Endzweck. In den Naturwissenschaften die Auseinandersetzung, ob die Evolution der Organismen zweckgerichtet erfolgt, also auf einen Endzweck hin von der Natur gebildet worden sind oder nicht. Der Darwinismus mit seiner Annahme von Mutation und Selektion als Teil des Entwicklungsmotors schließt bis heute die Teleologie aus. Stattdessen laufen nur Anpassungsprozesse in der Natur, die für die Zukunft und ihre Zwecke geschehen.
Wenn das Ziel die Handlung bestimmt, liegt Teleologie vor. Ich will in die USA fliegen, das ist mein Ziel. Was ich dazu vorbereitend tue, ist also teleologisch begründet, vom Zweck her. Die Handlungen des Menschen haben meist ein ihm bekanntes Ziel, einen Zweck. Dieser Aspekt ist festzuhalten, denn abstrakt gesehen steckt in dem teleologischen Handeln eine Ursache, eben die Zweckursache. In der Natur ist es nicht so, dass der Fisch sich zwei neue Flossen zulegt, um sein Tempo zu erhöhen. Hier spricht man von Kausalität, die etwas bewirkt, Teleologie gibt es nicht. Ob das, was aus Kausalität entsteht, passend ist für eine bestimmte Entwicklungssituation oder nicht, erweist sich im späteren Verlauf der Evolution. Albinos im Tierreich entstehen aus bestimmten Gründen. Dann muss sich zeigen, ob sie in ihrer Population angenommen werden oder eben nicht, was tödlich für sie wäre. Teleologisch würden sie sich es gut überlegen, ob sie ein auffälliges Kleid riskieren sollen.

Theismus:
Der Glaube an einen Gott. Er unterscheidet sich vom Deismus. Der Theist glaubt an einen außerweltlichen, persönlichen Gott wie der Christ es tut. Der Deist glaubt an einen Gott, der außerhalb der Welt steht und diese geschaffen hat. Er greift aber nicht mehr in das Geschehen ein und überlässt es den Gesetzen der Natur.
Der Theismus behauptet die Existenz eines Gottes, der zwar transzendent aber persönlich und als lebendes Wesen vorgestellt wird. Mit der Schöpfung ist sein Wirken nicht abgeschlossen. Er greift ein, auch durch Wunder. Er ist ewig und allmächtig, der Glaube an ihn ist allerdings ein reduzierender Vernunftglauben, der mit Denknotwendigkeiten seine Offenbarung erweisen will. Der Theismus lässt sich auf den christlichen Glauben beziehen, nicht der Deismus.

Theodizee:
Sie rechtfertigt Gott gegen den Vorwurf, für das Böse und das übel in der Welt verantwortlich zu sein, das er in einer Allmacht nicht hätte zulassen müssen. Gott gibt dem Menschen einen freien oder ziemlich freien Willen und damit die Würde. Daher muss der Mensch auch das Böse akzeptieren.

Theorie:
Grundbedeutung ist das „Schauen”. Es ist das geistige Schauen dessen, was der sinnlichen Wahrnehmung verborgen ist. Sie steht im Gegensatz zur „Praxis”. Die Erkenntnis, die durch Denken gewonnen wird und bestimmte Erscheinungen aus einem Prinzip heraus systematisch in einer allgemeinen Ordnung erfasst. Die Theorie ist umfassender als eine Hypothese, die sich auf einzelne Sachverhalte bezieht und zwar als Vermutung. Die Theorie hat den Wert einer erklärenden These. Atomtheorie, Wellentheorie sind vorläufige Endprodukte umfangreicher Forschung.
Ein durch das schauende Denken gewonnenes System der Verbindung von Tatsachen zu einem widerspruchslosen Zusammenhang von Gründen und Folgen. Gegensatz ist Empirie. Die Theorien stellen das innere Gefüge einer Wissenschaft her.

Transfer:
Werden bestimmte Inhalte beim Lernen oder Denken erworben, können sie unter Umständen auf andere zu lösende Probleme übertragen werden. Der Transfer kann angebracht oder nicht angebracht sein. Je größer die Ähnlichkeit zwischen den Aufgaben ist, umso leichter kann ein Transfer stattfinden. Das Kind überträgt ausgehend von Ähnlichkeiten, Analogien Schemata in der Morphologie, „die Maus, der Maus, die Laus, der Laus”. In der Gesellschaft wird die Autorität einer Person oft von dort übertragen, wo sie angebracht ist, auf andere Sachgebiete, wo sie nicht berechtigt ist. Kompetenz hat immer ihre - mehr oder weniger weiten - Grenzen. Die Autorität des Wahrsagers lässt sich für den, der an ihn glaubt, buchstäblich auf alles übertragen. Der Glaube schafft sich seine Autoritäten, die in der Antike bis zu Fragen von Krieg und Frieden reichten. Gerade wegen dieser verwegenen Autoritätstransfers hat sich die Aufklärung selbst erfunden. Das Individuum soll sich selbst als Sammelstelle für das Wissen ausbilden, das es für seine Belange benötigt und es soll seine Autoritäten in diesem Sinn instrumentalisieren, nicht ihn beherrschen lassen.
Transfer wird auch in manchen Zusammenhängen benutzt, in denen komplexe Inhalte, die strukturell nicht so leicht zu fassen sind, übertragen werden. Der Kulturtransfer von Süd- nach Norditalien im 12. und 13. Jahrhundert ist begrifflich eine abstrakte Kennzeichnung für den Prozess, wenn Friedrich II vielfältige Impulse, Anregungen, Erneuerungen in dieser Richtung angestoßen hat.

Transzendentalphilosophie:
Nach Kants Verwendung nicht das überschreiten der Erfahrung, sondern das, was der Erfahrung vorhergeht als a priori und Erfahrungserkenntnis erst möglich macht. Diese Begriffe liegen außerhalb der Erfahrung, zum Beispiel Kausalität, und daher sei ihre Verwendung transzendental zu nennen. Sehen tue ich nur die nasse Straße und den Wolkenbruch. Das Wörtchen 'weil' sehe ich nicht, es kommt aus meinem Verstand. Die Erkenntnisart von Objekten ist hier also das Thema.

Transzendenz:
transzendent. Was die Grenzen unserer Erfahrung überschreitet. Was außerhalb der natürlichen Welt, die wir mit unseren Sinnen erkennen können, liegt, was das menschliche Bewusstsein übersteigt. Gegenbegriffe sind Immanenz, immanent.

Trieb:
Bestimmte Kennzeichen bestimmen den Trieb und die Triebhandlungen: Nach dem Dampfkesselprinzip steigt der Druck, bis er sich im Sexualakt entlädt. Fortpflanzungstrieb, Mitteilungstrieb. Siehe Trieb, Motiv, Instinkt.

überbau:
Der historische Materialismus unterscheidet den überbau von der Basis. Im überbau finden sich Kultur, soziales Bewusstsein, Politik, der Staat. Mit Basis werden die Produktionsverhältnisse bezeichnet. Das gesellschaftliche Sein der Basis bestimmt nach Karl Marx das Bewusstsein im überbau. Diese Mechanik soll den gesellschaftlichen Veränderungen zugrunde liegen.

über-Ich:
S. Freud bezeichnet damit das, was in der Persönlichkeit eines Menschen das Gewissen ausmacht, die Selbstkontrolle, die sogenannte Idealbildung. Es hat die Funktion, die triebhaften Ansprüche des „Es” unter Kontrolle zu halten. Dazu dienen auch verinnerlichte Normen und das Rationalitätsprinzip.

Das Unterbewusste:
Die „Schicht” in der menschlichen Psyche, die menschliches Fühlen, Erleben, Handeln und Denken beeinflusst, ohne dass der Mensch sich dieses Einflusses bewusst ist. Freud nennt es das „Es”.
Die dem Individuum verborgene Struktur, die aber zu seinem Wesen gehört. In sie kann er selbst nicht ohne fremde Hilfe hineinblicken. Für Freud das zu Analysierende schlechthin. Weil es das „Es” gibt, ist der Mensch nicht Herr in seinem eigenen Haus, wie es anschaulich heißt.

Utilitarismus:
Jede Art von Nützlichkeitsdenken, die sich durchhält, die zur Haltung wird. Eben auch im egoistischen Sinne. In der Ethik bezeichnet er im Gegensatz dazu Handlungen, mit denen ein größtmöglicher Nutzen, das größtmögliche Glück für die meisten Menschen herbeigeführt werden. Also Utilitarismus für alle. Gewichtet werden dabei die Folgen einer Handlung, nicht die Gesinnung, aus der heraus sie geschieht.

Utopie:
Thomas Morus schrieb im 16. Jh. über die neue Insel Utopia, die Insel Nirgendwo. Für Ernst Bloch wurzelt die Utopie, die Vorstellung von einer idealen Gesellschaft, im innersten Kern der menschlichen psychischen Verfassung. Man zählt seit der Antike knapp 3000 utopisch ausgerichtete Texte. Einen nur theoretischen Utopismus lehnte Marx ab, da er nichts bewirkt. Vonnöten sei eine konkrete Analyse der Entwicklungsmöglichkeiten des Gesellschaftlichen, um es zu verbessern.

Validierung:
Die systematische überprüfung, ob die Resultate eines Experiments „stark” und „fest” sind.

Validität:
Die Validität gibt den Grad der Genauigkeit an, mit dem ein Test das, was er messen soll, tatsächlich misst.

Variable:
veränderliche Größe. Gegensatz Konstante. Abhängige Variable, unabhängige Variable. Eine Bonus-Zahlung ist eine abhängige Variable (vom Ergebnis), das Fixum wäre eine unabhängige Variabel (da nur bei Gehaltsfestsetzungen veränderbar).

Verhalten:
Reaktionsweisen werden mit „Verhalten” bezeichnet sowie das nur äußerlich sichtbare Tun und Reagieren von Lebewesen. Verhaltensforschung beschäftigt sich damit, wie sich Lebewesen in natürlicher oder Laborumgebung verhalten. Sie wird auch Ethologie genannt, nicht zu verwechseln mit Ethnologie, Völkerkunde.

Wahrheit:
Die übliche Definition von „Wahrheit” geht auf Aristoteles und das Mittelalter zurück: Adaequatio rerum et intellectus. Wenn die Sachen an den Verstand angepasst oder angeglichen sind, liegt Wahrheit vor. Der Verstand erkennt sie als wahr, wenn sie ihm angeglichen sind. Angleichung der Sachen mit den Sachen ist nicht Wahrheit, sondern Anpassung. Flosse und Flügel sind Sachen, die sich an Sachen angepasst haben.
In vielen Fällen genügt die geläufige Definition „übereinstimmung zwischen Behauptung, Urteil, Aussage und wirklichem Sachverhalt.” Die Wirklichkeit ist das Kriterium für die Wahrheit nur dann, wenn der Intellekt seine Zustimmung gibt.

Welten:
Bei Popper wird die reale Welt in drei Welten, in drei Fundamentalkategorien unterschieden, wobei der Mensch im Mittelpunkt steht. Die subjektive Welt der Empfindungen und Ideen ist abzugrenzen von ihren materiellen Voraussetzungen einerseits und ihren realisierten Produkten, den Kulturgütern der Menschheit, andererseits. Der Mensch kommt aus dem Stofflichen, hat Empfindungen und Ideen, produziert Kultur. Alle drei Stationen füllen Welten, sind äußerst komplex, je Gegenstand seiner Untersuchung und seines Genusses. Vier Schichten setzen unsere Welt zusammen, so bei Nicolai Hartmann: das Anorganische, Leben, Seele und Geist.

Weltformel:
Wenn die Welt alles das ist, was der Fall ist (Wittgenstein), wie sieht diese formelhafte Erkenntnis aus, wenn der Unfall des Unmöglichen an ihre Tür pocht, der sich nicht berechnen und prophezeien lässt. Wenn die Illusion Teil unserer Wirklichkeit ist.
Die Weltformel des kapitalistischen Dagobert ist „Der Dollar macht die Macht”, sein bekanntes Symbol ist das Dollarzeichen im Auge und das malerische Goldsilo. In der Bibel ist es das goldene Kalb, das die Welt erklärt. So gesehen sieht man gleich, dass das nicht richtig ist.
Die Weltformel des Vatikan ist in anspruchsvolles Latein gekleidet. „Urbi et orbi.” Die Welt ändert sich, aber die Formel bleibt beim Alten. Wie beim ersten Gesetz, den Fallgesetzen, die sich bis heute auch nicht geändert haben.
Die Franzosen haben eine Weltformel gefunden, die einen gesund gebliebenen Nationalismus stärkt und nährt. „Jeder hat zwei Vaterländer, Frankreich und sein eigenes”. Die Formel „am deutschen Wesen” war schon deswegen nicht richtig, weil niemand wollte.
Anjola lebt nicht nach einer Weltformel, sondern entdeckt sie mit den Jahren. Zitat: „Mein ganzes Herz habe ich dir geschenkt, mein Herz, meine Arbeitskraft, mein Sparbuch, meinen dicken Bauch, und deinen dafür bekommen, deine Pleiten, deinen Müßiggang am Fußballplatz, deine seltene Art von Treue. Das ist die Formel, ist das Bild. Für diese meine Lebensdaten sollst du in der Hölle braten.”

Wertfreiheit der Wissenschaft:
Es geht um die strikte Trennung von dem, was Wissenschaft, zunächst in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, aber natürlich in den Naturwissenschaften, leisten kann und was sie leisten soll. Ihre gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, Erkenntnisse zu gewinnen, um Entwicklungsmöglichkeiten und deren Konsequenzen aufzuzeigen. Deren Bewertung muss die Politik vornehmen. Damit ist die Wissenschaft auch unabhängig von politisch motivierten Zwecksetzungen, lässt sich aber auch, was besonders überlegt sein will, von ihnen einbinden. Die Diskussion über die Genetik zum Beispiel zeigt, dass die Konzeption einer wertfreien Wissenschaft eher eine Frage als eine Gewissheit ist. - Aus der Volkswirtschaftslehre selbst kann keine Bewertung eines Wohlfahrtsoptimums abgeleitet werden. Letzten Endes ist es nicht das Räsonnement, das zu diesem schönen Gipfelwert führt, sondern die Menschlichkeit des großzügigen Menschen.

Wiener Kreis:
Eine Gruppe von Philosophen, die sich als Nachfolger der Positivisten verstanden. Auch sie lehnten die Metaphysik ab. Ihr Ziel galt der Erforschung der erkenntnistheoretischen Grundlagen der Wissenschaft. Sie wollten eine Sprache begründen, die einheitlich für das gesamte Wissen, als Universalsprache also, taugt und logisch überprüfbar macht. (Sie griffen auf die bewährte Mathematik zurück).

Wirtschaftsordnung:
Es lassen sich zwei Hauptmöglichkeiten vorstellen, die es erlauben, die vielfältigen Bezüge zu organisieren, die das Wirtschaften der Menschen ermöglichen.
Die Befehlswirtschaft. Man kann sie auch Zwangswirtschaft oder Kommando-wirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft nennen. Eine zentrale Verwaltungsstelle plant und weist zu, was produziert wird und wer was verbrauchen darf. Damit hat sie das gravierende Problem der Bewertung zu lösen, das in der Marktwirtschaft über den Markt, das heißt Angebot und Nachfrage und Preis reguliert, wird. Das Steigen und Fallen der Preise wirkt als genauer Gradmesser für die Produktion und den Konsum. In der Marktwirtschaft konnte man somit eine „unsichtbare Hand” annehmen, die die Funktion der Steuerung ideal, nämlich auch billig, übernimmt.

Wissenschaftstheorie:
Sie untersucht die Methoden, Ziele und Folgen, die in den Wissenschaften eine Rolle spielen. Wissenschaftliche Aussagen müssen daraufhin untersucht werden, ob sie Aussagekraft und überprüfbare Gültigkeit besitzen. Das sind auch ethische Fragen, die von der Philosophie zu behandeln wären. Wie müssen Hypothesen aufgestellt werden und wie muss man strategisch vorgehen, um Wissen zu gewinnen. Die Wissenschaftstheorie unterscheidet sich von der Erkenntnistheorie. Diese fragt nach der Wahrheit oder auch nur Richtigkeit von Ergebnissen der Erkenntnis. Sie stellt fest, unter welchen Bedingungen Erkenntnis überhaupt möglich ist.

Wirtschaftspolitik:
Wer den Standpunkt vertritt, die Wirtschaft funktioniere am besten, wenn sie sich selbst überlassen ist, hat mal recht, mal unrecht. Die unsichtbare Hand, die das Marktgeschehen über den Preis steuern soll, ist selbst ohne Wirkung, wenn es nicht der Egoismus der Markt-teilnehmer ist, der alles ausgezeichnet reguliert. Auf der anderen Seite der Polarität steht die zentralgelenkte Wirtschaft. Man sagt ihr nach, dass sie das Engagement ihrer Arbeitnehmer nicht stimuliert, Ressourcen vergeudet, weil der Indikator Preis nicht funktioniert, weil die Planung immer unzureichend und der Komplexität der Wirklichkeit nicht gewachsen ist.
Ein wichtiges Unterrichtsfach ist Wirtschaftspolitik, von den Studenten gerne Wipo genannt. Sie hat sich in der sozialen Marktwirtschaft theoretisch und praktisch schrittweise entwickelt und verfügt über Erfahrungen, die es erlauben, mit Aussicht auf Erfolg in das diffizile Marktgeschehen einzugreifen, um wichtige Ziele zu verwirklichen. Der Staat regelt und gestaltet mit seiner Wirtschaftspolitik die Wirtschaft, ihre Abläufe, Ordnung, Struktur Rahmenbedingungen soweit diese sich durch Interventionen verbessern. Der Wettbewerb ist zu hüten. Prozesse auf dem Arbeitsmarkt zu steuern. Das wichtigste Ziel bleibt: Die Maximierung der gesellschaftlichen Wohlfahrt ist anzusteuern.
Hauptziele dazu sind die des
„Magischen Vierecks”: Stabilität, Beschäftigung, Preisniveau, Wachstum.
Das würde auch eine Utopie gut finden, wenn diese Ziele erfüllt sind, nur auf Wachstum würde sie verzichten müssen, weil Kapitalakkumulation für die immer notwendigen Investitionen zu Verzerrungen führen würde. Das Viereck beschreibt den „steady state” -Wunsch eines Wirtschaftens, das es tatsächlich gegeben hat, wenn mit Wachstum gemeint ist, dass über die erwirtschafteten Investitionen die Abschreibungen ausgeglichen werden (Der Verschleiß an den Maschinen usf. muss ja ersetzt werden). In ihm können sich alle Parteien wiederfinden.

Wohlfahrt, Wohlfahrtökonomie:
Wohlfahrt für alle müsste das Ziel der VWL und deren Politik sein. Direkt darauf lossteuern kann sie aber nicht, weil es da Hindernisse gibt. Man müsste erst einmal wissen, was der Einzelne unter seiner persönlichen Wohlfahrt individuell versteht und wie sie in dem Rahmen eingebettet ist, den Politik und Wirtschaft gestalten. In der Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage die Preise, die eine komplexe Aussage sind und folglich gelesen werden müssen. Aber Einflüsse auf den Markt wie subventionierte Preise, Monopole und spezielle Effekte wie der Veblen-Effekt bewirken, dass der Preis als Indikator nicht immer eindeutig ist. Die Wirtschaft achtet natürlich auf die Zielvorstellungen der Konsumenten. In einer Zentralverwaltungswirtschaft werden die obersten Ziele aber vorgegeben. Zum Beispiel wird der Verteidigungssektor bevorzugt, der Konsumsektor vernachlässigt. Der ostdeutsche Schriftsteller Stephan Heym bemerkte 1989 erbost, dass der Untergang der damaligen DDR verursacht wurde von der Lust auf Bananen und den Angeboten der Ramschtische in Westberliner Kaufhäusern. Das war einseitig und ungerecht, aus Verbitterung. Es war keine Hunger- und Bananenrevolte, aber mit der Bewertung der Sektoren hatte es viel zu tun. Was der Konsumsektor an Gütern hergibt, bestreitet die Wohlfahrt des Einzelnen, der in seinen Möglichkeiten, Ziele zu verfolgen, sich anpassen muss. Es ist ein subjektives Maß, dass da schon mal heißt „den Gürtel enger schnallen.”

Zufall:
Zunächst alles, was nicht aus erkennbarer Notwendigkeit geschieht. Ein plötzlicher Regenschauer. Was uns nicht notwendig vorkommt, scheint willkürlich zu geschehen. Das Kausalgesetz scheint aufgehoben zu sein. Relativen Zufall nennt man den, der nicht voraussehbar ist. Aber für die Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten ist er durchaus berechenbar. Das trifft zum Beispiel beim Würfeln zu. - Zwei Kausalketten, die aufeinandertreffen, wirken zufällig. Oskar geht morgens auf die Straße. Auf einem Haus, das auf seinem Weg liegt, lockert sich eine Dachpfanne. Als Oskar an dem Haus vorbeikommt, löst sich die Pfanne ganz und fällt herunter, trifft Oskar am Kopf. Beide Kausalketten haben nichts miteinander zu tun, sind unabhängig und fallen zufällig bei Oskar zusammen. (Beispiel eines absoluten Zufalls nach Rupert Riedl, tatsächlich bisweilen eintretend: „Durch einen herabfallenden Dachziegel verletzt wurde gestern gegen 13.30 Uhr ein 62 Jahre alter Mann aus Berlin, der als Tourist in Freiburg ist.” BZ 8. Juni 2013).

Zweckrationalität:
Max Weber benutzte als erster diesen Begriff, um ein soziales oder auch technisches Handeln zu charakterisieren, das ausschließlich an rationalen Kriterien orientiert ist. Diese richten sich an der Kosten-Nutzen-Rechnung aus. In der Volkswirtschaftslehre benutzt man diese Eigenschaft, um das Modell des homo oeconomicus auf die Spitze zu treiben. Ohne Emotionen, ohne störende Randbedingungen, ohne Verluste durch Zeit- und Raumbedingungen handelt der ökonomische Mensch nur zum Vorteil seiner Zwecke.